Unter normalen Umständen finde ich es ja eigentlich immer zu billig, wenn man Politikern unterstellt, sie würden die “dringendsten Probleme” ihrer Wähler vernachlässigen, nur weil sie sich auch mit einem Thema befassen, das nicht auf einem Dauer-Spitzenplatz der Agenda steht. Aber im vorliegenden Fall fragt man sich schon, was die kalifornische Staatssenatorin Gloria Romero und ihre Kollegen gestochen haben muss, dass sie im Senat des Pleite-Staates in Sacramento einen Gesetzesentwurf durchsetzten, der dem grünlich schimmernden Mineral Serpentin (genauer eigentlich: Serpentinit) den Rang des “offiziellen Gesteins” von Kalifornien aberkennen soll. (So einen “staatstragenden” Symbolstein haben insgesamt 27 der 50 US-Bundesstaaten.)
Das Problem, das die Senatorin mit dem metamorphen Felsmaterial hat, besteht darin, dass es ein Mineralmix ist, zu dem auch Chrysotil gehört – besser bekannt als weißer oder grüner Asbest. Was Geologen dabei aufregt ist, dass diese Assoziation mit der krebserregenden Steinfaser nur unnötige Angst macht: “Es ist ausgeschlossen, dass irgend jemand durch die oberflächliche Berührung mit dieser Art von Gestein beeinträchtigt werden könnte”, erklärt der ehemalige staatliche Geologe Malcolm Ross in der New York Times. “Es sein denn, dass sie es jahrein, jahraus mit einem Vorschlaghammer zerschlagen.” Und wer glaubt, dass all das noch nicht mal die Zeit zum Aufregen wert wäre, der kann hier auf Twitter mitlesen, wie sehr selbst ein kalter, unscheinbarer Stein die Gemüter erhitzen kann.
Foto: California Geological Survey
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