Depressionen sind ja ein zu ernstes Thema, als dass man darüber Scherze machen sollte. Obwohl mir zu der folgenden Pressemitteilung der American Associates, Ben-Gurion University of the Negev eine Menge sarkastischer Bemerkungen einfallen würde: Yair Neuman von der Ben-Gurion University hat mit seinem Team ein Software-Programm entwickelt, das anhand der Wortwahl automatisch erkennen kann, ob ein Blogger depressiv ist oder nicht. Warum ausgerechnet Blogger, fragt man sich? Nicht, etwa weil Blogger besonders zu Depressionen neigen (auch hier bitte keine Scherze!) …
Blogger wären vor allem eine gute Testgruppe, weil sie ja zumeist sehr persönlich schreiben – und sehr viel. Wer zudem noch elektronisch verfügbare Texte sucht (unabhängig vom Thema, versteht sich), der findet in der Blogosphäre reichlich Material. Aber wenn ich den Pressetext richtig verstanden habe, dann sind nicht wirklich “Blogger” gemeint, sondern Leute, die sich auf Blogs und Webseiten zu Wort melden. Kommentatoren, würden wir wohl eher sagen.
Was auch immer: Ziel der Software, die bisher nur in englischer Sprache arbeitet ist es, ein automatisches Früherkennungssystem zu entwickeln, das depressive Neigungen – und vor allem auch die daraus resultierende Suizidgefahr – anhand der Ausdrucksweise erkennen kann. Natürlich nicht als “Rasterfahndung” im Web, sondern für Personen, die auf der Suche nach Hilfe in Foren etc. unterwegs sind. Die Software, die auf der 2010 IEEE/WIC/ACM International Conference on Web Intelligence and Intelligent Agency Technology in Toronto (Kanada) vom 31. August bis 3. September vorgestellt werden soll, wählte aus 300.000 Postings auf Webseiten zum Thema geistige Gesundheit die 100 depressivsten sowie die 100 am wenigsten depressiven Schreiber aus; ein Panel aus Psychologen, das diese automatische Diagnose überprüfte, kam zu dem Resultat, dass die Software dabei in 78 Prozent der Fälle richtig lag.
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