Bis zum Hals steht den Bewohnern einiger Ecken in Norfolk, Virginia, das Wasser zwar noch nicht, aber nasse Füße (oder abgesoffene Autos) haben sie hier schon mal: Seit Anfang der 30-er Jahre ist der Pegel im Viertel Larchmont um fast 37 Zentimeter gestiegen, und das heißt, dass bei Springfluten einige Straßen unter Wasser stehen. OK, ein Teil dieses Anstiegs ist relativ, denn Larchmont wurde auf trocken gelegtem und aufgefülltem Marschland gebaut, dessen Boden sich seither langsam absenkt; der befürchtete Anstieg des Meeresspiegels durch globale Erwärmung und Gletscher-Schmelze spielt hier vermutlich nur eine untergeordnete Rolle – aber die Bewohner hier können jedenfalls die Ängste der bedrohten Inselstaaten nachempfinden: “Wir sind an der Front des Klimawandels”, zitierte die New York Times in einem Artikel am Freitag den Anwohner und freien Wissenschaftsjournalisten Jim Schultz. “Niemand, der hier ein Haus besitzt, ist ein Skeptiker.”


Was nicht heißen soll, dass sich Virginia plötzlich zur Heimat der Klimawarner gewandelt hat – der hiesige Generalstaatsanwalt (mit Landesjustizminister-Rang) Ken D. Cucinelli versucht nach wie vor, auf der Basis eines sehr unspezifischen Vorwurfs des Missbrauchs von Steuergeldern gegen den Klimaforscher Michael Mann und seinen früheren Arbeitgeber, die University of Virginia, vorzugehen. Und nein, die betroffenen Anlieger fordern nicht vorrangig den verstärkten Kampf gegen Umweltverschmutzung und globale Erwärmung, sondern erst mal “nur” Schutzmaßnahmen in ihrem Viertelk gegen die Flut, und hier zuallererst die Erhöhung des von Hochwassern bedrohten Straßenniveaus um 18 Zoll, also knapp 46 Zentimeter.

Doch von den Millionen, die das kosten wird, kann letztlich nur eine kleine Gruppe von Hauseigentümern, deren Immobilien damit allerdings nur temporär geschützt werden – aber vielleicht lange genug, bis sich ein (naiver?) Käufer findet. Und darum ist es für William “Skip” Stiles, den geschäftsführenden Direktor der Umweltschutzorganisation Wetlands Watch auch nur “rausgeschmissenes Geld”. Aber zumindest wissen einige Menschen in Virginia nun, was ein steigender Meeresspiegel für ihren Alltag bedeuten wird. Und wer weiß, vielleicht entwickelt das ja eine neue politische Dynamik.

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Kommentare (1)

  1. #1 BreitSide
    28. November 2010

    Jaja, wie üblich: erst wenn es ans eigene Leder geht, wird der Eine oder Andere gescheit. Das Hemd ist doch allemal näher als die Jacke…