Ich muss mir ein Trollfutter-Virus eingefangen haben. Nach Rauchverboten und Homöopathiestudien komme ich nun mit einer Neuauflage der Diskussion um die Handystrahlung daher, über die ich mich zuletzt hier ausgelassen hatte. Den aktuellen Anlass dafür liefert (auch das fällt unter die Kategorie “déja vu”) die New York Times, wo der Digital-Kolumnist und Wirtschaftsprofessor Randall Stross (von der San José State University einen der derzeit am meisten weitergeschickten Beiträge veröffentlicht hat: Should You Be Snuggling With Your Cellphone?
Dieser Beitrag wiederum wurde durch das im September veröffentlichte Buch Disconnect angestoßen, in dem die Epidemiologin Devra Davis (die, wenn man Wikipedia vertrauen darf, gewiss nicht auf der Brennsuppe daher geschwommen kommt) noch einmal die “nicht gefestigte” wissenschaftliche Erkennnislage bemüht und warnt, dass die Folgen der – nachweislich vorhandenen, aber weit unter den Grenzwerten der Federal Communications Commission liegende – Radiowellen-Strahlung für das Hirntumor-Risiko vor allem jüngerer User stark unterschätzt werden.
Der Kolumnist Stross zitiert in seinem Beitrag auch Henry Lai vom Department of Bioengineering der University of Washington eine “Datenbank mit 400 Papern über mögliche biologische Effekte durch Strahlung drahtloser Kommunikation” zusammengestellt hat und darin fand, dass rund 67 Prozent der unabhängig finanzierten Studien einen solchen Effekt bestätigt hätten – und immerhin noch 28 Prozent der Studien, in die Gelder der Mobilfunkindustrie geflossen waren. “Das ist nicht trivial”, wird Lai hier zitiert.
Dass die Interphone-Studie lediglich einen schwachen Zusammenhang bei extrem hoher Nutzungsdauer gefunden feststellen konnte, wird auch in der NYTimes-Story ausdrücklich erwähnt. Doch in jedem Fall raten selbst FCC und Gerätehersteller, einen zu engen Körperkontakt mit den Handys zu vermeiden – wer sich sein iPhone dauerhaft ans Ohr pappt, der hat offenbar die Bedienungsanleitung nicht richtig gelesen:
“Falls bei Betrieb am Körper getragen, können die SAR-Messwerte des iPhone die FCC-Richtlinien überschreiten, wenn es weniger als 15 Millimeter (5/8 Zoll) vom Körper entfernt positioniert wird. (…) Für körpernahen Betrieb das iPhone mindestens 15 Millimeter (5/8 Zoll) vom Körper entfernt halten und nur Tragetaschen und Gürtelclips oder -Halter benutzen, die kein Metall enthalten und einen Abstand von mindestens 15 Millimeter (5/8 Zoll) zwischen iPhone und Körper einhalten.”
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