Weltuntergangs-Szenarien haben ja derzeit Konjunktur. Aber darüber sollte man nicht vergessen, auch einen drei Jahre alten – und ebenso folgenlos vergangenen – potenziellen Weltende-Alarm noch einmal zu würdigen: Im Sommer und Herbst 2008 schienen sich die Meldungen zu überschlagen, der Large Hadron Collider des CERN werde Schwarze Löcher produzieren, die dann in einem gigantischen Gulp die Welt verschlingen würden. Und ja, da hatten sich sogar Wissenschaftler warnend gemeldet, die man zu anderen Zeiten ohne zu zögern mit dem Prädikat “ernst zu nehmend” gewürdigt hätte …
Dass das mit dem Weltuntergang durch den LHC nix wurde, wissen wir ja schon (wäre ja auch schade um all die schönen anderen Untergangszenarien, mit denen sich auch viel mehr Geld verdienen ließ/lässt).
Aber zumindest ein wissenschaftliches Weltgefüge könnte er doch erschüttern, oder? Immerhin war das aufwändige Beschleunigerprojekt mit der expliziten Absicht angetreten, ein bisher unentdecktes, für die Teilchenphysik (die sich ja mit nicht weniger als der materiellen Grundlage alles Seins befasst) aber essentielles Partikel aufzuspüren: Das so genannte Higgs-Boson, dessen Wichtigkeit durch den eher unphysikalisch und unwissenschaftlich anmutenden Spitznamen “Gottespartikel” (The God Particle) symbolisiert wird. Doch von diesem Teilchen ist, trotz einer ersten aufgeregten (Falsch-)Meldung im Frühjahr, bisher keine Spur zu finden.
Wie ich in nature online gelesen habe, wird sich sehr bald zeigen, ob der Beschleuniger das Higgs-Boson nun aufspüren konnte oder nicht – die Daten, die seit März am CERN eingesammelt werden konnten, müssten ausreichen, um mit einer hinreichend großen wissenschaftlichen Gewissheit sagen zu können, ob es dieses Masse verleihende Partikel nun gibt oder nicht. Aber was wäre, wenn nicht? Bräche dann nicht, wie oben schon gesagt, eine wissenschaftliche Weltsicht ein?
Da ich mich jedesmal, wenn die die Begriffe LHC oder Boson fallen, weit über alle pysikalisch verantwortbaren Maße aus dem Fenster lehne und auf dünnen Eisschichten wandere, gegen die Graphene noch dick wie Bretter wirken würden, muss ich hier ausdrücklich betonen: Ich reflektiere hier, was ich aus nature gelernt habe. Dies sollte bei etwaiger Kritik immer ausdrücklich klar sein.
Einfach ausgedrückt: Wenn das Higgs-Boson gefunden wird, dann ist es gut, denn dann ist das eine Bestätigung des Standardmodells. Und wenn nicht – dann ist das mindestens ebenso spannend, weil dann eben das Standardmodell entsprechend überarbeitet werden muss. In einem
hat sich das CERN schon auf diesen Fall vorbereitet:
Finding the Standard Model Higgs boson would be a very important discovery indeed, for which the commonly accepted “gold standard” of statistical significance is that there be much less than one in a million chance that any observed signal be the result of a statistical fluctuation rather than a genuine discovery. In technical terms this is referred to as “a significance of 5 standard deviations”. However, ruling out the Standard Model Higgs boson in its otherwise allowed mass range, and with it the Standard Model in its simplest formulation, would be an even more important discovery, for which the same stringent requirement on statistical significance should be applied.
Und auch davon geht, soweit ich es verstehe, die Welt nicht unter, nicht mal die wissenschaftliche Welt der CERN-Teilchenphysiker.
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