Und damit meine ich mich. Und nein, dies ist keines dieser vorauseilenden, händeringenden Mea-culpa-Geständnisse, sondern lediglich meine persönliche Reflexion zum Thema “Abschreiben”, in die ein Vierteljahrhundert journalistischer Tätigkeit einfließen – eine lange Zeit, in der auch ich zumindest einmal öffentlich als Plagiator bezeichnet wurde.

Aber ehe ich auf dieses Beispiel (und noch ein paar andere Anekdoten aus meinem Berufsleben) eingehe, will ich doch erst mal eine generelle Kritik loswerden:
Ich denke nicht, dass “Plagiat” der richtige Begriff ist für die Verfehlungen der Guttenbergs, Koch-Mehrins, Pröfrocks, Chatzimarkakis’ und wie sie sonst noch heißen mögen. Ich lehne mich hier mal weit aus dem Fenster, aber meines Wissens sind Quellennachweise und Zitiervorschriften in der Wissenschaft nicht dazu gedacht, irgend ein “geistiges Eigentum” eines Autors zu schützen – es geht primär darum, die Herkunft von Daten und Erkenntnissen transparent zu machen, damit man sie gegebenenfalls prüfen oder in ihrer Entstehung nachvollziehen kann.

Beispiel: Wenn ich in einer wissenschaftlichen Arbeit die Einwohnerzahl der Bundesrepublik mit 81,772 Millionen angebe, ohne die Quelle zu nennen, dann habe ich ja nicht die geistigen Eigentumsrechte des Statistischen Bundesamtes verletzt, sondern schlicht und ergreifend unsauber gearbeitet. Denn ohne Quellenangabe ist die Zahl wertlos, weil nicht nachprüfbar. Und wenn ich behaupten würde, dass US-Vierteldollarmünzen in 53,4 Prozent der Fälle mit George Washingtons Profil nach oben landen, ohne zu erwähnen, dass ich dies in einem Selbstversuch mit 500 Münzwürfen ermittelt habe, dann habe ich mich zwar bei niemandem als bei mir selbst bedient – aber dennoch eine wissenschaftlich unhaltbare Behauptung aufgestellt.

Oder, um es mal noch provozierender zu sagen: Von wem eine wissenschaftliche Erkenntnis stammt, ist längst nicht so wichtig wie die Information, wie sie/er zu dieser Erkenntnis gelangt war. Die Gesetze der Planetenbewegung hätten auch dann noch ihre Gültigkeit gehabt, wenn Galileo sie vor Kepler veröffentlicht hätte (und dazu vielleicht in Keplers Aufzeichnungen geschnüffelt hätte). e=mc2, unabhängig davon, ob nun Einstein oder Max Planck zu diesem Ergebnis gekommen wäre. Aber entscheidend bleibt, dass man weiß, wie Kepler, wie Einstein zu ihren Resultaten kamen. Und wenn sie auf Erkenntnisse und Daten von anderen (in Keplers Fall zum Beispiel die Planetenvermessungen von Tycho Brahe) zurück gegriffen haben, dann will man das auch wissen – Quellennachweise sind ein elementarer Teil der wissenschaftlichen Beweisführung, und zwar nicht wegen irgendwelcher geistiger Eigentumsrechte (um die man sowieso immer Streiten kann – wir arbeiten hier in einem Medium namens Internet, das mit der Parole “Information must be free” popularisiert wurde), sondern aus wissenschaftlichen Gründen. Wer also Quellen verschweigt und Zitate nicht kenntlich macht, der ist auch dann noch unfähig, einen akademischen Titel zu führen, wenn er nicht “plagiiert” hat. Und das droht bei dieser Plagiatsdebatte unterzugehen.

So, nun aber zum versprochenen “Outing” meiner selbst als Pagiator. Dazu muss ich erst mal weiter ausholen: Im Gegensatz zum wissenschaftlichen Arbeiten wird der Quellennachweis im Journalismus nicht immer stringent gehandhabt. Erstens gibt es oft genug Fälle, in denen Quellen nicht genannt werden können – sei es, um die Quelle vor Repressalien zu schützen; sei es, um die Exklusivität der eigenen Story (und deren Fortsetzungen) zu bewahren – oder manchmal auch nur, weil die Quelle darum bittet, nicht genannt zu werden. Manchmal gibt es zudem keine “Quelle” – wenn die Bundeskanzlerin oder der amerikanische Präsident eine Rede hält, die auf allen großen Fernsehsendern live übertragen wird, dann ist es letzlich egal, ob ich sie via CNN, ARD oder im Pressesaal der Vereinten Nationen auf den Monitoren betrachtet habe. Wenn Schalke gegen Bremen 4:0 gewinnt, dann ändert es am Ergebnis nichts, ob ich es im Stadion miterlebt, am TV-Schirm verfolgt oder im Radio gehört habe. Mit anderen Worten: Der Journalist sollte die Fakten prüfen – und der Leser sich dann darauf verlassen können, dass es stimmt.

