In ihrer Schlichtheit ist diese Erkenntnis, die man aus dem Paper über Financial Decision Making and Cognition in a Family Context ableiten kann, das James P. Smith von der RAND Corporation gemeinsam mit den Professoren John McArdle (University of Southern California) und Robert Willis (University of Michigan) in der November-Ausgabe des Economic Journal beinahe trivial. Ein bisschen mehr steckt da aber – soweit ich dies aus der RAND-Pressemitteilung lesen kann – schon drin: Ehepaare, bei denen beide Partner über gute Rechenfähigkeiten (“Numeracy” im Englischen, parallel formuliert zur Lesefähigkeit, der “Literacy”) verfügen, sind im Schnitt, wenn sie in die “mittleren Jahre” kommen, deutlich wohlhabender als Paare, in denen beide schon bei einem angeblich simplen Rechentest mit drei Fragen (konkreter finde ich es leider nicht) daneben hauen – 1,7 Millionen Dollar Familienvermögen bei denen, die Rechnen können, nur 200.000 bei denen, die es nicht können. Und falls jetzt jemand vermutet, dass hier halt eine besondere Zahlenbegabung gefordert sei: Die Autoren definieren “Numeracy” als die Rechenfähigkeit, die man normaler Weise in der Schule erworben haben sollte:
Numeracy is the ability to reason with numbers and other mathematical concepts, and are skills typically learned during school.
Doch dieser Aspekt der Studie, die auf den Daten der Health and Retirement Study beruhen, ist nicht wirklich überraschend (und wenn man bedenkt, dass zum Vermögen auch das in den USA – trotz Immobilienkrise – weit verbreitete Eigenheim gehört, sind 1,7 Millionen Dollar als Durchschnittswert nicht mal sooo außergewöhnlich hoch). Das Nicht-Rechnen-Können ist ja oft eher ein Ausdruck eine Abneigung gegen alles, was mit Zahlen zu tun hat, als einer biologischen Schwäche (die es natürlich, vergleichbar zur Legasthenie, ebenfalls geben kann); und wer Zahlen nicht mag, der mag sich auch nicht mit Zinsen und Anlagestrategien befassen, vermute ich mal.
Nein, was mich – ich gehöre ja in die Gruppe der über 50-Jährigen, um die es hier geht, woraus ich mal die Erlaubnis ableite, mich hier subjektiv einzubringen – überrascht hat, ist die ungleiche Rollenverteilung zwischen Mann und Frau. Denn laut der Studie sind Männer in 62 Prozent der Fälle diejenigen, die über die finanziellen Belange der Familie befinden. Was nur scheinbart damit zu erklären ist, dass Männer in dieser Generation typischer Weise auch eine Altervorsprung vor ihren Gattinnen haben (und Alter hier oft noch mit Autorität assoziiert wurde) und eine längere/höhere Ausbildung vorweisen konnten, ergo auch besser für diese Rolle geeignet sein müssten. Aber die Rechenfähigkeit des Gatten ist hier eben nicht entscheidend: Die Hälfte aller Männer, die im Rechentest der Studie total versagten, waren trotzdem die Finanzentscheider ihrer Familien. Allerdings, so sei hinzu zu fügen, nimmt dieser Bias in den jüngeren Generationen ab.
Aber in jedem Fall werde ich mir diese Studie – naja, den Pressetext, denn an den Artikel selbst komme ich ohne teures Abo nicht ran – in die Schublade legen, damit ich eine gute Antwort habe, wenn mich mein Sohn das nächste Mal fragt, warum er sich denn in der Schule mit dem rechnen Lernen herumplagen muss: Wer nicht rechnen kann, der wird auch nicht reich.
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