Das jedenfalls ist der Tenor eines Beitrags im aktuellen WIRED. Die Frage nach dem Sinn und Zweck der Wissenschafts-PR sich wurde ja auch hier auf den Scienceblogs schon mehrfach diskutiert. Dem Grundgedanken, dass Wissenschaft sich daüber bewusst sein muss, dass ihre Inhalte in einer öffentlichen Debatte anders rüberkommen als in einer akademischen, stimme ich unbedingt zu. Die Frage bleibt aber: Gibt es einen Platz für “Spin-Doktoren” in der Wissenschaftsvermittlung?
Einerseits hat die WIRED-Autorin Erin Biba natürlich Recht, wenn sie beklagt, dass sich Wissenschaftler meist gar nicht bewusst sind, dass ihre rein faktische Argumentation bei der öffentlichen Masse nicht – oder zumindest nicht gut – ankommt:
… someone might find that here’s-the-data-we’re-right attitude patronizing–and worthy of skepticism.
Sie zitiert die PR-Beraterin Kelly Bush mit dem Rat, Prominente als Botschafter der Wissenschaft einzuspannen, die dann in zum Beispiel Talkshows wie Oprah nicht die Fakten rüberbringen sollen, sondern
“They need to make people answer the questions, What’s in it for me? How does it affect my daily life? What can I do that will make a difference? Answering these questions is what’s going to start a conversation. The messaging up to this point has been ‘Here are our findings. Read it and believe.’ The deniers are convincing people that the science is propaganda.”
Dass dies zumindest aus der Sicht einer PR-Spezialistin Sinn ergibt, wird niemanden überraschen. Und dass dies primär eine Form der Geschäftsaquisition für Frau Bush ist, wird einem bei der Lektüre des WIRED-Artikels auch nicht entgehen:
“Until scientists realize they need us, we can’t help them,” Bush says. “They have to wake up and say: ‘I recognize it’s not working, and I’m willing to listen to you.’ It’s got to start there.” Science increasingly must make its most important cases to nonscientists–not just about climate but also evolution, health care, and vaccine safety. And in all of those fields, the science has proven to be incapable of speaking for itself. It’s time for those with true passion to get over the stigma, stand up, and start telling their stories.
Das klingt ja im ersten Moment ganz plausibel. “Selbst der liebe Gott braucht Glocken”, stand an der Tür meines ersten Chefs, der neben einem kleinen Verlag auch eine PR-Agentur betrieb. Eigentlich war ich selbst erst mal PR-Arbeiter, ehe ich Journalist wurde. Und letzlich steht die (kritische) Wissenschaft in Fragen wie Klima, Ökonomie, Gesundheitswesen etc. oft sehr gut geölten PR-Maschinen entgegen. Irgendwie hätte das also etwas mit Fairness und Waffengleichheit zu tun. Aber gerade hierin liegt ein Kern des Problems, das ich mit diesem Vorschlag habe: Wenn Wissenschaft auf die Inhalte und Aussagen einer Kampagnen-PR “gebündelt” werden soll, dann riskiert sie, sich genau zu dem herabzulassen, wogegen sie bisher ankämpfen muss.
Überhaupt: Welche Folgen hätte dies für die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft – vor allem, wenn man bedenkt, dass “PR” inzwischen auf breiter Basis als Synonym für “spin-doctoring” verstanden wird? Sicher, Prominente, die sich zu aktuellen Themen – Politik, Wirtschaft, Umwelt – was auch immer – äußern wollen, gibt es reichlich. Aber könnten sie als Sprachrohre wirklich der Wissenschaft helfen? Oder würde dies die Diskussion letztlich auf einen Popularitätswettbewerb reduzieren, den voraussichtlich nur gewinnen kann, wer die besseren Showmittel zur Verfügung hat? So viele Fragen …
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