Ahh, eigentlich sollte dieser Eintrag schon vor mehr als einer Stunde fertig sein, aber ich bin leider durch interessante Dokumente aufgehalten worden …
Ich wohne zwar schon seit einigen Monaten im Großraum Boston, hatte aber bisher noch keine Zeit gefunden, die John F. Kennedy Presidential Library & Museum zu besuchen. Und vermutlich wird das auch so schnell nicht geschehen, obwohl sie nur zehn U-Bahnstops, also etwa 20 Minuten, von meiner Wohnung entfernt liegt. Warum? Weil ein Cumputer in Armlänge von mir entfernt steht, und dies nun der schnellere Weg ist, die Dokumente der Sammlung zu sehen: Die JFK Library ist nun digitalisiert und online zu erforschen.
Tja, und kaum dass ich dies heute Morgen in der New York Times gelesen hatte, saß ich schon am Bildschirm. Muss wohl daran liegen, dass ich in der heißen Phase des Kalten Krieges aufgewachsen bin (und mich daher für diese historische Epoche aus ganz persönlichen Gründen interessiere), aber auch daran, dass die Erschütterung der Erwachsenen über die Ermordung Kennedys – ich war damals fünf Jahre alt – zu meinen frühesten “politischen” Erinnerungen zählt.
Und so habe ich einfach mal gestöbert, und ein paar Kuriosa und Kleinodien gefunden – wie etwa den Entwurf der Rede, die Kennedy bei seinem Besuch in Berlin auf dem Balkon des Schöneberger Rathauses gehalten hatte und auf dem er sich selbst handschriftlich (neben seiner historischen Anbindung an das selbstbewusste “civis romanus sum” des Apostel Paulus) die Aussprache “Ish bin ein Bearleener” notiert hatte:
Oder die Glückwunschtelegramme, die Konrad Adenauer und Walter Ulbricht zu Kennedys Amtsantritt am 20. Januar 1960 geschickt hatten. Adenauer war zwar schneller (sein Telex landete am Morgen des 20.1. auf dem Tisch des neuen Präsidenten – Ulbrichts Kabel traf erst am frühen Morgen des 21. ein), aber dafür enthält sein Text durchaus peinliche Tippfehler, denn er schickt die Grüße der “Regierung der Bundesrepublok” (sic), die sich der “schicksalhaften Berbundenheit” (sic) mit den USA bewusst sei.
Andererseits hatte der DDR-Staatsratsvorsitzende sich die Mühe gemacht, seinen Text ins Englische übersetzen zu lassen (oder war er’s selber? Ich glaub’s aber nicht), wohl um ihm eine bessere Chance auf eine Antwort zu geben.
Genützt hat es ihm nichts – Kennedys Außenminister Dean Rusk sah in einem
Ulbrichts Telegramm als einen “Akt extremer Impertinenz” und warnte davor, auch nur den Erhalt des Telegramms zu quittieren oder zu vermerken, da dies bereits als eine Anerkennung der DDR ausgelegt werden könne.
Für Naturwissenschaftler als zeitgeschichtliches Kuriosum interessant wäre vielleicht dieser Brief vom 19.5.1961 (knapp einem Monat nach dem Schweinebucht-Fiasko), in dem Leo Szilard um ein Treffen mit Kennedy ersucht, in dem er dem Präsidenten vor dessen Europareise über die “konstruktive Reaktion seitens Chruschtschow zum Thema Rüstungskontrolle und vergleichbare Fragen” berichten will, die Szilard aus einem Gespräch im Oktober 1960 mit dem Sowjetboss in New York erfahren hatte:
Die Schweinebucht war eines der schlimmsten Debakel, das – obwohl noch von seinem Vorgänger Dwight D. Eisenhower eingefädelt – Kennedys Amtszeit überschattete. In dieser – hier nur in Auszügen verfügbaren – Telefonaufzeichnung vom 2. März 1963 unterhält sich JFK mit seinem Bruder, dem Justizminister Robert F. Kennedy, über seine Bedenken, dass der Untersuchungsausschuss unter dem Vorsitz des demokratischen Senators John Stennis dahinter kommen könnte, dass Kennedy für den Morgen des 19.4.1961 den Einsatz des Flugzeugträgers Essex autorisiert hatte, um den CIA-Invasionstruppen für eine Stunde Feuerschutz zu gewähren. Um seinen Bruder aufzumuntern, erinnert ihn RFK an seine hohen Populartätswerte und macht Witze über die Popularität des New Yorker Gouverneurs Nelson Rockefeller (“ein Rockefeller-Cocktail … ist das gleiche wie ein gewöhnlicher Cocktail, kostet aber 15 Prozent mehr”):
O-Ton hier; für die
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Aber wer nun wissen will, ob nun wirklich etwas zwischen JFK und Marilyn Monroe war, der hofft vergebens: Zum Stichwort “Marilyn Monroe” produziert die digitale Bibliothek exakt Null Einträge.
Foto via Wikimedia Commons (public domain)
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