Über den Nuvvuagittuq-Grünsteingürtel (Abbildung) an der kanadischen Hudson-Bay, dem auch ein Kapitel in Mekkas der Moderne gewidmet ist, hatte ich früher schon geschrieben (hier und hier) und dabei auch erwähnt, dass die Bändererz-Struktur dieses vermutlich 4,28 Milliarden Jahre alten Sediments als ein Indiz gewertet wird, dass es bereits auf dieser jungen Erde – die zu diesem Zeitpunkt gerade mal eine Viertelmilliarde Jahre alt war – erste primitive Lebensformen gegeben haben könnte (hier sind meta-konjunktivistische Einschränkungen des Konjunktivs angebracht). Denn diese Strukturen gelten als charakteristisch für Ablagerungen durch so genannte Stromatolite.
Hinzu kommt, dass sich in diesem Bändererz-Sediment auch Kohlenstoffablagerungen in Form von Graphit finden – was noch ein weiteres Indiz auf die Präsenz organischen Materials sein könnte. Doch zumindest letzteres ist eine falsche Fährte: Wie in einem Paper über Young poorly crystalline graphite in the >3.8-Gyr-old Nuvvuagittuq banded iron formation, das der aktuellen Ausgabe von Nature Geoscience erschienen ist, nachgewiesen werden konnte, sind diese Graphiteinschlüsse jüngeren Datums als das sie umgebende Sediment. Mit anderen Worten: Sie sind nicht zum gleichen Zeitpunkt abgelegt worden, wie die Mineralien, von denen sie umschlossen sind.
Die Forscher um Dominic Papineau von der Carnegie Institution for Science in Washington folgern dies aus der Tatsache, dass sie nachweisen konnten, dass die Kristallstruktur der Graphiteinschlüsse sich nur bei niedrigeren Temperaturen bilden konnte, als jene, die für die Metamorphose des Gesteins selbst erforderlich waren. Sie konnten sich also nur gebildet haben, nachdem der Grünstein seine Metamorphose im Wesentlichen bereits abgeschlossen hatte. Das Graphit wurde, so folgern sie, nachträglich in Hohlräume eingewaschen und abgelagert.
Womit übrigens – dies nur der Vollständigkeit wegen – nicht beweisen ist, dass die Bändererz-Ablagerungen nicht auf organische Prozesse zurückzuführen sind. Aber sicher ist, dass zumindest die Gegenwart solcher Graphitkristalle alleine als Beweis nicht taugt, wie auch die Autoren noch einmal ausdrücklich erklären:
We suggest that the occurrence of carbonaceous material with low δ13C values in Eoarchaean rocks cannot be used to indicate the presence of a microbial biosphere on the earliest Earth unless the syngeneity of the carbonaceous material in the host rock can be confirmed.
Foto: Nasa, via Wikimedia Commons
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