Aber natürlich werden auch im Journalismus Quellen genannt: Wenn ich Barack Obama aus einem Interview der New York Times zitiere, dann muss ich das auch angeben – weil die nämlich andere Fragen stellen würde, als wenn es ein Interview mit Fox TV gewesen wäre. Und wenn ich in der Washington Post ein nettes Zitat vom sprichwörtlichen “Mann auf der Straße” gefunden habe, das ich gerne verwenden will, dann schreibe ich selbstverständlich, wo ich es her habe. Aber anders als beim wissenschaftlichen Zitieren begnüge ich mich eben mit einer Quellenangabe – “erklärte Obama in einem Interview mit der New York Times” – im Lauftext; Ort, Datum und Seitenangabe sind zumindest in Printausgaben nicht üblich (und aus Platzgründen auch nicht praktisch); auch das Wiederholte Rückverweisen auf diese Originalquelle – sowit der Bezug aus dem Text sowieso klar ist – würde den Artikel icht gerade lese(r)freundlich machen. (Bei Online-Texten ist das übrigens einfacher – hier kann und sollte man selbstverständlich auf die Quelle verlinken.)

“Selbstverständlich” habe ich eben geschrieben – und nach meinem Selbstverständnis ist das auch so. Aber hier beginnt nun das “Outing”: Nicht jeder teilt diese Auffassung. Ich habe mit KollegInnen und RedakteurInnen gearbeitet, die solche Details für überflüssig halten und entweder gar nicht erst hinschreiben oder, beim Redigieren, wieder rausnehmen (und ja, das ist mir leider sehr oft passiert). Selbst bei Artikeln, die online erscheinen, werden solche Links nicht selten eliminiert. Ich weiß, dass ich mich dem Vorwurf der Komplizenschaft nicht einfach entziehen kann, so lange ich für und mit solchen Medien arbeite – aber diesen Stein werfe bitte nur der oder die, die noch nie im Interesse ihrer Existenz und ihres Lebensunterhalts einen ethischen Kompromiss eingegangen sind…

Nun aber zurück zum konkreten Plagiatsvorwurf, der gegen mich erhoben wurde. Ist ganz lehrreich – sowohl für Journalisten im Online-Zeitalter, als auch für alle, die schnell mal die Plagiatskeule rausholen wollen, wenn sie Übereinstimmung zwischen zwei Aussagen gefunden haben. Leider existiert die Seite mit Original-Blogeintrag, in dem dieser FOCUS-Online-Artikel über die Reaktion der New Yorker auf George W. Bushs Wahlsieg über John Kerry 2004 als “Plagiat” zerpflückt wird, nicht mehr. Aber aus dem Gedächtnis weiß ich zumindest noch, dass mir mindestens in drei Punkten das Plagiieren vorgehalten wurde:

1. Ich hatte meine Story unter anderem an Bushs bescheidenem Wahlergebnis in Manhattan aufgehängt und selbiges mit den gleichen Wert angeführt, der auch in allen New Yorker Tageszeitungen stand: knapp 16,7 Prozent. Aber deswegen “stammte” diese Zahl nicht aus den Zeitungen, sondern sie war von der Wahlkommission (die am Morgen nach der Wahl die Ergebnisse nach Stimmbezirken, Stadtvierteln etc. aufgeschlüsselt publiziert hatte) veröffentlicht worden. Zugegeben: Nach der wissenschaftlichen Zitierweise wäre es – siehe oben – nicht korrekt, selbst amtliche Resultate (oder meinetwegen auch: den Endstand eines Fußballmatches) ohne Quellenangabe zu nennen. Aber im Journalismus gelten, wie gesagt, weniger strenge Regeln.

