Klar, erst mal kostet Mord mindestens ein Menschenleben, und das sollte eigentlich von unermesslichem Wert sein. Doch abgesehen davon lassen sich natürlich auch monetäre Folgen berechnen: Die polizeilichen Ermittlungen, das Strafverfahren, die Inhaftierung, aber auch der volkswirtschaftliche Verdienstausfall (Tote arbeiten nun mal nicht) – all das lässt sich in Geld ausdrücken. Eine Gruppe von Studenten der Iowa State University hat sich mal die Daten von 654 Mordfällen mit anschließender Inhaftierung, die ihr Professor Matthew DeLisi bereits im Jahr 2003 für eine frühere Studie in acht US-Bundesstaaten erhoben hatte, genauer vorgenommen und dabei errechnet: Im statistischen Mittel kostete jeder dieser Morde die Gesellschaft 17.252.656 US-Dollar. Im Extremfall können die Folgekosten dieser blutigen Straftat sogar bis 150 Millionen Dollar gehen. Das Paper Murder by numbers: monetary costs imposed by a sample of homicide offenders ist in der aktuellen Ausgabe des britischen Journal of Forensic Psychiatry & Psychology veröffentlich (wer, wie ich, mangels Abo nur den Abstract lesen kann, muss sich mit dieser Uni-Pressemitteilung behelfen).
Aber muss man eigentlich alles quantifizieren, vor allem, wenn dabei irgendwie der Eindruck entsteht, dass Menschenleben gegen einen materiellen Wert aufgerechnet werden? Eine berechtigte Frage, aber so ganz “inhuman” ist der Ansatz nicht. Der Jura-Professor Marc Cohen von der Vanderbilt-Universität in Nashville (Tennessee) hatte bereits 1998 im Journal of Quantitative Criminology einen Artikel über den “monetären Wert, einen hochgradig gefährdeten Jugendlichen zu retten” (“The Monetary Value of Saving a High Risk Youth”, 14 (1): 5-33) geschrieben. Die Idee dahinter ist, den zumeist auf Strafverfolgung und -Vollzug, nicht aber auf die Vorbeugung (und schon gar nicht die vorbeugende Erziehung und Betreuung von Jugendlichen) ausgerichteten Instanzen der Justiz und Gesellschaft darauf hinzuweisen, dass es auch ökonomisch sinnvoll sein kann und zumeist ist, Jugendliche vor einem Abgleiten in die Kriminalität zu bewahren. Für 17,25 Millionen Dollar kriegt man sicher eine ganze Menge Jugend-Betreuung …
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