Das Thema, dass Selbstmordattentate – die spätestens seit den Al-Kaida-Anschlägen des 11. September 2001 vor allem mit dem islamistisch verbrämten Terrorismus assoziiert werden – keineswegs durch ihren religiösen Hintergrund, sondern praktisch nur durch ihren politischen Zweck erklärbar sind, hatte ich in meinem Gespräch mit dem Politologen Robert Pape schon angeschnitten. Ein neues Paper über die falsche Islamisierung weiblicher Selbstmordattentäter in Gender Issues bestätigt diese Einschätzung, dass es nicht die Religion ist, die Selbstmordattentäter antreibt, sondern die politisch-militärische Strategie, selbst wenn man einräumen würde, dass der Koran eine Aufforderung zum (oder wenigstens eine Rechtfertigung fürs) Töten Ungläubiger enthält – denn laut dem Qur’an seien Frauen und Kinder ausrücklich als Nicht-Kämpfer bestimmt.
Die Autorin, Margaret Conzales-Perez von der Southeastern Louisiana University, hatte in ihrer Forschung belegen können, dass vor allem sozial benachteiligte Frauen rekrutiert werden, einige mit psychischen Problemen (nicht untypisch für Opfer gewaltsamer Konflikte), viele noch im Teenager-Alter. Sie werden nicht deswegen rekrutiert, weil ihnen eine besondere religiöse Bestimmung zukommt, sondern weil sie eben leicht zu rekrutieren und noch leichter einzusetzen sind (da Frauen bisher noch nicht so recht ins Profil islamischer Selbstmordattentäter zu passen scheinen – was sich allerdings langsam ändern dürfte).
Um jedoch den ideologisch-religiösen Mantel zu liefern, unter dem die Selbstmordattentäterinnen losgeschickt werden können, müsse die Lehre des Islam verzerrt und verbogen werden, schreibt Margaret Gonzale-Perez:
“Radical Islam reinterprets, and even misinterprets Islamic jurisprudence, as a tool to legitimize female suicide bombers. (..) The decidedly un-Islamic introduction of female suicide bombers is hardly surprising in current terrorist groups, for they simply reinterpret and manipulate religious doctrine to legitimize acts that are strategically and militarily utilitarian. Female suicide bombers are not Islamic martyrs nor any other manifestation of orthodox religious faith.””
Nur noch einmal zur Klarheit, hier eine Übersetzung des letzten Satzes: “Weibliche Selbstmordattentäter sind keine islamischen Märtyrer, und auch keine andere Manifestation orthodoxen religiösen Glaubens.” Und, wenn ich den Gedanken mal fortspinnen darf: Wenn Frauen eindeutig nicht aus religiösen, sondern aus militärisch-strategischen Motiven heraus als lebende Bomben eingesetzt werdem – welchen Grund gibt es dann, dies bei Männern zu postulieren? (Hilfestellung: Die Antwort fängt mit “k” an und hört mit “eine” auf …)
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