2. Das Beispiel mit den Busladungen von Wahlhelfern, die nach Pennsylvania gereist waren (was ich selbst übrigens im Jahr 2008 auch gemacht habe – allerdings nicht im Bus, sondern mit Freunden im Auto) war auch überall, z.B. in der New York Times, zu lesen. Aber abgeschrieben war es trotzdem nicht – meine Quelle waren zwei Freundinnen und ein Freund, die sich noch am Sonntag vor der Wahl auf den Weg nach Pennsylvania gemacht hatten.

3. Der dritte Vorwurf hingegen traf schon besser: Ich hatte in der Tat im 5. Absatz eine Filmproduzentin wörtlich zitiert – das Zitat stammte jedoch aus der New York Times, was in diesem Absatz nicht kenntlich war. ABSCHREIBER! PLAGIATOR! Ja, mea culpa. Ursprünglich hatte ihm ein weiter unten platzierter Absatz – in dem die New York Times als Quelle genannt wurde – vorausgehen sollen. Doch aus irgend einem Grund – den ich heute gar nicht mehr nachvollziehen kann, denn dieser nach hinten verschobene Absatz hätte tatsächlich weiter oben viel besser hingepasst – hatte ich beim Überarbeiten geglaubt, dass das Zitat des Psychiaters weiter hinten mehr Kraft hätte. Und ich kann dafür nicht mal einer Redakteurin oder einem Redakteur die Schuld geben: in der Abgabeschluss-Heltik hatte ich ganz alleine und ohne fremde Hilfe vergessen, dass ich dann auch die Attribution (die vorher einigermaßen klar war, zumindest nach journalistischen Gepflogenheiten) entsprechen umpfriemeln müsste.

Was am Resultat natürlich nichts ändert: Der Quellennachweis war unterhalb meiner eigenen und der generell journalistisch vertretbaren Standards, und niemand ärgert sich darüber mehr als ich, auch fast sieben Jahre später noch. Der Plagiatsvorwurf (eigentlich: Vorwurf der ungenauen Quellenangabe) schmerzt, selbst wenn ich Argumente habe, mich zu verteidigen. Und deswegen – genau deswegen – kann ich es eben nicht die Nonchalance nachvollziehen, mit der sich die überführten Politiker hier aus den Affären ziehen wollen.

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Kommentare (16)

  1. #1 ZielWasserVermeider
    14. Juli 2011

    Moin…

    Bei den kritisierten Doktorarbeiten haben die Plagiateure meiner Meinung nach genau das gemacht, was sie schon eine ganze Weile machen:

    Sich mit der Arbeit die andere gemacht haben schmücken, Ergebnisse die Andere erarbeitet haben als ihre eigenen ausgeben. Pardon…. ich denke das die Damen und Herren ein charakterliches Problem haben. Diese Leute leben schlicht und einfach parasitär von der Arbeit anderer Leute. Und das nicht nur bei einer wissenschaftlichen Arbeit. Das scheint mir eher die Lebenseinstellung dieser Leute zu sein…

    Gruß
    Oli

  2. #2 Hanno
    14. Juli 2011

    Nun ja, der Unterschied ist wohl hier, dass man in dem Fall das Plagiat glaubwürdig als “Fehler gemacht” bezeichnen kann – und Fehler macht bekanntlich jeder und wenn man sie zugibt und daraus lernt umso besser. Bei 70% einer Dissertation kann man das zwar noch behaupten (q.e.d.), aber es ist nicht glaubwürdig.
    Als auch journalistisch arbeitender stimme ich Ihnen übrigens auch insofern zu, dass ich mir wünschen würde, dass manche meiner Kollegen das mit den Quellen etwas genauer nähmen und sich hier eher die Wissenschaft zum Vorbild machen.

    Aber zum zitieren hätt ich ja noch eine Anmerkung, weil ich da selbst schon festgestellt habe, dass die Wissenschaftsgemeinde da nicht stringent argumentiert: Manche sind nämlich der Ansicht, wie Sie es ausführen, man solle die Stelle zitieren, “wo man es herhat” – damit der Leser nachvollziehen kann, wie der Schreiber sich informiert hat. Andere wiederum sind aber der Ansicht, man solle lieber Originalquellen zitieren, egal wo man es selbst herhat.
    Sehr gut sieht man das etwa an der Debatte über Wikipedia-Quellen. Ich selbst wäre der Ansicht, wenn ich eine Information aus der Wikipedia habe, dann gebe ich auch die Wikipedia als Quelle an, auch wenn ich die Originalquelle nochmal überprüfe – mir ist aber bspw. von Betreuern meiner Studienarbeit empfohlen worden, in dem Fall in der Wikipedia die Originalquelle zu nehmen, weil Wikipedia-Links als Zitat ungeeignet sind.

