Ich bin heute gleich mehrfach an diesem Poster vorbei gekommen, das an Bushäuschen in Manhattan hängt (weil’s geregnet hat, hab’ ich kein eigenes Foto gemacht). Und natürlich ärgere ich mich darüber, dass hier der Mythos weiter kolportiert wird, Albert Einstein sei ein schlechter – oder zumindest ein mittelmäßiger – Schüler gewesen. Dazu hat ja Christian in seinem Blog Frischer Wind schon ausführlich geschrieben; mehr als dass Einsteins Zeugnisse ziemlich gut waren (aber in der Schweiz die beste Note die 6 ist, was wohl die deutschen Betrachter verwirrt haben dürfte), muss ich hier nicht mehr sagen.
Aber das ist nur der vordergründige Anlass meines Verärgertseins. Als ich wissen wollte, wer hinter dieser Kampagne – es gibt eine ganze Menge anderer, wohlmeinender Motive – steckt, fand ich erst mal diese Webseite der Foundation for a Better Life. Aber wer steckt hinter dieser Stiftung? Der erzkonservative Milliardär Philip Anschutz und seine Familie.
Na gut, Anschutz steckt sein eigenes Geld in diese Aktion, und seine Stiftung nimmt keine Spenden an. Ist also sein Privatvergnügen, und wer sollte schon was dagegen haben, wenn er auf seine Kosten die Menscheit zu mehr Selbstvertrauen, zu mehr Optimismus, mehr Leidenschaft, mehr Innovation und natürlich mehr Frieden ermuntern will? Aber ich fürchte die Danaer, auch wenn sie Geschenke bringen: Anschütz ist nicht irgend ein Philantrop, sondern ein religiös konservativer. Und auch das wäre noch weitgehend im grünen Bereich, doch der Ölmilliardär ist, wie der britische Independent heraus gefunden hat (und wie ich hier gelesen habe), auch eine der Personen hinter dem kreationistischen Discovery Institute und ein Spender gleich mehrerer Organisationen, die gegen die Gleichstellung von Homosexuellen agieren.
Was Einstein zum Thema Homosexualität zu sagen hätte, darüber wage ich hier nicht mal zu spekulieren (solche Gerüchte kann man dabei wohl getrost ignorieren – Einsteins Biografie ist da ziemlich klar); aber von kreationistischer Seite vereinnahmt zu werden, das hätte er sich wohl deutlich verbeten. Und wir sollten dies hiermit auch tun, ihm zu Ehren.
Kommentare (4)