Schnell vorweg: Mit dem ähnlich betitelten Charlie-Kaufman-Film hat dieser Eintrag nichts zu tun. Aber irreführend ist der Titel trotzdem nicht: Erstens geht es hier um New York, und zweitens habe ich hier den grammatischen Begriff der Synekdoche bewusst gewählt, weil es mir im Folgenden darum geht, pars pro toto mal einen einzelnen Aspekt der September-11-Verschwörungstheorien herauszugreifen, um daran stellvertretend für alle 9/11-VT zu zeigen, wie vordergründig und ahnungslos flach sie gestrickt sind.
Und ja, ehe mir hier der Kamm zum Platzen schwillt: Ich habe diese meine Nase, die damals noch tagelang den Staub der eingestürzten Zwillingstürme einatmen musste, so gestrichen voll von all den Idioten, die nicht mal in der Nähe des Geschehens waren, nicht einen einzigen Zeugen gesprochen haben und auch ansonsten außer der Tatsache, dass sie sich von irgendwelchen geldgeilen Manipulateuren reinlegen lassen, die auf die begrenzte Kritikfähigkeit ihrer Leser vertrauen und ihnen daher gemixten Blödsinn in Buch- und DVD-Form verkaufen können, nichts annähernd Faktisches zu bieten haben. Klar werden die hier troll- und reflexhaft aufschlagen und wie schon bei Ali und Florian ihre dünngeistige Seiche* abtröpfeln. Bitteschön: All meine ernsthaften Leser werden hiermit gebeten, diese Dünndenker kommentarlos zu ignorieren. Auch wenn’s weh tut. Dieser Blödsinn entlarvt sich am besten selbst. Mehr als dieses eine Beispiel werde auch ich nicht anführen, obwohl sich jeder einzelne – nochmal: jeder einzelne – dieser Verschwörungspunkte in gleicher Weise zerpflücken lässt. Aber wozu Zeit und Atemluft verschwenden? Lasst sie doch dumm bleiben …
* Ich muss mich entschuldigen, aber manchmal hat das Gute-Kinderstube-Vokabular einfach nicht genug Kraft.
Es geht mir hier um die immer wieder zäh wiedergekäute These, dass die Türme des World Trade Center nicht durch die Flugzeugeinschläge, sondern durch vorher gelegte Sprengsätze zu Fall gebracht wurden. Erst mal, der Einfachheit halber, ein Video vom Einsturz des Turms Nummer 2, der um 9:03 morgens von der Boeing 767 Mit der Flugnummer UA 175 gerammt wurde und 56 Minuten später als erster der Zwillingstürme kollabierte:
Klar zu sehen, wo der Einsturz begann und wie er ablief. Okay? In den Minuten und Stunden nach diesem Ereignis hatte ich eifrig nach einem Abrissexperten gesucht, der mir erklären könnte, was da geschah. War nicht ganz einfach, da das New Yorker Telefonsystem erst mal zusammengebrochen war, aber am frühen Nachmittag konnte ich schließlich – nach Branchenbuch herausgesucht – David Bianchi von der Firma Bianchi Trisom Corp. in Syracuse, New York, ans Telefon bekommen. Und was er mir, etwa sechs Stunden nach dem Geschehern, und rein auf der Basis dessen, was er – wie Millionen und Milliarden Menschen – am Bildschirm sehen konnte, zur Erklärung des Einsturzes gesagt hat, könnt Ihr jetzt hier nachlesen:
Die Gebäude hatten zwar schwere Schäden durch die Flugzeuge selbst erlitten, doch den eigentlichen Schaden hat die Hitze angerichtet, die das Metall, den Baustahl der tragenden Elemente ermüdet hat. Wenn das Flugzeug nicht in Flammen aufgegangen wäre, wäre auch das Gebäude nicht eingestürzt. Die anhaltende Hitze hat die Säulen der darüber liegenden Stockwerke zum Nachgeben gebracht. Und dieses Nachgeben hat dann das, was wir ein “Wettrennen von Schwerkraft und Gewicht” nennen, ausgelöst. Solche Gebäude sind darauf ausgerichtet, einen gewissen Spielraum an Neigung zu vertragen, zum Beispiel durch Wind. Wenn wir eine Implosion planen, versuchen wir den Einsturzpunkt zu überschreiten, der normaler Weise bei einem Neigungswinkel zwischen 4 und 9 Grad erreicht wird. Von da ab erledigt das Gebäude selbst den Rest. Die gezielten Explosionen, die wir auf darunter liegenden Stockwerken zünden, sollen nur verhindern, dass das Gebäude unkontrolliert auf die Umgebung fällt, indem sie den Schaden durch die Gebäudebasis verringern. Aber in diesem Fall gab es diese Kontrollsprengungen nicht, und das Gebäude fiel einfach so in sich zusammen.
