Wer ein Science-Abo hat, der kann sich in der aktuellen (Online-)Ausgabe mal den Artikel Calibrating the End-Permian Mass Extinction anschauen. Ich hab’ keines, und darum muss ich mich mit dieser Pressemitteilung des Massachusetts Institute of Technology (jawohl, das ist einer meiner Arbeitgeber) begnügen. Es geht darin um das bisher größte Artensterben auf der Erde, und das war nicht etwa das Ende der Dinosaurier vor etwa 65 Millionen Jahren, sondern das Ende des Erdzeitalters Perm, bei dem global etwa 90 Prozent aller Arten ausstarben, sowohl die terrestrischen (hier, laut Wikipedia, betraf es rund 75 Prozent aller Arten) als auch die maritimen (95 Prozent).
Das Paper, an dem 20 Autoren mitgewirkt haben, legt diese Perm-Trias-Grenze nun ziemlich eng auf einen Zeitraum von nur 20.000 Jahren fest, der mit einer Genauigkeit von plus/minus 80.000 Jahren vor 252,28 Millionen Jahren seinen Höhepunkt erreicht hatte. Als “Stoppuhr” benutzten sie einen Steinbruch in Meishan (China), wo die Perm-Trias-Grenze sehr klar zu erkennen ist. In ihrer Analyse konzentrierten sie sich dabei auf Zirkone, die sich dank Spuren von Uran sehr präzise datieren lassen. Zwischen den Zirkonen unterhalb der PT-Grenze und oberhalb der PT-Grenze fanden sie nur einen Altersunterschied von zwei Jahrzentausenden.
20.000 Jahre sind, in geologischen Begriffen, ein Augenzwinkern. Zum Vergleich: Auf einen Tag (= 24 Stunden) umgerechnet, wären dies knapp neun Sekunden. Bisher waren die Erdwissenschaftler eher von einer Zeitspanne in der Größenordung von hunderttausdenden von Jahren ausgegangen; durch die neue, engere Grenze wird auch die Frage nach der Ursache konkreter, wie der MIT-Erdwissenschaftler ,Sam Bowring erklärt:
People have never known how long extinctions lasted. Many people think maybe millions of years, but this is tens of thousands of years. There’s a lot of controversy about what caused [the end-Permian extinction], but whatever caused it, this is a fundamental constraint on it. It had to have been something that happened very quickly.
Also: Was immer die Ursache war – es war etwas, das sehr schnell ging. Damit wären die bisher als einer der Hauptverursacher verdächtigten Mega-Vulkanausbrüche, die den Sibirischen Trapp ablagerten und die sich über den Zeitraum von einer Million Jahren erstreckten, wenn schon nicht entlastet, dann doch zumindest nicht mehr der Hauptverdächtige. Oder genauer gesagt: Es wäre nicht die enorme Dauer dieser Ausbrüche, sondern ein vergleichsweise konzentriertes Einzelereignis, bei dem enorme Mengen von CO2 in vergleichsweise kurzer Zeit ausgestoßen wurden.
Denn in der gleichen (knappen) Zeit, in der das Artensterben ablief, stieg auch der CO2-Gehalt der Atmosphäre deutlich an, und zwar mit der gleichen Rate, die wir heute beobachten – das aber eben über den Zeitraum von etwa 10.000 Jahren hinweg. Bowrings Kollege Dan Rothman hält einen Vulkanausbruch nicht für ausreichend als Erklärung: “Das ist schwer vorstellbar”, versichert er in der MIT-Pressemitteilung. “Selbsty wenn man alle bekannten Kohlelagerstätten auf einen Vulkan aufhäufen würde, käme man da nicht ran. Also muss etwas Ungewöhnliches passiert sein.”
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