Dazu wollte ich eigentlich schon gestern etwas schreiben, wurde aber durch “die Umstände” (“life happens”, sagt man bei uns) dann doch davon abgehalten. Aber ich find’s auch heute noch ziemlich unfassbar, auch wenn’s eine Nachricht vom Vortag (und – streng genommen – sowieso dort, wo es geschieht, ein alter Hut) ist: In einem einzigen Ölfeld in North Dakota werden, letztlich aus Gründen der Bequemlichkeit, täglich fast drei Millionen Kubikmeter Erdgas abgefackelt; das Gas fällt bei der Förderung des Öls im Bakken Shale Field an, doch offenbar ist es den Betreibern zu teuer, es einzufangen; statt dessen lassen sie es abfackeln. Pro Tag genug Erdgas, um eine halbe Million Haushalte zu heizen, und in einem Jahr spucken diese Gasfackeln so viel Kohlendioxid wie “ein mittelgroßes Kohlekraftwerk” in die Luft, wie die New York Times in dem Artikel schreibt, durch den ich auf das Thema aufmerksam wurde.
Technisch wäre es in der Tat kein Problem, das Erdgas einzufangen und zu verarbeiten (oder, alternativ, es in die Öllagerstätte zurück zu pumpen – was bei den Ölschiefern des Bakken-Feldes allerdings aufwändiger wäre). An anderen Bohrstätten geschieht das ja längst. Das Problem ist, wenn ich dem Artikel folgen darf, dass viele der Bohrungen in North Dakota bisher “nur” zur Erschließung der seit etwa einem Jahrzehnt aktiv angegangenen Öllagerstätten dienen; aber ohne die Einnahmen aus der Ölförderung lohne sich, so zitiert die New York Times die Betreiber, der Bau von Erdgasanlagen nicht. Was längst nicht so empörend klänge, wenn nicht gleichzeitig etwa vier Milliarden Dollar jährlich an staatlichen Subventionen für die Ölindustrie flössen, die ihrerseits einer der profitabelsten amerikanischen Wirtschaftszweige ist (allein der ExxonMobil-Konzern hat im Jahr 2010 einen Gewinn von mehr als 30 Milliarden Dollar eingestrichen, bei einem Jahresumsatz von gut 383 Milliarden Dollar). Bei solchen Margen spielt halt so ein bisschen Erdgas keine Rolle mehr …
Dass die Verhältnisse in Kasachstan und dem Iran nicht besser sind, ist leider kein Trost, im Gegenteil.
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