Das, so schreibt der Mathematikprofessor Steven Strogatz von der Cornell University in der heutigen Science-Beilage der New York Times (die sich mit wissenschaftlichen Prognosen und Einschätzungen für das Jahr 2011 beschäftigt), könne schon sehr bald die Zukunft sein:
“We’re going to see scientific results that are correct, that are predictive, but are without explanation. We may be able to do science without insight, and we may have to learn to live without it. Science will still progress, but computers will tell us things that are true, and we won’t understand them.”
Wir werden wissenschaftliche Resultate sehen, die korrekt sind, die vorhersagbar sind, aber die unerklärt sind. Wir könnten in der Lage sein, Wissenschaft ohne Erkenntnis zu betreiben, und wir werden lernen müssen, ohne diese zu leben. Wissenschaft wird weiterhin voranschreiten, aber Computer werden uns Dinge lehren, die wahr sind, und wir werden sie nicht verstehen.
Wie gesagt, das schreibt kein Crank oder Spinner, sondern ein Professor für angewandte Mathematik; und Strogatz kann sich dazu noch auf konkrete Beispiele für solche “automatische Wissenschaftler” wie das an der Cornell-Universität entwickelte Programm Eureqa, berufen – ein Programm, das aus Rohdaten, zum Beispiel der Schwingungen eines Pendels, Newtons Gleichungen ermitteln konnte.
Derzeit arbeitet Eureqa an Mustern im Netzwerk der Proteine, die bei der Zerlegung von Nahrung in der Zelle eine Rolle spielen; das Programm ist unter obigem Link übrigens frei zum Herunterladen verfügbar.
Aber wird man denn dann überhaupt noch Wissenschaftler brauchen? Ich denke, dass diese “automatische Erkenntnis” nur ein Teil dessen sein wird, was wir “Wissenschaft” nennen. Und es ist sicher nicht das erste Mal, dass ein bis dahin von hochspezialisierten und -geschulten Köpfen durchzuführendes Verfahren derart automatisiert wird, dass die dabei verwendeten Schritte leicht in Vergessenheit geraten können (schnelles Beispiel: wer weiß noch spontan, wie man im Kopf Quadratwurzeln zieht – und warum soll man es wissen, wo doch eine Taste selbst auf dem biligsten Taschenrechner diesen Job erledigen kann). Diese Robo-“Wissenschaftler” werden uns Daten in einer ganz anderen Aufbereitung liefern, und wir werden der Zuverlässigkeit ihrer Arbeit mehr vertrauen müssen – aber daraus ein Bild der Welt und der Wissenschaft zu machen, wird immer noch eine Aufgabe des entsprechend gebildeten Kopfes sein. Hoffe ich jedenfalls …
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