Liebe macht vielleicht blind – aber nur für Äußerlichkeiten, wie es scheint. Wenn es um Weltanschauung und vor allem um Politik geht, scheint der sprichwörtliche Amor erst mal die jeweiligen Partei- und Kirchenbücher zu prüfen. Wissenschaftler in den USA und Australien – namentlich: John Alford (Rice University), John Hibbing University of Nebraska-Lincoln), Peter Hatemi (University of Sydney), Nicholas Martin (Queensland Institute of Medical Research) und Lindon Eaves (Virginia Institute for Psychiatric and Behavioral Genetics) – haben in einem Paper, das in einer der kommenden Ausgaben des Journal of Politics erscheinen soll, eine deutliche Präferenz bei der Partnerwahl für politisch gleichgesinnte Männer/Frauen festgestellt.
Das Paper “The Politics of Mate Choice” (Das Politische an der Partnerwahl) selbst soll, wie gesagt, erst noch erscheinen. Aber in dieser Presseaussendung wird schon ein bisschen über die Partnerpräferenzen verraten: Auf einer Skala zwischen Null (keine Übereinstimmung) und Eins (perfekte Übereinstimmung), auf der für 5000 US-Ehepaare ermittelt wurde, was sie im Hinblick auf körperliche Eigenschaften (z.B. dünn/dick), Charaktereigenschaften (gesellig/introvertiert etc.) und politischen Einstellungen bei der Partnerwahl für wichtig haben, landet körperliche Kompatibilität nur irgendwo zwischen 0,1 und 0,2; auch Persönlichkeitsmerkmale spielen kaum eine Rolle (zwischen 0 und 0,2). Am meisten kam es ihnen auf die politischen Einstellungen an: Diese erreichen einen Skalenwert von 0,6 – nach der Regelmäßigkeit des Kirchgangs (0,7) der höchste im ganzen Partnerwahl-Sortiment.
It turns out that people place more emphasis on finding a mate who is a kindred spirit with regard to politics, religion and social activity than they do on finding someone of like physique or personality.
Es zeigt sich, dass Menschen mehr Gewicht darauf legen, einen gleichgesinnten Partner im Hinblick auf Politik, Religion und gesellschaftliche Aktivität zu finden, als darauf, der ihnen körperlich oder hinsichtlich Persönlichkeit ähnlich ist. (John Alford)
Das könnte nun erst mal ein amerikanisches Kuriosum sein (dass eine gleiche Hingabe zum Kirchgang das wichtigste Kriterium bei der Partnerwahl ist, wäre vermutlich in anderen westlichen Nationen nicht nachvollziehbar – aber das ist, wie ich hier ausdrücklich betonen muss, meine Meinung, für die ich außer subjektiven Eindrücken keine Belege habe). Aber es ist plausibel, dass politische Präferenzen nicht nur die Partnerwahl, sondern das gesamte soziale Umfeld prägen (stärker vermutlich als Körpergröße oder Temperament) und damit die Wahrscheinlichkeit, eine/n politisch gleichgesinnte/n PartnerIn zu finden, sowieso vergleichsweise hoch ist. Aber laut der Studie ist diese “soziale Homogamie” (also die Wahl des Partners aus der eigenen sozialen Gruppe) dennoch nur von untergeordneter Bedeutung. Und nein, die Idee, den Partner oder die Partnerin im Laufe der Ehe umzudrehen, sollte man sich auch besser abschminken:
Similarly, the researchers found little support for interspousal persuasion, the notion that partners tend to adapt to one another’s political beliefs over time.
Mit anderen Worten: Auch wenn es vielleicht Beispiele für erfolgreiche “Mischehen” gibt – mir fiele spontan nur noch das Ehepaar James Carville/Mary Matalin ein, nachdem der 25 Jahre währende (und generell als glücklich eingeschätzte) Paarlauf von Arnold Schwarzenegger und Maria Shriver nun ein Ende gefunden hat – scheint es für den Bestand der Ehe nützlicher zu sein, sich erst mal der politischen Überzeugungen des/der Angebeteten zu vergewissern. Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich politischer Einklang findet … (in Abwandlung von Friedrich Schiller, Die Glocke)
Foto: Jason Hutchens (Sydney), via Wikimedia Commons
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