  3. #3 JK
    14. Juli 2011

    … ob man bei der Einwohnerzahl der Bundesrepublik die Quelle nennen muss und in welcher Form, hängt allerdings auch vom Kontext ab. Bei der im Blog genannten genauen Zahl mit drei Nachkommastellen wird man in wissenschaftlichen Zusammenhängen vor allem wissen wollen, aus welchem Jahr diese Zahl stammt und ob das eine Stichtagsbevölkerung ist oder eine mittlere Bevölkerung, dazu gehört dann fast zwangsläufig die Quellenangabe. Wenn man dagegen von “ca. 82 Mio. Einwohnern” spricht, ist das Allgemeinwissen und eine Quellenangabe verzichtbar. Auch triviale Feststellungen wie “In den letzten Jahren wird verstärkt darüber debattiert, ob es einen Klimawandel gibt” oder “Die Lebenserwartung der Bevölkerung ist in den letzten 100 Jahren deutlich angestiegen” muss man nicht mit drei Referenzen belegen. Das überflüssige Referenzieren von Banalitäten ist auch schlechte Wissenschaft.

    Was Wikipedia angeht: Grundsätzlich sollte man, wo möglich, Primärquellen und nicht die Sekundärliteratur zitieren, bei schwer beschaffbaren Primärquellen ggf. in der Form “Meyer 1932, S. 15, zitiert nach Müller 2005, S. 20). Bei Wikipedia kommt hinzu, dass es bisher eher einen einer Zeitungsmeldung vergleichbaren Status hat, nicht den einer wissenschaftlichen Quelle, aber das könnte sich in den nächsten Jahren ändern.

  4. #4 schnablo
    14. Juli 2011

    Der erste Teil dieses Beitrags ist mal wieder ein echt schwaches Stueck Journalismus. Ein Aspekt wurde herausgegriffen, mit unpassenden Beispielen illustriert und alles andere ignoriert.
    Folgendes ist anzumerken: Quellenangaben dienen eben nicht nur und auch nicht primaer der moeglichen Ueberpruefung von wissenschaftlichen Erkenntnissen. Wissenschaft ist ein Belohnungssystem mit der Waehrung Anerkennung (Robert Merton). Wer da unsauber arbeitet, untergraebt einen wichtigen Pfeiler des Systems. Es ist sehr wohl wichtig von wem eine Erkentnis stammt, denn Annerkennung und Ruhm sind wichtige Gruende, dass ueberhaupt publiziert wird. Wenn es dem Wissenschaftler nur um neue Einsichten ginge, brauechte er sich den Peer-review Prozess ja nicht antun.
    Dann ist da natuerlich noch der offensichtliche Umstand, dass man eine Doktorarbeit nicht schreibt, um wissenschaftliche Erkenntnisse zu verbreiten, sondern um nachzuweisen, dass man wissenschaftlich arbeiten kann.
    Zuletzt gibt es ja auch noch Woerterbuecher und man koennte sich ja mal die eine oder andere Definition durchlesen, bevor man ueber die Bedeutung von “Plagiat” spekuliert. Oder wenn es denn keine Spekulation ist, waere es hilfreich zu wissen, wie der Autor zu seiner Einschaetzung gelangt ist, sonst “hat er sich zwar bei niemandem als bei ihm selbst bedient – aber dennoch eine wissenschaftlich unhaltbare Behauptung aufgestellt”.

  5. #5 cydonia
    14. Juli 2011

    Bete zwei “Vaterunser” und drei “Gerüßet seist du Maria” mein Sohn, und dir wird verziehen. Es ist eine lässliche Sünde….

  6. #6 michael
    15. Juli 2011

    Warum man Maria einrußen soll, entzieht sich mir irgendwie.

    Als Bußübung fürs ans Bein pinkeln, zitier ich gleich reumütig:

    Confíteor Deo omnipoténti et vobis, fratres,

    quia peccávi nimis cogitatióne, verbo, ópere et omissióne:

    mea culpa, mea culpa, mea máxima culpa.

  7. #7 Jürgen Schönstein
    15. Juli 2011

    @schnablo

    Wissenschaft ist ein Belohnungssystem mit der Waehrung Anerkennung (Robert Merton)

    Ist sie das? Die Anerkennung ist sicher ein Aspekt, wie sich ja auch an all den wissenschaftlichen Preisen erkennen lässt. Aber sie ist nicht der Inhalt, der Zweck der Wissenschaft.

