Darüber, ob es mit einem gesunden Umweltgewissen zu vereinbaren ist, in ein Flugzeug zu steigen, will ich heute mal nicht diskutieren – lassen wir es dabei bewenden, dass es Distanzen gibt, die sich mit keinem anderen Verkehrsmittel sinnvoller bewältigen lassen. Aber so ein langer Flug kann einem manchal die Augen öffnen für all die Technik- und Wissenschafts”wunder”, von denen man andernfalls kaum etwas erfahren würde. Denn in vielen Flugzeugen (zumindest jenen von amerikanisches Airlines) liegt ein Katalog namens SkyMall aus – und was man darin finden kann, grenzt schon ans Wunderbare: Hightech-Haarwuchsmittel, Minispione, Schuhe, die die Schwerkraft überwinden … Und alles natürlich wissenschaftlich empfohlen. Ist doch selbstverständlich!
Fangen wir doch gleich mal mit den Schuhen an, die tatsächlich als “gravity defyer” – auf Deutsch würden wir wohl sagen: Schwerkraftüberwinder – angepriesen werden. Das Fotomodell scheint auch tatsächlich vom Boden abzuheben und zu entschweben, aber in Wirklichkeit sollen diese Schuhe “nur” die Folgen der Schwerkraft auf unser Skelett mildern. Und dazu haben sie … ein paar Spiralfedern als “Stoßdämpfer” im Absatz. Na, das klingt ja schon bescheidener, und wird auch nicht “schwereloser” dadurch, dass diese Federsohle als “VersoShock™ Trampoline Technology” sprachlich aufpoliert und durch ein Testimonial von Dr. Arnold Ross DCPM, Professor Western University angepriesen wird: “I whole heartedly (sic!) recommend Gravity Defyer to everyone. They are amazing. I even wear them myself!” Na, wenn’s der Professor empfiehlt, dann muss es ja gut sein.
Besonders populär unter Flugpassagieren scheinen Mittelchen aller Art zu sein, die den Haarwuchs fördern sollen. Was nicht wirklich verwunderlich ist, da man sich im Umgang mit den meisten Airlines sowieso die Haare raufen will … Um den sich verdünnisierenden Schopf wieder fülliger zu machen, kann man sich beispielsweise das Produkt “Toppik” von einer Firma namens Spencer Toppik in selbigen schmieren. Kostet nur knappe 22 Dollar und besteht vorgeblich aus Keratin, das sich dann an die bestehenden Haarstränge anhängen soll, um selbige dicker zu machen. Selbst wenn das im Prinzip funktionieren sollte – um damit die Glatze, die auf den “Vorher-Nachher”-Bildchen gezeigt wird, verschwinden zu lassen, müssten die paar verbliebenen Haare so dick werden wie Koaxialkabel. Ich glaube, das kann man sich in der Tat “in die Haare schmieren”.
Dass Laser zur Enthaarung verwendet werden, davon habe ich schon gehört. Aber wenn man den SkyMall-Angeboten glaubt, dann kann das rötliche Lichtbündel auch das Gegenteil bewirken und Haarbüschel wachsen lassen. Gleich mehrere Produkte werden hierzu angeboten, von der Laserhaarbürste bis zum faustgroßen Kopfhautmassierer. Aber am umwerfendsten finde ich den “iRestore Hair Laser”, der wie ein Helm mit Schiebedach aussieht und sich auf angeblich 25 Jahre Erfahrung mit Tausenden von Kunden beruft. Kostet schlappe 500 Dollar – und vielleicht gibt’s ja zu dem Preis auch noch ein Stück Alufolie zum Auf- oder Nachrüsten dieser Kopfbedeckung.
Manches ist ja wirklich praktisch – schwimmende Sonnenbrillen, beispielsweise – manches auf faszinierende Weise absurd, wie die knapp zwei Meter hohe Osterinsel-Statue aus Kunstharz, oder der Golfschläger mit getarnt eingebauten Grasschneider (damit man besser aus dem Rough rausschlagen kann, was bestimmt gegen alle Regeln verstößt). Und manches ist sehr beunruhigend, wie all die Spionagegeräte, die heimlich anderer Leute SMS oder Handy-Gespräche aufzeichnen sollen. Da bin ich dann wieder ganz erleichtert, dass die meisten Gadgets in diesem Katalog gewiss nicht funktionieren.
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