Mein Blogger-Kollege Georg Hoffmann rechnet zwar damit, dass er seine Wette, dass das arktische Meereis in diesem Jahr ein neues Minimum erreichen kann, verlieren wird – aber das heißt nicht, dass mit dem Eis in Zukunft alles glimpflicher laufen wird als befürchtet. Zur Erinnerung: In seinem vierten Bericht aus dem Jahr 2007 hatte das Intergovernmental Panel on Climate Change davor gewarnt, dass als Folge des Klimawandels die Arktis gegen Ende unseres Jahrhunderts im Sommer völlig eisfrei sein könnte. Doch diese Prognose, so erschreckend sie auch sein mag, ist vermutlich noch zu optimistisch, da sie sich primär auf die Folgen von Temperaturveränderungen auf die Eisdecke stützt und mechanische Effekte, die durch Strömungs- und Windbedingungen ganzjährig die Eisdecke verändern, dabei außer Acht lässt.
Diese Effekte hat nun ein Team von Forschern des Masschusetts Institue of Technology, gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der französischen Institute Centre National de la Recherche Scientifique/Université Joseph Fourier und Centre National de Recherches Météorologiques genauer untersucht. Die Ergebnisse werden in der nächsten Ausgabe des Journal of Geophysical Research – Oceans veröffentlicht; wer (wie ich) keinen Zugriff auf das Journal hat, wird sich mit dieser Pressemitteilung des MIT begnügen müssen.
Aus Zeitgründen (klingt wie eine faule Ausrede, aber ich bin tatsächlich gerade mit den letzten Vorbereitungen einer Reise beschäftigt) verweise ich für Details auf die Publikationen, aber nur so viel sei hier gesagt: Wie jeder weiß, der schon mal einen Drink mit Eis gemixt hat, ist es ein großer Unterschied, ob man massive Würfel oder gestoßenes Eis verwendet – und ebenso macht es einen Unterschied, ob das arktische Eis in massiver, kohärenter Form vorliegt oder durch Stürme und Strömungen, auch während des Winters, zu kleineren Brocken (dem so genannten Pfannkucheneis) zerkrümelt wird, wie es derzeit verstärkt der Fall zu sein scheint. Da kleinere Eisflächen schneller schmelzen und noch schneller von Strömungen fortgespült werden, könnte die bisherige Prognose den tatsächlichen Einsverlust der Arktis um den Faktor 4 unterschätzt haben …
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