    Zuletzt gibt es ja auch noch Woerterbuecher und man koennte sich ja mal die eine oder andere Definition durchlesen

    Danke, ich empfehle ein Gleiches …

  8. #8 Elmar Diederichs
    15. Juli 2011

    Ich hab diesen Artikel mal von dem blog DE PLAGIO aus mal geteasert. 🙂

  9. #9 MartinB
    15. Juli 2011

    “niemand ärgert sich darüber mehr als ich”
    PLAGIATSALARM
    und jetzt rede dich nicht raus, dass sei eine absichtsvolle Anspielung gewesen, und in Oxford würde man so was immer machen.

  10. #10 cero
    15. Juli 2011

    Hallo,

    ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum man die Arbeiten (bzw. die entsprechenden Stellen in den Arbeiten) nicht als Plagiate bezeichnen soll. Wikipedia definiert ein Plagiat als “die Vorlage fremden geistigen Eigentums bzw. eines fremden Werkes als eigenes Werk oder als Teil eines eigenen Werkes.”. Und das beschreibt exakt das, was bei den genannten Politikern passiert ist.

    Deine entsprechenden Erklärungen laufen meines Erachtens auf die Frage hinaus, ob das Problem in der Überprüfbarkeit der Aussagen oder in dem Fehlen eigener Gedanken liegt.
    Das ist ein stark naturwissenschaftlich geprägter Gedanke. In den Naturwissenschaften sollte es immer möglich sein, objektive Ergebnisse zu erzeugen. Damit steht auch die Richtigkeit des Ergebnisses im Vordergrund.
    In den Gesellschaftswissenschaften werden jedoch eher subjektive Interpretationen geschaffen. Die wissenschaftliche Leistung besteht hier nicht in dem Finden des einen, richtigen Ansatzes, sondern in dem Aufzeigen einer neuen Interpretationsmöglichkeit. Insofern ist es hier weitaus relevanter den Urheber des Gedankens zu nennen.

    Ein anderer und von dem Wissenschaftsgebiet unabhängiger Punkt ist die Frage nach dem Mehrwert einer Arbeit. Ist dieser Mehrwert nicht groß genug, dann reicht die Arbeit nicht für eine Promotion.

    Die Herren und Damen Plagiatoren haben in ihrer Arbeit vorgetäuscht einen Mehrwert zu liefern, was sie jedoch faktisch nicht getan haben. Entfernt man die plagiierten Stellen, so ist der Mehrwert der Arbeit nicht ausreichend für das Bestehen. Aus diesem Grund ist es nicht nur wichtig wie die Erkenntnis entstanden ist, sondern auch ob sie neu ist und damit von wem sie stammt.

  11. #11 Christoph
    15. Juli 2011

    @Hanno

    Idealerweise findet man die Originalquelle (auch gerne über Wikipedia), sucht eine Kopie (als PDF oder gedruckt) und zitiert dann die Originalquelle. Natürlich ist das eine Menge Arbeit, und gerade wenn ein Artikel einen anderen zitiert gibt es dafür ja das indirekte Zitat (zB Autor, Jahr in Autor, Jahr Seite). Der Korrektor der Seminararbeit erkennt sowieso die meisten nicht ausgewiesenen indirekten Zitate – wenn im Kursreader ein Artikel vorkommt in dem ein 50 Jahre altes Buch zitiert wird, ist die Wahrscheinlichkeit eines nicht ausgewiesenen indirekten Zitates sehr hoch 😉

    @Jürgen

    Der Inhalt und Zweck der Wissenschaft mag die Erkenntnis sein, aber die Wissenschaftler sind trotzdem von Zitaten abhängig. Meine Universität hat eine klare Zielvorgabe für Wissenschaftler, nämlich eine gewissen Anzahl von Veröffentlichungen mit einer gewissen Anzahl von Zitationen. Idealerweise werden natürlich sehr gute Artikel auch oft zitiert, aber in vielen Fachbereichen sind die Zitationen die Messlatte für Erfolg, Anstellung und Beförderung – nicht nur (oder mehr?) der Inhalt. Das muss ich nicht gut finden, aber mein Gehalt bestimmt es trotzdem…

  12. #12 Jürgen Schönstein
    15. Juli 2011

    @MartinB
    Das musste ich jetzt wirklich erst mal googeln 😉

    @alle
    Ich will doch niemandem vorschreiben, ob er/sie nun das Wort “Plagiat” gebrauchen darf oder nicht. Das geht am Kern dessen vorbei, was ich geschrieben habe: Mir ging’s darum zu betonen, dass unkorrektes – oder nicht vorhandenes – Zitieren selbst dann noch gegen die wissenschaftlichen Regeln verstößt, wenn dabei nicht plagiiert, also kein “geistiges Eigentum” verletzt wird. Und dass Quellennachweise mehr sind als “nur” Respektsbezeugungen für die Arbeit anderer.

