Genau! Nicht die Todesopfer durch Abstürze sind hier gemeint, denn das sind erheblich weniger – 685 im Jahr 2009, um genau zu sein. Hier geht es um die Todesopfer, die jährlich indirekt durch den Flugverkehr, genauer gesagt: durch die daraus resultierende Luftverschmutzung verursacht werden. Die Zahl stammt aus dem Paper Global Mortality Attributable to Aircraft Cruise Emissions, das von dem MIT-Aeronautiker Steven Barrett und Kollegen, u.a. von der University of Cambridge, verfasst und in der aktuellen Ausgabe von Environmental Science & Technology publiziert wurde.
Bei den Emissionen, die Barrett und seine Kollegen analysiert haben, handelt es sich übrigens nicht um jene, die bei Start und Landung entstehen, sondern ausgerechnet um die Schadstoffe, die in der Reiseflughöhe von 35.000 Fuß (ca. 10.700 Metern) ausgestoßen werden. Also jene Emissionen, die biser als unbedenklich oder zumindest nicht regulierungsbedürftig angesehen wurden. Aber allein schon aus der Tatsache, dass Starts und Landungen nur einen Bruchteil der jeweiligen Betriebszeit eines Flugzeuges ausmachen und 90 Prozent des Sprits in den unregulierten Luftschichten über 1000 Meter verbrannt werden, ergibt sich, dass der Langstrecken-Ausstoß rund 80 Prozent aller Flugzeug-Schadstoffemissionen ausmacht.
Der Haken ist nur, dass sich diese Emissionen an der Tropopause über den Globus “verschmieren”, also nicht unbedingt dort messbar werden, wo sie abgegeben wurden. Barrett und seine Kollegen fanden durch Messungen und Computersimulationen heraus, dass diese Schadstoffe (primär Schwefel- und Stickoxide) 1. in der Tat bodennahe Schichten erreichen und 2. vor allem in den dicht besiedelten Regionen Asiens, namentlich in Indien und China, den größten Schaden anrichten: Hier schreiben sie den Flugzeug-Abgasen rund 3500 Tote (womit Personen gemeint sind, deren Leben durch die Gesundheitsschäden als Folge der Immissionen frühzeitig beendet wurde) jährlich zu. Denn diese Stick- und Schwefeloxide haben, wie die Forscher berichten, die Eigenschaft, sich mit dem in der dortigen Landwirtschaft besonders intensiv eingesetzten Ammoniak zu einem letzlich tödlichen Feinstaub zu verbinden.
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