Sagt eine neue Studie, die von der Soziologin Pamela Herd auf der Basis von Daten der Wisconsin Longitudinal Study erstellt und unter dem Titel Education and Health in Late-life among High School Graduates in der aktuellen Ausgabe des Journal of Health and Social Behaviour veröffentlich wurde. Und zumindest laut der Pressemitteilung der University of Wisconsin sieht die Autorin den Zusammenhang unmittelbar in dem, was (und wie gut) Schüler – in diesem Fall rund 10.000 Highschool-Absolventen des Jahres 1957 gelernt haben, und wie gesund sie dann später im Leben sind:
Herd’s findings showed that the higher a study participant’s high school rank was, the lower the probability that participant experienced worsening health between 1992 and 2003, when the class members neared retirement age.
Aha, je besser das Abschneiden als Oberstufenschüler, desto gesünder bei Erreichen des Rentenalters (in diesem Fall also zwischen 1992 und 2003). Ergo: Guten Noten sind gesund – oder vielleicht doch nicht? Ich trau’ mich fast nicht, es auszusprechen (weil’s so trivial ist) – aber könnte es nicht sein, dass es nicht die Noten – und vor allem: der dafür erlernte Unterrichtsstoff, wie Pamela Herd vermutet – sind, denen die gute Gesundheit zuzuschreiben sind, jedenfalls nicht direkt: Dafür, dass gute Resultate in der Schule in einem positiven Verhältnis zum späteren wirtschaftlichen Erfolg im Leben stehen, gibt es bereits Belege, und dass vor allem im amerikanischen Gesundheitssystem ein Zusammenhang zwischen den persönlichen finanziellen Ressourcen und der medizinischen Versorgung zu erkennen ist, dürfte auch nicht weiter überraschen. Und in gewisser Weise können selbst die guten Noten manchmal die Folge und weniger die Ursache materiellen Wohlstands sein (nur ein paar schnelle “Talking-Points” hierzu: die Verfügbarkeit von Nachhilfelehrern; die Verfügbarkeit vonLehrmitteln; Schüler aus ärmeren Familien mussten, vor allem in den 50-er Jahren, zum Lebensunterhalt beitragen und konnten sich nicht alleine auf die Schule konzentrieren; Schulen in wohlhabenderen Bezirken sind in aller Regel, dank höherer Steuereinnahmen und besserer politischer Repräsentation, auch besser mit Lehrern und Mitteln ausgestattet).
Ohne Abo kann ich das Paper (bisher) nicht selber lesen, und vielleicht hat der Pressetext etwas Wesentliches weggelassen; denn ganz so platt wie ich hier vermute sollte der Denkfehler eigentlich nicht sein, denn andernfalls hätten das ja die Journal-Reviewer merken müssen. Aber wie schon gesagt: Aus dem, was ich bisher weiß, wird der kausale Zusammenhang zwischen Noten und Gesundheit nicht automatisch erkennbar. Eigentlich schade, denn das hätte dem Spruch, dass wir nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen, eine weitere und tiefere Dimension gegeben.
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