Der November geht nun bald zu Ende, und das heißt, dass wir uns langsam auf Winter mit Eis und Schnee einstellen müssen. In unserem Treppenhaus steht schon die Schneeschippe bereit – aber vielleicht sollte ich auch vorsorglich mal ein EKG machen lassen? Das Schneeschaufelschwingen ist nämlich eine höchst riskante Tätigkeit, wie eine Gruppe von Kardiologinnen und Kardiologen am Kingston General Hospital der kanadischen Queen’s University in diesem Paper (erschienen im aktuellen Clinical Research in Cardiology) noch einmal belegen konnte: Snow-shoveling and the risk of acute coronary syndromes .
Anekdotisch war dieser Zusammenhang zwar schon länger etabliert; die American Heart Association beispielsweise gibt auf ihrer Webseite entsprechende Ratschläge. Doch das war den Kanadiern (wo Schneeschaufeln zu den normalen Daseinsfunktionen zählen dürfte) zu wenig – sie analysierten die Patientendaten aus den beiden vorangegangenen Wintern auf entsprechende Hinweise. Und wurden fündig: Von 500 Patientinnen und Patienten, die in dieser Zeit mit akuten Herzkreislaufbeschwerden eingeliefert wurden, hatten 35 ihre Probleme nach dem Schneeschippen bekommen. Das sind zwar “nur” sieben Prozent, aber “sieben Prozent sind in der Medizin immer eine signifikante Proportion”, erklärt der Leiter der Studie, Adrian Baranchuk (den ich hier aus dieser Pressemitteilung seiner Uni zitiere); außerdem sei es nicht wahrscheinlich, dass in jedem Fall bei der Notaufnahme die vornagegangene Tätigkeit erfasst wurde, was also bedeutet, dass es mindestens sieben Prozent waren, und vermutlich sogar erheblich mehr.
Dass 31 dieser 35 Herzanfall-Opfer männlich waren, lässt zwar erst mal aufhorchen – sind Männer also stärker gefährdet? Rein rechnerisch liegt das Risiko eines Mannes, einen Herzanfall beim Schneeschaufeln zu erleiden, 5,4 Mal über dem einer Frau – aber das kann auch, wie die AutorInnen betonen, lediglich daran liegen, dass mehr Männer zur Schneeschaufel gegriffen haben als Frauen (das ist vermutlich der Preis für männlichen Chauvinismus: “Lass mich das machen, Schatz, das iss nix für Frauen”). Eine Veranlagung zu kardiovaskulären Problemen steigert das Risiko noch weiter: Männer mit einer Familienvorgeschichte von Herzproblemen waren laut dieser Studie sogar 23 Mal stärker gefährdet als Frauen ohne eine solche.
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