Ich war heute mal wieder im American Museum of Natural History. Das tue ich ja öfter, und manchmal auch zu recht ungewöhlichen Tageszeiten. Heute war’s, weil sich mein Sohn mal wieder gewünscht hatte, die aktuelle Show im Hayden Planetarium (richtig, das ist Neil Tysons Hütte) zu sehen – wie schon etwa ein halbes Dutzend mal zuvor. Und wie immer, wenn ich das Museum betrete, empfinde ich eine große Genugtuung, dass hier lange Schlangen an allen Kassen stehen.
Und nicht nur, weil ich dank meiner Museumsmitgliedschaft an diesen Schlangen zügig und stolz vorbei gehen kann. Sondern vor allem, weil es diese Schlangen überhaupt gibt. Etwa vier Millionen Menschen besuchen dieses Museum jährlich, gestern dürften es ein paar Zehntausend gewesen sein. Und selbst wenn es da einige “Wiederholungstäter” wie mich gibt – 40 Millionen Menschen in einem Jahrzehnt, das ist schon eine enorme Menge. Sicher, viele kommen, weil Museumsbesuche ein Pflichtprogramm für Städtetouristen weltweit sind und weil der Dino-Laden an der Upper Westside New Yorks sicher weniger Widerstand bei mitgeschleppten Kindern weckt als vielleicht das nicht minder spektakuläre Metropolitan Museum of Art. Vielleicht auch, weil es ein schön gekühlter und (wie gestern) vor dem Regen geschützter Ort ist. Vielleicht, weil ihnen nichts besseres einfällt.
Aber egal, warum sie kommen: Wichtig ist, dass sie kommen. Denn man muss schon extrem vernagelt sein, um nicht beinahe beiläufig, selbst beim ziellosen Schlendern durch die Hallen, zu bemerken, dass Evolution real ist, dass das Universum nicht nur ein paar Tausend Jahre alt ist – und dass sich all dies sehr schlüssig beschreiben lässt, ohne einen mystischen Schöpfer zu bemühen. Das Museum ist einer der großartigsten Orte der Welt, um Naturwissenschaft zu be-greifen.
Ich lese ja immer mit großen Genuss die Beiträge meines Bloggerkollegen Florian Freistetter. Aber wenn ich lese, was manche Hochleistungsignoranten und Dummbesserwisser in den Kommentaren zu Florians Einträgen absondern, dann packt mich ein Gefühl, das irgendwo zwischen Depression, Verzweiflung und Wut oszilliert und gewiss nicht gesund ist. (Ich frage mich manchmal, wie er das aushält – und dabei nie die Lust verliert, selbst dem, hartnäckigsten Ignoranten ausführlich und engagiert die Fakten erklären zu wollen.) Und da hilft es mir, einfach mal in so eine Menge von Menschen einzutauchen, die sich freiwillig mit Wissenschaft befassen wollen. Die bereit sind, etwas über den Urknall zu lernen, über schwarze Löcher und über braune Zwerge; die sich entlang eines “Lebensbaumes” auf den Evolutionspfad der Wirbeltiere, vom ersten Chordatier bis hin zu Primaten und modernen Elefanten begeben; die in der Hall of Human Origins im wörtlichen Sinn ein-sehen, wo wir Menschen herkommen. Und dann geht es mir wieder besser …
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