Die Frage taucht in diesem Artikel der New York Times tatsächlich ganz wörtlich auf:

“Is sports medicine a science, something that really pays attention to evidence? Or is it a boutique industry where you have a product and sell it?”

Gestellt wird sie von Andrew Green, einem Orthopäden an der Brown University in Providence, Rhode Island. Hintergrund der Frage und des Artikels generell ist ein Modetrend in der Sportmedizin: Profiathleten – für die Verletzungen nicht nur ein physisches Handicap darstellen, sondern auch nachteilige Folgen für ihren künftigen Marktwert nach sich ziehen können – lassen sich mit spektakulär klingenden, bestenfalls aber zweifelhaften (und schlimmstenfalls wirkungslosen, wenn nicht sogar schädlichen) “experimentellen” Therapien behandeln, rühmen dann deren Erfolge … und Scharen ähnlich verletzter Freizeitathleten rennen dann zu ihren Orthopäden und verlangen, in gleicher Weise behandelt zu werden. Ärztliche Einwände, dass diese Therapien nicht durch empirische Forschung belegt (oder sogar durch Forschung widerlegt) sind, stoßen auf taube Ohren: Was gut für Tiger Woods ist, soll auch gut sein für Leo Hölzchen. Und da sich damit gutes Geld verdienen lässt, hält der WIderstand der Mediziner nicht lange an … Hier geht’s zum Originalartikel, der immerhin einen Platz auf der Titelseite der Montagausgabe fand: As Sports Medicine Surges, Hope and Hype Outpace Proven Treatments

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Kommentare (5)

  1. #1 Sven Türpe
    6. September 2011

    Sind Scienceblogs noch Science?

  2. #2 Wolf
    6. September 2011

    “Leo Hölzchen” -> wie geil ist das denn? 😉

  3. #3 Redfox
    7. September 2011

    Gibt’s in Deutschland auch schon Lange, z.b. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, ehemals Mannschaftsarzt der DFB-Auswahl.

  4. #4 Christian A.
    7. September 2011

    Gabs hier ein Good Old Europe auch schon. Arjen Robben ist mit einer leichten Muskelverletzung in die WM letztes Jahr gegangen. Der Physiotherapeut (glaube ich) der holländischen Mannschaft hat ihn dann behandelt, indem er die Muskeln so weit es ging gedehnt hat; Robben hat dann alle Spiele mitgemacht. Ende vom Lied, er war danach über ein halbes Jahr kaputt. Dieser spezielle Physiotherapeut hat, wenn ich mich richtig erinnere, schon vorher den Ruf halb eines Wunderheilers, halb eines Scharlatans getragen.

  5. #5 miesepeter3
    9. September 2011

    Der Berufssportler an sich ist nicht so sehr an einer Heilung seiner Wehwehchen interessiert, sondern an einer möglichst schnellen Wiederteilnahme am “Sport”.
    Dauert das Auskurieren zu lange, so fordert er irgendeine andere schnelle Wiederherstellung der Beweglichkeit und Belastbarkeit. Da schrecken auch mehr oder weniger untaugliche oder gar gefährliche Therapien und Medikamente nicht ab, sondern sind sogar erwünscht, wenn sie denn bloß ihren Zweck erfüllen.
    Derjenige Arzt/Therapeut, der sich da weigert, mitzuspielen, ist seinen Job ganz schnell los. Also wird er sich so viel wie möglich Kenntnisse aneignen, die schenll wirken aber nicht unbedingt für lange. Er befriedigt da eben nur eine Nachfrage, genau wie der Apotheker, der Homöopatika verkauft.
    Es wäre aber nun falsch, nur dem Sportler die Schuld an dieser Verhaltensweise zu geben. Er reagiert da auch nur auf den Druck von Trainer, Vereinsführung und der Erwartungshaltung des geneigten Publikums.
    Profisportler sein ist auch kein Zuckerlecken.