Am Klimawandel ist nichts komisch – ob man ihn nun für real hält oder nicht, in jedem Fall ist er, wie ich allein schon aus den Kommentaren hier bei den ScienceBlogs regelmäßig schließen kann, eine ernste Angelegenheit. Was hatte also der selbst ernannte “Skeptical Environmentalist” (dies ist der englische Titel seines Buches, das auf Deutsch als “Apocalypse No!’ erschienen ist), der dänische Wirtschaftswissenschaftler Bjørn Lomborg, an diesem Dienstagabend (12.4.2011) in der US-Comedytalkshow von David Letterman zu suchen? Als alter Late-Show-Fan kann ich die Antwort gleich selbst geben: Letterman ist nur vordergründig ein Spaßvogel – politisch ist seine Sendung aber, bei allem Humor, vermutlich relevanter als alle Nachrichtenprogramme zusammen. (Und ich wage zu behaupten, dass er der eigentliche Erfinder des Konzepts der satirischen Nachrichten ist, mit dem Jon Stewart und Stephen Colbert Erfolge feiern.)
Dass ich kein Fan von Lomborg und seinem Copenhagen Consensus bin, ist seit diesem Beitrag von mir aktenkundig. Aber wenigstens positionierte er sich in der Show nicht als jemand, der den Klimawandel bestreitet (von diesen Kreisen wird er ja gelegentlich als Kronzeuge bemüht): “Die globale Erwärmung ist ein reales Problem, und wir müssen sie in den Griff kriegen” – diese Aussage, untermauert mit dem Hinweis, dass der Konsensus der IPCC über das Ausmaß des Klimawandels korrekt ist, hat er gleich zwei oder drei Mal betont. Sein Nachsatz “… aber sie ist nicht das Ende der Welt” klingt zwar irgendwie skeptisch, ist aber – soweit ich das beurteilen kann – ein echter Strohmann: Niemand hat behauptet, dass die Welt durch den Klimawandel untergeht. Aber die Welt wird nicht mehr die sein, die wir kennen. Die Welt geht auch nicht unter, wenn Tiger und Eisbären und Blauwale ausgestorben sind – aber das heißt ja nicht, dass es uns deshalb egal sein kann.
Aber selbst das ist nicht der Punkt, an dem ich beim Zuhören hängen geblieben bin. Dass ihm der Beifall gewiss war, als er die großen Versprechungen der Politiker kritisierte, die sowieso nichts ändern würden, oder als er meinte (was auch ich unterschreiben würde), dass Panik ein schlechter Ratgeber ist, sei ihm gegönnt – schließlich war er hier, um die DVD-Version seines Buches “Cool It!” zu promoten, das geht am besten über Zustimmung. Dass man für solche Erkenntnisse keinen Wirtschaftsprofessor braucht, steht auf einem anderen Blatt.
Nein, mein Verständnisproblem liegt in folgendem: Einerseits tut er Energiesparlampen und Solarzellen als “greenwashing” ab, als etwas, das man nur zur Beruhigung des Gewissens tut, auch wenn es am Resultat – der globalen Erwärmung – nichts ändern wird. Andererseits aber fordert er noch viel mehr solcher Solarzellen, beispielsweise, allerdings müssten die halt billiger sein: “Wenn Solarstrom billiger wäre als Strom aus fossilen Brennstoffen, dann wäre das Problem gelöst!” Sagts und fordert (auch hier ist ihm mein Beifall gewiss) dass mehr Geld in die Forschung und Entwicklung preiswerter Solarzellen gesteckt werden muss, denn “eine Stunde Sonnenschein auf der Erde könnte den Energiebedarf für ein ganzes Jahr decken”.
Doch am Ende ist es doch – aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht – relativ simpel: Je größer die Nachfrage, desto günstiger nicht nur die Fertigung, aber desto mehr Konkurrenz unter Anbietern, was dann den Innovationsmotor noch einen Gang höher schaltet. Warum also die vorhandene Nachfrage lächerlich machen? Und warum kommt da die Wirtschaft nicht alleine schon aus marktwirtschaftlichem Interesse drauf? Mal abgesehen, dass der Vorwurf, hier werde nicht geforscht, schon falsch ist – siehe hier und hier – so kategorisch nicht stimmt: Wenn es ein solches Desinteresse an der Forschung gibt, liegt es vielleicht auch daran, dass jemand ständig gesagt hat, das mit dem Umwelt- und Klimaschutz sei doch alles Quatsch und das Geld besser für andere Zwecke einzusetzen? Hmmm…
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