So lobenswert gesetzliche Bemühungen um eine Senkung des CO2-Ausstoßes sein mögen – dass der Einsatz von Biosprit (Ethanol) mehr Probleme verursacht als er löst, habe nicht nur ich hier schon früher geschrieben. Aber das Ausmaß, in dem der Durst unserer Kraftfahrzeuge anderen Menschen und Ländern das Essen wegschluckt, hat sich seitdem nur noch verschärft und droht, dramatische Dimensionen anzunehmen.
So ist durch die Nachfrage nach Biosprit der Preis für Mais – eine der Hauptquellen für Ethanol in den USA – im zweiten Halbjahr um fast Dreiviertel gestiegen (diese Zahl, wie auch alle anderen, die mich hier zum Schreiben animiert haben, entstammen einem Artikel in der heutigen New York Times: Rush to Use Crops as Fuel Raises Food Prices and Hunger Fears). Thailand, weltgrößter Exporteur von Maniok, lieferte 98 Prozent seiner letztjährigen Ernte nach China, wo sie zum Großteil zu Biosprit verarbeitet wurde. Und allein in den Monaten vom Oktober 2010 bis Januar 2011 stieg der FAO-Index für Nahrungsmittel um 15 Prozent (er ging von Februar bis März zwar leicht zurück, hält sich aber immer noch nahe des Rekordniveaus), was – laut der New York Times – rund 44 Millionen zusätzliche Menschen in ärmeren Ländern unter die Armutsgrenze drücken dürfte.
Nun könnte man ja sagen: Ist doch egal, wofür die Amerikaner ihren Mais verwenden. Wenn sie ihn in den Tank statt in ihr Frühstücksmüsli schütten wollen – bitteschön. Das isst doch keinem Afrikaner oder Lateinamerikaner auch nur einen Löffel Greisbrei weg. Doch so einfach ist es nicht (mehr) – wenn an der Chicagoer Warenterminbörse die Preise für Mais klettern, schlägt das auch zu einem gewissen Teil auf die Weltmarktpreise durch In Ruanda beispielsweise sind die Preise für Mais im vergangenen Jahr um 19 Prozent gestiegen. Und selbst das – scheinbar ökologisch und humanitär verantwortungsvollere – Ausweichen auf die Produktion so genannter Grenzertragsböden, die unter normalen Umständen mangels ausreichender Güte brach liegen würden, ändert daran nicht wirklich etwas: Es sind ja gerade die steigenden Preise, die diesen Grenzertragsanbau erst wirtschaftlich machen. Die Nahrungsmittelkonkurrenz zwischen Autos und Menschen wird dadurch nicht kleiner. “Wir müssen uns von der Vorstellung lösen, dass die Produktion einer Energiepflanze nicht mit der Nahrung konkurriert”, zitiert die NY Times den FAO-Experten Olivier Dubois. “Das tut es nahezu unvermeidlich.”
Foto: Cassava-Ernte, Tropenmuseum, part of the National Museum of World Cultures [CC BY-SA 3.0], via a href=”https://commons.wikimedia.org/wiki/File:COLLECTIE_TROPENMUSEUM_Verpakking_van_de_geoogste_cassave_in_jute_zakken_TMnr_20018435.jpg”>Wikimedia Commons
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