Hab’ ich zwar schon mehr als einmal hier geschrieben (und bin damit nicht der Einzige), aber da gerade eine neue Untersuchung aus Schweden dazu in PLoS ONE erschienen ist, die gewiss sehr schnell wieder als “Nachweis” der Wirksamkeit von Akupunktur missbraucht wird, sag’ ich’s lieber noch einmal: Wenn eine Studie zwar zeigen kann, dass Akupunktur und Placebo-Akupunktur (mit nicht-penetrierenden Nadeln und an Nicht-Akupunkturpunkten) gleichermaßen Krebspatienten begleitend zur Bestrahlungstherapie besser helfen, die damit typischer Weise verbundene Übelkeit besser zu bewältigen, als dies mit herkömmlicher Therapie gelingt, dann beweist dies NICHT die Wirksamkeit der Akupunktur, sondern nur die Mängel der herkömmlichen Behandlung.
Und die liegen nicht darin, dass Patienten zu wenig gepiekst oder mit zu wenig Yin-Yang-Qi-Pi-Pa-Po gespeist werden. Sondern bestenfalls daran, dass sie in ihrer Situation einfach mehr Zuwendung, physisch wie psychisch, brauchen können:
The verum and the sham group received extra care compared to the standard care group, which may have reduced emesis: patient-therapist communication, the knowledge that continuous contact with one single therapist would continue during the whole radiotherapy period, the tactile stimulation from the therapists’ hands, the extra time for rest and relaxation and the extra attention to the patient’s symptoms through the daily emesis questions all are important elements of this extra care.
Getting the Grip on Nonspecific Treatment Effects: Emesis in Patients Randomized to Acupuncture or Sham Compared to Patients Receiving Standard Care; Anna Enblom, Mats Lekander, Mats Hammar, Anna Johnsson, Erik Onelöv, Martin Ingvar, Gunnar Steineck, Sussanne Börjeson
Mit anderen Worten: Vermutlich hätten sich die Patientinnen und Patienten auch ohne jegliche Nadeln und vorgetäuschte Behandlung besser gefühlt, so lange ihnen ein bischen mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird. Denn gerade die Übelkeit während der Strahlentherapie ist eher ein psychisches als ein physisches Phänomen: “Patients who expected nausea had increased risk for nausea compared to patients who expected low risk for nausea” – wenn Patienten damit rechnen, dass ihnen schlecht wird, dann wird ihnen auch eher schlecht. Und wenn sie überzeugt sind, dass man ihnen helfen kann, dann geht es ihnen auch schneller wieder besser.
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