David Bianchi, Bianchi Trison Corp, 11.9.2001
Warum ist das wichtig? Erstens, weil Bianchi ein Experte im Einsatz von Sprengstoff ist und sich mit seiner Firma auf große Gebäude spezialisiert hat. Zweitens, weil dieser Experte, schon wenige Stunden nach dem Geschehen, exakt zur gleichen Einschätzung wie spätere offizielle Untersuchungen kam, was die Einsturzursachen betrifft. Drittens, weil diesem Experten nicht nur keine Zweifel daran kamen, dass die Hitze des Flugzeugtreibstoffs dazu ausreichend ist, sondern dass er viertens beschreibt, wie unterschiedlich ein professionelles Sprengstoffteam so einen Auftrag angegangen wäre.
Und ja, fünftens, weil ich ihn rein zufällig per Gelbe Seiten ausgesucht hatte. Wenn er also – nur mal, um aus Gefälligkeit ein paar Millimeter die Hirnwindungen von Verschwörunghysterikern nach zu marschieren – bereits zu diesem Zeitpunkt Teil der großen Verschwörung gewesen sein sollte, dann bedeutet es doch, dass die mstyeriöse Macht hinter dieser Verschwörung bereits alle Sprengstoff- und Abrissexperten auf ihre Seite gezogen haben musste (denn andere Journalisten haben natürlich andere Experten befragt). Warum haben Sie dann nicht auch mich, den berichtenden Journalisten, eingeweiht? Und nein, ich kann selbstverständlich nicht eingeweiht gewesen sein, weil ich ja nach Auffassung der 9/11-VTler zu den Dummen gehöre, die auf den Schwindel reingefallen sind … Aber wenn sie schon sonst jedermann und -frau mit reingezogen hatten, warum dann nicht auch mich?
Nein, der VT-Humbug kann nicht weglabern, dass vor zigtausend Augenzeugen in New York und Millionen mehr an den Bildschirmen der Welt zwei Flugzeuge in die Zwillingstürme gecrasht waren, dass an Bord dieser Maschinen und in den oberen Etagen der Türme reale Menschen saßen, die reale Leben auf brutale Weise verloren. Und ehrlich gesagt: Wer glaubt, dass Jesse Ventura oder irgend ein Grenzdenkfähiger in Kyritz an der Knatter oder werauchimmer, der/die aus Geld- oder selbstgefälliger Sensationsgier so tun, als ob sie etwas wüssten oder durch Vorgänge durchblickt, von denen sie noch nicht mal im Ansatz eine Ahnung haben wollen*, hat sich selbst als denkunfähig entlarvt. Dumm gelaufen, gell?
* Ach ja, die alte Frage nach WTC Nummer 7: Hier hatte Rudy Giuliani, gegen den Rat vieler Experten, das städtische Katastrophenschutzzentrum im 23. Stockwerk eingerichtet. Es war mit eigenen Dieselgeneratoren – und entsrpechend großen Tanks – ausgerüstet, die durch brennende Trümmer Feuer gefangen hatten und letztlich zum Einsturz des Hochhauses führten. Und ja, die Präsenz der Tanks war lange bekannt, und die ganze Sache ist weder ein Rätsel noch ein Geheimnis.
Und nun kann ich doch nicht widerstehen, muss den VTlern einen Knochen hinschmeißen: Warum war eigentlich der Trümmerhaufen der zwei Türme nach dem Einsturz so lachhaft klein? Ich war ja selbst dort und habe damals geschätzt, dass ein Einfamilienhaus im gleichen Maßstab lediglich so wenig Schutt hinterlassen müsste, dass er einem mann etwa knapp bis zum Knie geht … Soll das heißen, dass die Türme schon lange vor dem 11. September verschwunden waren und alles nur eine Illusion war? Fragen, Fragen, Fragen …
Kommentare (42)