  13. #13 Dr. Webbaer
    15. Juli 2011

    @Schönstein
    Den Bezug zum Plagiatswesen hat Dr. W nicht ganz verstanden, dieses ist auszuschließen genauso wie Mängel bei der Quellenarbeit, aber das hier –

    Aber was die New Yorker dabei wirklich tief ins Mark trifft, ist die Tatsache, dass Bush sich damit erfolgreich als der Beschützer vor dem Terrorismus positionieren konnte – auf ihre Kosten, wie sie es sehen. Denn es ist augenfällig, dass ausgerechnet da, wo der Terror des 11. September seine blutigsten Spuren hinterlassen hat – in New York, der Hauptstadt Washington und in Pennsylvania, wo die letzte Maschine abgestürzt war -­ nicht Bush, sondern Kerry den klaren Sieg davontrug.
    „Als ob jetzt alle hassen“
    „Es scheint, als ob alle jetzt hassen”, beschreibt der 63-jährige Zito Joseph, ein Psychiater im Ruhestand, gegenüber der „New York Times“ die Situation, wie er sie sieht. „Keiner von denen, die mit größter Wahrscheinlichkeit von einem neuen Terroranschlag getroffen würden, hat für Bush gestimmt.“ Den Leuten im Hinterland Amerikas dagegen könne es ja egal sein, die träfe es sowieso nicht.

    – geht Richtung Gemeinmachung mit bestimmten Zeugen aus dem Spektrum der “Liberals”. Sowas wäre auch rechtlich relevant, sofern tatbestände berührt worden wären. – Und wie Sie hier für die New Yorker sprechen, tss, tss, …

    MFG
    Dr. Webbaer

  14. #14 schnablo
    15. Juli 2011

    Die Anerkennung ist sicher ein Aspekt, wie sich ja auch an all den wissenschaftlichen Preisen erkennen lässt. Aber sie ist nicht der Inhalt, der Zweck der Wissenschaft.

    Darueber liesse sich streiten, aber es spielt hier keine Rolle. Sinn und Zweck der Wirtschaft ist sicher nicht das Geld, was jedoch nicht heisst, dass Diebstahl deswegen keine negativen Auswirkungen auf sie haette.

  15. #15 Statistiker
    16. Juli 2011

    Es wäre schön, hier mal wieder etwas zu lesen statt des ewigen “Ich hab ein Leberwurtstbrot gegessen, man, wie ist das toll”…..

    Sorry, aber die Trolle sind momentan eher die Beitragsschreiber….. siehe Jörg..

  16. #16 threepoints...
    19. Juli 2011

    Also ist es nur ein kleines Vergehen… oder Nachlässigkeit, wenn Quellenangaben zu Herkunft fehlen…?!

    Das macht den Lesern oder Kontrollierern der Arbeit/textes nur dann schwierigkeiten, wenn sie von aller Sach- und Fachkentnis frei sind (nd sich diesbezüglich auf Quellensuche begeben müssen). Entsprechende fachwissende sollten eh wissen, worum es sich handelt, bei dem, was ein Doktorand niedergeschrieben hat.

    Dabei aber sie es wohl wichtig, seine eigenen Schlüsse und Erkenntnisse aus der Zusammenstellung ertsens zu beschreiben und zweitens zu belegen, dass dafür eine wissenschaftliche Basis in Form von allgemeiner Erkenntnis vorliegt. Und dazu benötigt man dann eine Quellenangabe….

    Also wohl nur ein Formfehler? Der aber durch die Prüfung der Arbeiten nicht hätte durchgehen dürfen, wenn ihnen die Quellenangabe wichtig gewesen wäre.

    Dann mögen wohl die Nacheichungen der relevanten Quellenangaben für die Doktorarbeiten ausreichen, damit sie diesbezüglich gültig und Rechtmässig seien. Was nichts mit dem eigendlichen Inhalt und Aussagekraft zu tun hat.