Moment mal – Dampf? Wasserdampf? Der ist doch eines der maßgeblichsten Treibhausgase auf unserer Erde – und soll doch zu einer Senkung der globalen Temperatur beitragen? Die Antwort auf alle Fragen lautet, wenn man den Geowissenschaftlern der Carnegie Institution for Science vertrauen darf: Ja! Es ist richtig, dass Wasserdampf als Treibhausgas die Wärmeaufnahme in den unteren Atmosphärenschichten steigern kann. Aber Verdunstung – genauer gesagt, die Evapotranspiration – hat, lokal begrenzt, auch einen bekanntermaßen kühlenden Effekt (wer’s nicht glaubt, der stelle sich mal mit nassen Haaren vor einen Ventilator). Doch es gibt auch einen globalen Kühleffekt durch Verdunstung aus der Vegetation, den die Geoökologin Julia Pongratz und ihre Kollegen in einem Paper für die Environmental Research Letters beschrieben haben:


Dabei sind erst mal zwei Dinge wichtig festzustellen (und die Autorin/Autoren tun das im Paper auch ausdrücklich): Erstens ist der Verdunstungseffekt – also die relative Absenkung der Lufttemperatur dadurch, dass ein Teil der Energie, der andernfalls den Boden/die Umgebung erwärmen würde, Wasser in Wasserdampf umwandelt (man nennt das einen Phasenübergang) – ein globales Nullsummenspiel, da dieser Energiebetrag bei der späteren Kondensation des Wasserdampfes wieder freigesetzt wird. Und zweitens sind diese Betrachtungen, die sie angestellt haben, erst mal nur rein theoretisch in einer Simulation ermittelt worden, denn in der Praxis ist die Rolle, die atmosphärischer Wasserdampf spielt, zu komplex, um mal schnell mit einem Messgerät die Antwort zu finden:

Here, we perform a highly idealized set of climate model simulations aimed at understanding the effects that changes in the balance between surface sensible and latent heating have on the global climate system.
Wir führen hier einen höchst idealisierten Set von Klimamodellierungen mit dem Ziel durch, die Folgen zu verstehen, die solche Veränderungen im Gleichgewicht zwischen fühlbarer und latenter Erwärmung (man nennt dies auch das Bowen-Verhältnis, d.Red.) für das globale Klimasystem haben.

Doch Wasserdampf hat bekanntlich noch einen zweiten Effekt: Wenn er sich zu Wolken auskondensiert, dann erhöht er die Albedo, also die Reflexionsfähigkeit der Erde. Wenn aber ein Teil des Sonnenlichts reflektiert wird, also nicht die Erdoberfläche erreichen und dort zu Wärme transformiert werden kann, verringert dies in der Tat die Gesamtenergieaufnahme. In ihrer Modellrechnung kamen die Forscher(in) zum Ergebnis, dass für jedes Watt, das pro Quadratmeter Erdoberfläche nicht in fühlbare (= messbare) Wärme, sondern in die beim Pasenübergang Wasser->Wasserdampf gespeicherte latente Wärme umgewandelt wird, die globale Temperatur um 0,54K sinken würde. Dieser Wert ist aber, wie gesagt, nur ein Rechenwert unter idealisierten Bedingungen (schadet aber nichts, ihn im Hinterkopf zu behalten – quasi als Nebeneffekt von botanischen Kohlenstoffsenken, die auch als “Wälder” bekannt sind.)

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Kommentare (2)

  1. #1 BreitSide
    6. Oktober 2011

    Wälder sind leider keine so tollen Kohlenstoffsenken:
    – Wirtschaftswälder sowieso nicht, da alles gebundene C entweder gleich – als Hackschnitzel – verfeuert wird oder verbaut und dann in 10 oder 20 Jahren verfeuert wird, wenn der Schrank auf dem Sperrmüll landet.
    – Regenwälder sammeln kein C, sonst würden sie ja nicht auf einer nur 30 cm starken Humusschicht stehen, die eben nicht wächst.

    Trotzdem sollten wir natürlich dieses Inventar nicht auch noch verfeuern.

    Wirkliche Senken sind eher Moore. Oder Terra Preta.

    Haben nicht letztes Jahr Studien herausgefunden, dass das Mehr an Albedo durch ein Mehr an Zirren und/oder ganz einfach eine höhere Luftfeuchte mehr als ausgeglichen wird? Wäre mal interessant, was Georg Hoffmann dazu zu sagen hat…

  2. #2 threepoints...
    12. Oktober 2011

    Diese These überrascht mich nicht.

    Es müssen aber nicht zwangsläufig Wolken am Himmel sein, damit dieser Wärmetransport vollzogen wird. Aufgrund der großen Erdoberfläche werden auch geringste Mengen ohne Kondensation zu Wolken wirksam zum Wärmeaustausch führen.
    Gabs da nicht mal eine Entdeckung in den Tagen nach 9/11 als Flugverbote den Luftraum lahmlegten? Es ist anzunehmen, dass an diesen Tagen ein größerer Wärmetransport stattfand, als mit den Wolken am Himmel (vor allem ist eine größere Höhe des Austausches zu erwarten). Hierbei ist der Tag und Nachtwechsel relevant, der einen Temperaturunterschied hervorruft und einen Zyklus bestimmt. Und der geht besser, wenn es Wolkenlos ist in der Nacht.

    Das Wasser kommt also aus größerer Höhe kondensiert wieder zur Erdoberfläche zurück und hat Wärmeenergie nach oben transportiert.