Sorry, dass ich noch eine Zeitlang eher seichte Themen anbiete – hab’ leider noch vom Umzug zu viel Organisatorisches am Hals. Aber wenn ich mir jetzt einen Urlaub gönnen könnte, dann wäre das irgendwo weit im Süden, mit Strand, Palmen, und vielleicht der einen oder anderen Caipirinha in der Hand … Jedenfalls nicht das, was sich offenbar immer mehr Europäer und Amerikaner unter einem aufregenden Urlaub vorstellen: die wilde Jagd nach Tornados. Ich fand den Film “Twister” zwar ziemlich pathetisch (obwohl die Szene mit der fliegenden Kuh – hier leider etwas verstümmelt – nicht ohne Komik war),
aber ich kann nachvollziehen, dass sich dadurch auch Laien animiert fühlten, mal mit den “Stormchasern” auf die Jagd zu gehen:
Doch aus dem spleenigen Hobby ist offenbar ein echter (wenn auch noch kleiner) Tourismuszweig entstanden, den sich die zwei Touristik-Professorinnen Sonja Wilhelm Stanis und Carla Barbieri von der University of Missouri in Columbia mal genauer angeschaut haben:
“Storm-chasing tours continue to develop as a part of the Midwest’s tourism scene, with tours filling up as much as a year in advance.”
Und das, obwohl der Spaß a) nicht billig ist (wer sich mit einem Tornadojäger durchpusten lassen will, muss zwischen 3000 und 5000 Dollar hinblättern – und das schließt weder Flug/Anreise noch Übernachtung und Verpflegung ein) und b) der Erfolg keineswegs garantiert ist: Gerade mal ein Drittel der befragten Tornado-Touristen bekam tatsächlich eine Windhose zu sehen, die Hälfte sah immerhin eine Trichterwolke (eine Vorstufe zum Tornado), der Rest musste sich mit einem “signifikanten atmosphärischen Ereignis” (was immer man darunter versteht) zufrieden geben – die waren’s aber dann offenbar auch so zufrieden, dass sie am liebsten gleich noch eine Tour buchen würden.
Als ich vor rund 15 Jahren mal so einen wirbelwilden Meteorlogen fragte, ob ich denn auf so eine Tornado-Tour mitfahrfen dürfe, ließ der mich noch abblitzen – das sei sein Hobby, und ich würde ja vermutlich auch keine Wildfremden an meinem Hobbyspaß teilhaben lassen. Naja, bei 5000 Dollar pro Mitreisenden scheint sich da eine ganz neue Spaßkategorie für diese Wetterfrösche aufzutun, und selbst wenn sie nur maximal drei (so viele hätten vermutlich gerade mal auf der Rücksitzbank eines Trucks Platz) Passagiere pro Tour mitnehmen würden, käme bei bis zu zehn solcher Touren pro Saison ein ganz hübsches Extrabudget zusammen …
Andererseits: 5000 Dollar für ein “signifikantes atmosphärisches Ereignis”? Da kann ich auch gleich in New York bleiben – ich hab’ dort noch ein Apartment, auch wenn ich jetzt in Cambridge lebe – und aus dem Fenster gucken: “New York City Battered by Fierce Storm”.
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