Meckern, Pöbeln, Dampf ablassen – was man im Englischen komplett unter dem Wort “ranting” subsumieren kann – gehören ja zum Bloggen wie Pfiffe zum Fußball. Und darum werde ich mir heute mal das Recht nehmen, meinen Unmut über den Computerhersteller Apple abzulassen. Nichts gegen die Produkte der Firma: das neue iPad beispielsweise, das ich beruflich über die Osterfeiertage testen durfte, ist wunderschön anzusehen, funktioniert im Prinzip auch ganz gut – aber nur, wenn man den hohen Ansprüchen des Hauses Apple als User auch wirklich genügt. Und darum soll es hier mal gehen.
Ergebene Apple-Fans sollten ab hier wegklicken – sie ärgen sich sonst eh’ nur.
Das neue iPad zu kaufen war, trotz der langen Schlangen beim Verkaufsstart, ziemlich problemlos. Dass man Apple-Geräte nicht einfach aus der Schachtel nehmen und einschalten kann, hat man sicher auch schon mal gelesen oder sogar selbst erlebt. Alles, wie schon beim iPhone und iPod gehabt. Dass die Server, über die man sich die letzte Version von iTunes holen muss (ohne die sich das Gerät noch nicht mal einschalten lässt), diesmal nicht zusammenbrachen, sondern nur im Schneckentempo krochen, ist wohl auch als kundenfreundliche Verbesserung zu würdigen. Doch als ich nach einer Stunde Runterladezeit – in der ich mich immer wieder fragen musste, was man bei Apple eigentlich gegen Software-CDs hat (dafür wäre selbst in der schlanksten Verpackung noch Platz) – dann endlich einschalten wollte, kam der nächste Hammer: Mein Mac-OS-Betriebssystem, mit dem mein persönliches MacPowerBook eigentlich ganz gut läuft und das ich, nach meiner Erinnerung, vor gar nicht sooo langer Zeit aktualisiert hatte, ist dem iPad nicht gut genug. Es schreit nach einer neueren Version. Hätte man mich im Apple-Store gleich darauf hingewiesen, dann hätte ich die nötige Software gleich mitgekauft – oder das iPad eben zurückgegeben. Denn als ich dann schließlich, schon ziemlich angefressen (ich hatte eigentlich Besseres vorgehabt, als stundenlang nach dem Ein-Schalter zu suchen), den einzig verfügbaren, weil allerneuesten Upgrade mit dem schönen Namen Snow Leopard gekauft hatte, gab’s die nächste unangenehme Überraschung: Läuft nicht auf meinem MacBook (weil’s dafür einen Intel-Chip braucht); drei Stunden nach dem Kauf ist der Frustlevel auf Überdruck geklettert. Letzter Ausweg: Meine Frau anbetteln, dass ich ihr – neueres – MacBook benutzen darf, das zwar auch den System-Upgrade braucht. Aber wenigstens läuft er hier.
OK. Dass man sich zum iPad-User nur qualifiziert, wenn man religiös die neuesten Apple-Gadgets etc. kauft, hab’ ich inzwischen eingesehen. Ich höre Steve Jobs praktisch brüllen: “Für Idioten wie den sind meine Geräte viel zu schade.” Damit kann ich leben. War schließlich nicht mein Geld, und behalten darf ich das Ding sowieso nicht. Und dass Apple sich nicht scheut, seine eigenen Kunden arrogant abzuwatschen, weiß inzwischen auch jeder.
Aber wie, bitteschön, soll ich verstehen, dass der System-Upgrade, im Prinzip eine Routine-Sache (und so ganz druckfrisch ist die Software ja auch nicht mehr) nun auch den Mac meiner Frau – die ihn ja auch nicht zum Spaß benutzt, sondern als Arbeitsgerät – teilweise funktionsunfähig gekegelt hat? Vom Word-Programm, das anfangs nicht mehr funktionieren wollte (der Software-Patch war dann zwar auf der Snow-Leopard-CD drauf – aber warum installiert er sich dann nicht automatisch?) über das zerschossene Wlan-Netz daheim bis hin zu Quicktime, das nicht mehr als Plugin läuft – nichts als Ärger. Der Telefonkundendienst ist noch ahnungsloser als ich, die einschlägigen Web-Foren sind voller Ratloser mit gleichen Problemen – aber auch hier finde ich keinen brauchbaren Rat. Software-Updates, das Durchforsten der Apple-Download-Seite – nichts!
Wenn andere Anbieter ihre Hard- und Software so kunden-unfreundlich konfigurieren würden, und dann zudem noch wie Apple mit der Telefon-Unterstützung geizen würden, hätte man ihnen schon längst bildlich die Hütte abgefackelt. Und Apple? Apple wird dafür, wie ich erfahren muss, noch angebetet. Mag ja sein, dass die Marke Kult ist – aber vom Kult zur Sekte ist’s nicht weit.
So, nun ist der Dampfdruck wieder erträglicher. Mal sehen, ob ich nun auch die Software-Macken ausbügeln kann. Andernfalls muss mir was Gutes einfallen, damit ich meine zu recht erzürnte Gattin besänftigen kann …
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