Ich weiß nicht, wie geläufig dieser Begriff im Zeitalter von GPS noch ist, aber bei der Geländeausbildung als Bundeswehrrekrut wurde ich mit dem Begriff der “Missweisung” (der Fachterminus wäre wohl Deklination) vertraut gemacht: Gemeint ist die Abweichung der Kompassnadel (die auf den magetischen Nordpol ausgerichtet ist) vom geografischen Nordpol. Im Prinzip ist es eine Form der Kalibrierung, die uns hilft, unsere beobachteten Werte in “objektive” Größen zu übertragen. Und genau so eine Kalibrierung, eine Korrektur der Missweisung, scheint angebracht zu sein, wenn man die Ereignisse in Japan verfolgt und sich dabei auf die offiziellen Mitteilungen verlassen muss – oder besser: sollte – alles andere wäre ja, Ihr bösen, bösen Medien, ganz unverantwortliche Spekulation. Jawohl, es geht um hier die Reaktorunfälle in Japan, und darum, dass man eben als Journalist (aber auch als fachlicher Beobachter, nehme ich an) sehr schnell lernen muss, die offiziellen Auskünfte zu “kalibrieren”, ihre Missweisung zu korrigieren. Offenbar heißt “alles unter Kontrolle” eher: Wir kämpfen verzeifelt darum, alles unter Kontrolle zu kriegen, und wenn es keine Schäden an der Reaktorhülle gibt, dann heißt dass, dass es (mindestens) kleine Schäden gibt und so weiter.
Okay, dies ist jetzt auch nicht objektiv meinerseits argumentiert, aber da ich, als Medienvertreter, mir schnell den galligen Vorwurf der Spekulation um die Ohren hauen lassen muss, wenn ich nicht ganz “objektiv” (= ohne nachzudenken, offenbar) die vorgekauten Statements wiedergebe – egal, ob sie sich hinterher als vertuschende Lügen entpuppen oder nicht – musste ich mir das mal von der Seele schreiben …
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