Im Inneren unserer Erde rotiert ein enormer Dynamo: Der feste (zumeist aus Eisen und Nickel bestehende) Erdkern ist in dem ihn umgebenden flüssigen Teil des Erdkerns relativ beweglich gelagert und dreht sich ein bisschen schneller als der Rest der Erde. Unter anderem erzeugt dies das Magnetfeld, das unsere Erde umgibt. Doch das bisher angenommene Tempo dieser vorauseilenden Rotation schien dem zu widersprechen, was man ansonsten über die Struktur des Erdkerns wusste: Der feste Kern wächst langsam, aber stetig, durch Verfestigung von Material aus dem ungebenden Flüssigkern. Und dabei haben sich nachweisbare, hemisphärische Strukturen ausgebildet. Doch wenn der innere Kern tatsächlich mit dem bisher vermuteten Tempo – man ging von einem Vorsprung von etwa einem Winkelgrad pro Jahr aus – rotieren würde, dürften sich solche Strukturen eigentlich nicht ausbilden, da sie bei diesem Tempo gewissermaßen “verschmiert” würden. Konsequenter Weise lässt sich die nachweisliche Existenz dieser Hemisphären nur mit einer langsameren Vorausrotation erklären, folgerten Lauren Waszek, Jessica Irving und Arwen Deuss. Und in der Tat konnten die drei Forscherinnen in der aktuellen Ausgabe von Nature Geoscience ein Paper veröffentlichen, das anhand seismischer Messungen belegt, dass diese Rotationsgeschwindigkeit bisher enorm überschätzt wurde: Statt einem Grad im Jahr sind es eher 0,1 bis 1 Grad in einer Million Jahre.
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