Gerade letzteres ist sicher ein relativ überzeugendes Argument für diesen Übertragungseffekt. Obwohl ich andererseits natürlich skeptisch bleibe, ob die Empfänger wirklich glauben, dass dieses Objekt sie selbst verändern – beispielsweise zu besseren Gitarristen machen – kann. Aber dass der Kontakt zumindest das Objekt (materiell und/oder immateriell) und damit dessen Wertschätzung verändert, halte ich für plausibel. Dass der Wertzuwachs allein durch diesen Kontakt so enorm ist, überrascht jedoch immer wieder: Bei der weiter oben bereits verlinkten Auktion von Gegenständen aus dem Besitz von Jackie Kennedy-Onassis wurden ganz gewöhnliche, billige Einmachgläser – die vermutlich nur in der Küche des Ferienhauses bei Hyannis Port herumstanden und nie eine “historische” oder sonst eine Rolle gespielt haben dürften – für tausend Dollar ersteigert. Und ein ausgespuckter Kaugummi von Britney Spears war einem Fan mal happige 14.000 Dollar wert

Letztlich kann ich mich sogar selbst als Kronzeugen dafür anbieten, dass es eine Rolle spielt, wie “persönlich” der mit der Berühmtheit assoziierte persönliche Gegenstand tatsächlich war. Ich habe vor etwa 15 Jahren diese gebrauchte und damals knapp acht Jahre alte Gitarre erstanden, die in schwarzem Filzschreiber eine eigenhändige und datierte Unterschrift von Buddy Guy (hey, wenn Ihr mit dem Namen nichts anfangen könnt, dann ist das nicht mein Problem!) trägt:

i-9920a28caa81b20e36623929ab40b0d2-LesPaul-thumb-550x346.jpg

Wenn ich nun im Glauben daran, dass wenigstens ein bisschen vom Talent dieser Chicago-Blues-Legende auf mich abfärben könnte, einen Star-Bonus dafür bezahlt hätte, wäre ich ziemlich gekniffen: Ich habe Buddy Guy noch nie etwas anderes spielen sehen als eine Fender Stratocaster – diese im Februar 1989 gebaute Les Paul (Gibson) war ihm 1993 offensichtlich, nebst schwarzem Dauermarker, von einem Fan für ein Autogramm hingehalten worden. Gespielt hat er sie vermutlich nie.

Nein, wertvoller wurde das Instrument dadurch nicht, und auch der Händler schien dies zu wissen – diese (ansonsten wirklich schlicht ausgestattete) E-Gitarre war das preiswerteste Gibson-Les-Paul-Modell in seinem Sortiment. Und gekauft habe sich sie wegen des Schnäppchenpreises, nicht wegen des Autogramms.

flattr this!

1 / 2

Kommentare (5)

  1. #1 BreitSide
    12. März 2011

    xxx

  2. #2 s.s.t.
    12. März 2011

    Bei berühmten und antiken Sachen gibt es mitunter kein Halten. Bei ebay ging mal ein altes Hundehalsband für gut 4.600 $ weg, war zwar sehr hübsch, stammte aber noch nicht einmal von Lassie.

  3. #3 Stefan W.
    13. März 2011

    Es gibt auch Fetische von Jesus Kristos. In Turin ein Grabtuch – mutmaßlich gefälscht, aber die Massen strömen hin.

    In Prüm Jesu’ Sandalen. Kurz nach dem man diese in Prüm ausstellte fand sich im nahe gelegenen Trier Jesu Rock. Und die Massen strömen, nur um in der Nähe zu sein.

    Dieser ganze Autogrammkram ist nichts anderes. Oder Markentreue – ist dem auch verwandt.

  4. #4 klauszwingenberger
    15. März 2011

    Ich habe Buddy Guy noch nie etwas anderes spielen sehen als eine Fender Stratocaster

    Ich schon 😉 und zwar eine Gibson E 335 semi-acoustic.

    So oder so: ein feines Instrument, Gratulation!

  5. #5 Basilius
    23. März 2011

    Hmmm?
    Ich will ja nicht unken, aber die Farbe der Les Paul ist schon etwas gewöhnungsbedürftig. Zudem ich noch nie verstanden habe, wozu man den mittleren Humbucker nun wirklich braucht. Aber ansonsten ist das sicherlich ein schönes Instrument. Obwohl, wenn ich die Wahl hätte, so würde ich die schwarze Stratocaster doch lieber nehmen.
    ^_^