So etwa hätte ich wahrscheinlich, wenn ich noch für ein bestimmtes, großvierbuchstabiges Tagesmedium arbeiten würde, das Resultat des Papers
zusammengefasst, das in der aktuellen Ausgabe von Evolutionary Psychology veröffentlicht wurde. Der Zusammenhang zwischen Stimmlage und sexueller Attraktivität – je tiefer die Männerstimme und je höher die Frauenstimme, um so erotischer werden sie wahrgenommen – ist ja beinahe intuitiv plausibel, und den Kurzschluss von der Attraktivitat zur Aktivität könnte man auch leicht verkaufen. Das steht zwar so nicht da, denn das Paper sagt nichts darüber aus, wie treu oder untreu die Stimmen-Inhaber tatsächlich sind, sondern nur, was andere, die diese Stimmen hören, ihnen zutrauen.
Aber das nur am Rande (und um meine aufmerksamkeitsheischende Überschrift zu rechtfertigen – sorry!) Aber was mich an dem Paper tatsächlich beschäftigt, ist das folgende Problem: Da wird nun einerseits festgestellt, dass sexuell attraktivere Stimmlagen (tiefe beim Mann, hohe bei Frauen) tatsächlich bei Zuhörern den Effekt haben, dass sie den entsprechenden Männern/Frauen eine größere Neigung zum Fremdgehen unterstellen. Und da sexuell attraktive Männer beziehungsweise Frauen auch, wie aus anderen Studien tatsächlich nachweisbar war, sexuell aktiver – auch außerhalb der eigenen Partnerschaft – sind, sei dies eine (vermutlich evolutionär entstandene) Schutz- oder Warnreaktion. Denn schließlich sei Untreue mit hohen Kosten für die Partnerschaft und das betrogene Individuum verbunden, ein entsprechender Schutzmechanismus also eher plausibel.
Letzteres heißt aber doch eigentlich, dass die derart ausgestatteten (potenziellen) Partner dadurch eher unattraktiver werden müssten: “Achtung, lass die Finger vom dem, der geht eh’ nur fremd!” Warum sind tiefe Männerstimmen und hohe Frauenstimmen dann überhaupt “attraktiv” = anziehend?
Ich fürchte mal, die Sache ist eher umgekehrt: Wir gehen einfach davon aus, dass Personen, die wir nicht als attraktiv empfinden, auch keinen Sexualpartner/keine Sexualpartnerin finden werden. Und da zum (konventionellen) Sex immer zwei gehören, droht denen auch nicht die Versuchung zum Fremdgehen. Oder, mit anderen (musikalisch unterlegten) Worten:
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