Was sicher bei all dem IQ-Potenzial, das in einem Wissenschaftsumfeld wie den Scienceblogs zu erwarten ist, wie ein Schlag unter die maskuline Gürtellinie wirken muss. Aber so steht’s ellenlang und in wortreicher Ausführlichkeit über einem Paper, das im Journal Evolution and Human Biology erschienen ist: Men’s facial masculinity predicts changes in their female partners’ sexual interests across the ovulatory cycle, whereas men’s intelligence does not. Das Paper selbst muss ich mir erst noch andertweitig besorgen (wie’s halt so ist, wenn man sich keinen Abo-Zugang leisten kann), aber ich gehe davon aus, dass zumindest die Fakten, wie sie dieser Pressemitteilung aufgeführt sind, stimmen werden; hierfür wurde ausdrücklich eine Co-Autorin der Studie, Christine Garver-Apgar vom Institute for Behavioral Genetics and der University of Colorado in Boulder, als Quelle genannt.
Ich will mal versuchen, die Aussagen – die auf Interviews mit 66 heterosexuellen Paaren im Alter zwischen 18 und 44 Jahren beruhen (und daher vielleicht manchmal auf statistisch etwas wackeligen Beinen stehen dürften) – so knapp und neutral wie möglich zusammenzufassen: Bei vielen Frauen verschieben sich während ihrer fruchtbaren Tage die Vorlieben für das, was sie an einem Mann anziehend finden – Männer mit Macho-Gesichtern a la George Clooney (warum eigentlich immer nur der? Liebe Leserinnen, nennt mir bitte noch ein paar weitere Auswahl-Beispiele für sexy Macho-Männer) werden dann in ihren Augen deutlich attraktiver als ihre nicht so markant aussehenden Partner. Hier ist zu unterscheiden zwischen einem im ansprechenden Gesicht (“hübsch” sagt man bei Männern ja nicht unbedingt) und einem Macho-Gesicht; nur Letztere punkten in den hormonell aufgeladenen Tagen. Wobei dies nur für die sexuelle Attraktion gilt; als Mann fürs Leben würden Frauen diesen Typ nicht unbedingt bevorzugen – es sei denn, sie stehen sowieso auf diese Art Mann: Wie zu erwarten, tritt diese “Wertverschiebung” weg vom Partner nur bei Frauen auf, die nicht eh schon Mr. Macho daheim haben.
Dieser Zusammenhang wird damit erklärt, dass die Macho-Merkmale – allen voran eine hohe Symmetrie, gepaart mit kantigem Kinn und ausgprägter Braue – ein Indiz für gesunde Gene sind, und dass Frauen in den fruchtbaren Tagen stärker auf solche subtilen genetischen Signale anspringen. Das war auch schon vor dieser Studie bekannt. Als bekannt galt aber auch, dass die Intelligenz des Mannes ebenso ein fortpflanzungsrelevantes Merkmal sei, dass Frauen also in ihren “heißen” Tagen dann auch intelligente Männer entsprechend attraktiver finden. Und dafür fanden Christine Garver-Apgar und ihre Kollegen Steven W. Gangestadt und Randy Thornhill in ihren Interviews zumindest keine Beweise, zu ihrer eigenen Verblüffung:
“That we didn’t find any effect of men’s intelligence on their partners’ sexual interests across the cycle is important because some evidence suggests that intelligence associates with genetic quality.”
(Christine Garver-Apgar)
Nun ist, wie man so sagt, der fehlende Nachweis noch kein Nachweis des Fehlens. Die Annahme, das auch Intelligenz ein Ausdruck eines gesunden genetischen Rüstzeugs ist, gilt bis zum Beweis des Gegenteils. Und wenn die Empfänglichkeit der Frauen (jaja, das war ein Wortspiel) für solche genetischen Signale in der fruchtbaren Phase ihres Zyklus höher ist, dann müsste eigentlich auch ein solcher “Fruchtbarkeitseffekt” für Intelligenz auftreten. Für die Forscherinnen und Forscher heißt das: weiter suchen. Und für uns Nerds heißt das: die Überzeugung nicht aufgeben, dass unsere inneren Werte doch irgendwie durchscheinen.
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