Prämabel: Ich räume ein, dass allein schon der Ausdruck von Überraschung darüber, dass attraktive Frauen – wie sie durch den Typus des Hollywoodstars verkörpert werden – sich wissenschaftliche Lorbeeren verdienen können, als ein Zeichen des veralteten, antifeministischen Vorurteils gewertet werden könnte, das weibliche Schönheit als antithetisch zur weiblichen Intelligenz sieht. Dass dies nicht stimmt, weiß ich zwar aus eigener Erfahrung: Ich habe im Laufe meines Berufslebens viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler getroffen und interviewt, und nie auch nur einen Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen dem Aussehen und der Qualifikation finden können. Aber Anekdoten sind, wie wir immer betonen, keine Daten … Darum also nochmal zur Vorsicht: Alles, was jetzt kommt, hat nichts damit zu tun, dass ich attraktiven Frauen keine Intelligenz zutraue, sondern bezieht sich nur auf meine Überraschung, dass einige Frauen, die eine erfolgreiche Hollywood-Karriere vorzuweisen haben, daneben auch noch ein respektables akademisches Portfolio zusammentragen konnten.
Und wenn auch das als Rechtfertigung für diesen Blogeintrag nicht akezptabel ist, dann schieb’ ich die Schuld einfach auf die New York Times, die in ihrer heutigen Science-Beilage mit From the Lab to the Red Carpet das Thema in die Diskussion eingebracht hat. Der Artikel findet sein raison d’être im Oscar® für Natalie Portman, die als Schülerin eher für eine wissenschaftliche Karriere prädestiniert schien (sie schaffte es mit einem Umweltschutz-Projekt in die Endrunde der Intel Science Talent Search). Später studierte sie Neurowissenschaften an der Harvard-Universität.
Sie ist in guter Gesellschaft: Mayim Bialik, die in der TV-Erfolgsserie The Big Bang Theory Amy Farrah Fowler, die Neurobiologin und Freundin (?) von Sheldon Cooper (Jim Parsons) spielt, ist im richtigen Leben … ein promovierte Neurologin, mit Abschluss (2007) am Intellectual and Developmental Disabilities Research Center der University of California in Los Angeles. Danica McKellar, die ebenfalls eine Nebenrolle in der Big Bang Theory hatte, aber einem deutschen Publikum ansonsten vermutlich wenig bekannt sei dürfte (vielleicht allenfalls noch durch eine Rolle in The West Wing), hat nicht nur einen Summa-cum-laude-Abschluss in Mathematik (BS), sondern auch die Ko-Autorenschaft eines
über Percolation and Gibbs states multiplicity for ferromagnetic Ashkin-Teller models on Z2 vorzuweisen, veröffentlicht 1998 im Journal of Physics A: Mathematical and General; ihr Name ist im darin beschreibenen ‘Chayes-McKellar-Winn-Theorem’ verewigt. Und ganz nebenbei ist sie Autorin zweier Jugendbücher über Mathematik (Math Doesn’t Suck, Kiss My Math) und hat – wie auch hier bei Jörg Rings schon erwähnt – eine Erdös-Zahl von 4.
Nicht unerwähnt bleiben durfte hier natürlich die aus Österreich ausgewanderte Hedwig Eva Maria Kiesler, die unter dem Namen Hedy Lamarr zur Hollywood-Sexgöttin aufgestiegen war. In einschlägigen Fachkreisen ist sie allerdings besser bekannt als die Mitinhaberin des US-Patents 2.292.387 für ein Signalverschlüsselungsverfahren, das bei der Torpedosteuerung eingesetzt wurde.
Ein Name, der in der New York Times nicht auftaucht, muss hier aber unbedingt noch ergänzt werden: Lisa Kudrow, die leicht dusselige New-Age-Blondine Phoebe Buffay aus der TV-Serie Friends, hat nicht nur Biologie studiert, sondern acht Jahre lang an der Seite ihres Vaters Dr. Lee N. Kudrow, einem Kopfschmerz-Spezialisten aus Encino (Kalifornien) gearbeitet und sogar im Journal Cephalalgia ein Paper mit ihm veröffentlicht, das belegt, dass es keinen Zusammenhang zwischen Linkshändigkeit und Migräne gibt.
Wenn das den Machos mal keine Kopfschmerzen breiten wird …
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