Eigentlich sollte Wikipedia zum Egalitärsten gehören, das wir kennen: Jeder kann mitmachen, unabhängig von Alter, Sprache, Geschlecht – sogar unabhängig von Fachwissen, wie sich immer wieder mal zeigt. Doch in der Realität ist die nun zehn Jahre alte Web-Wissensseite ein ziemlicher Männerverein: Weniger als 15 Prozent der Autoren – und hier ist das Maskulinum als generische Form nun wirklich angebracht – sind Frauen. Und das, wie ich fürchte, hat nichts damit zu tun, dass Frauen in der Wissenschaft nun mal unterrepräsentiert sind. Denn Wikipedia ist nicht nur Wissenschaft; sie hat Platz für Barbie und für Barbiturase, der Themenbogen spannt sich von Abendgarderobe bis Zyklotron, quer durch alles, was Männer und Frauen interessieren kann.
Über die möglichen Gründe für diese Geschlechter-Disparität wird in einem Artikel auf der Titelseite der New York Times ausgiebig geschrieben; offenbar ist diese 85-zu-15-Geschlechterratio auch in vielen anderen partizipatorischen Bereichen, von Leserbriefen bis hin zur politischen Beteiligung, zu finden; Wikipedia reflektierte demnach also nur die soziale Realität.
Aber ist das alles? Neigen Frauen im Großen und Ganzen weniger dazu, Ihre Meinung groß zu verkünden, ihr Wissen breit zur Schau zu stellen? Oder sind hier noch andere Mechanismen im Spiel, die Wikipedia aus sich heraus für Frauen weniger interessant oder zugänglich machen? Anders gefragt: Was müsste sich ändern, dass Wikipedia kein vorrangiges Männervergnügen mehr bleibt?
Kommentare (38)