Das ist eigentlich eher eine Binse, das kleine Einmaleins der Wissenschaftstheorie, aber aus aktuellem Anlass (falls jemand nicht nachvollziehen kann, warum Andreas “Andererseits” den Anlass geliefert hat – hier ein weiteres Posting bei Thilos “Mathlog“) wollte ich doch noch einmal wiederholen, was ich schon vor Monaten mal geschrieben hatte: Es gibt einen Unterschied zwischen Glauben und Vertrauen. Umgangssprachlich mögen die beiden Begriffe oft austauschbar verwendet werden, aber eigentlich ist der Unterschied gewaltig: Glauben ist ein Endpunkt im Denken – mehr muss (darf?) ich nicht wissen. Wer fragt, der glaubt schon nicht mehr; in früheren Jahrhunderten konnte die – “falsche” – Frage schon mal auf den Scheiterhaufen führen. Vertrauen hingegen setzt voraus, dass man selbiges jederzeit durch “Prüfen” ablösen könnte – Vertrauen ist ein Vorschuss, der mit Zuverlässigkeit verdient werden muss.
Und während Glauben gefordert wird, ist das Vertrauen etwas, das gewährt wird – einseitig, vom Vertrauenden. Ich wage sogar zu behaupten: Die meisten Wissenschaftler wären extrem unzufrieden, dass man ihnen nur vertrauen würde: Sie wollen verstanden werden, wollen, dass man begreift (wörtlich und bildlich), was sie erarbeitet haben. So jedenfalls ging’s mir noch in jedem Interview mit Wissenschaftlern. Doch Vertrauen ist notwendig, weil niemand alle Arbeiten zu jedem Thema gelesen haben kann. Weil aber jede Arbeit von jemandem gelesen wird, funktioniert das System Wissenschaft. Mehr braucht man dazu eigentlich nicht zu sagen – aber, leider, auch nicht weniger.
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