Herman Cain, der kurzzeitige Star des Tea-infusionierten republikanischen Rennens um die Chance, gegen Barack Obama zu kandidieren, hat aufgegeben. Gescheitert ist er allerdings nicht an seiner politischen Schwachbrüstigkeit, sondern an seinen privaten “Schwächen” (sprich: außerehelichen Affären), wie diese New-York-Times-Grafik zeigt:

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Ja und? könnte man sich als deutsche(r) Leser(in) jetzt fragen? Seit wann ist außerehelicher Sex etwas, das politischen Karrieren schadet? Schließlich war ja auch Bill Clinton schon sehr früh in seinem entscheidenden Wahlkampfrennen als Womanizer geoutet (wow, zwei Anglizismen in unmittelbarer Folge!) und dennoch gewählt worden. Das mag damit zusammenhängen, dass Cain sich als wertkonservativer Republikaner einfach auf ein moralisch höheres Ross gesetzt hat und entsprechend härter abstürzt, oder damit, dass sein Verhalten gegenüber Frauen generell durchaus zweifelhaft war. Aber nicht ganz unbedeutend dürfte dabei auch der rapide Ansehensverlust der Tea-Party sein, die Cain überhaupt erst in die Vorreiterrolle befördert hatte.

Eine vor wenigen Tagen veröffentlichte Umfrage des Pew Research Center zeigt den Absturz jener Bewegung, von der sich die Republikaner in den letzten Kongresswahlen vor einem Jahr noch so viel Aufwind holen konnten (obwohl es auch da schon Anzeichen der Selbstüberschätzung gab). Die Reputation der Tea Party ist seit diesem Vorschuss-Sieg selbst in ihren Hochburgen schneller abgeschmolzen als ein Pfund Butter auf einem Südstaaten-Barbecue, und in diesen Sog ist auch die sich selbst immer noch als “Grand Old Party” (kurz GOP) bezeichnende republikanische Partei geraten:

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Es ist natürlich schwer zu sagen, ob Cains Scheitern eher Ursache oder eher Wirkung dieses Popularitätseinbruchs ist. Sehr wahrscheinlich hat es dem Ansehen dieser “Bewegung” (oder Strömung innerhalb der republikanischen Partei) auch nicht geholfen, mit Cain die dritte Knallerbse – nach Michele Bachman und Rick Perry – gezündet zu haben (und letztere sich dann noch öffentlich der schmutzigen Tricks bezichtigten). Aber eine alte Frage beschäftigt mich nun wieder mal: Unter welchem Stein hat jemand wie Cain eigentlich gelebt, dass er glauben konnte, solche “ollen Kamellen” wie seine Affären kämen nicht an die Öffentlichkeit? Das erinnert mich an die Gedankenwelt der Verschwörungstheoretiker, die auch ganz fest davon überzeugt sind, dass sich Information selbst dann unter dem Deckel halten lässt, wenn bereits die Scheinwerfer der Öffentlichkeit darauf gerichtet sind…

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Kommentare (5)

  1. #1 michael
    4. Dezember 2011

    > die auch ganz fest davon überzeugt sind, dass sich Information selbst dann unter dem Deckel halten lässt, wenn bereits die Scheinwerfer der Öffentlichkeit darauf gerichtet sind…

    Die Scheinwerfer der Öffentlichkeit waren auf Schäuble gerichtet, als es um den Verbleib der 100000 DM Spende, die Schreiber Schäuble übergeben hatte, ging.

    Strahlen die Scheinwerfer in D nicht so hell wie in den USA? Die 100000 sind jedenfalls verschwunden.

  2. #2 Joseph Kuhn
    4. Dezember 2011

    Unter welchem Stein hat jemand wie Cain eigentlich gelebt, dass er glauben konnte, solche “ollen Kamellen” wie seine Affären kämen nicht an die Öffentlichkeit?

    Eine interessante Frage. Genauso kann man ja fragen, unter welchem Stein Herr z.Guttenberg oder Frau Koch-Mehrin gelebt haben, dass sie dachten, sie kämen mit ihren Plagiaten durch, oder Herr Pfahls, mit seinen Geldgeschäften. Vermutlich tritt bei solchen vom Alltagsleben reichlich abgeschirmten Leuten irgendwann ein Realitätsverlust auf, der sie glauben lässt, die Regeln der normalen Menschen würden für sie nicht mehr gelten, nach dem Motto, wer mehr leistet, darf sich sich auch mehr leisten. Und manchmal klappt das auch: Unser Altkanzler Kohl verschweigt seine Spender bis heute.

  3. #3 Jürgen Schönstein
    4. Dezember 2011

    @michael

    Strahlen die Scheinwerfer in D nicht so hell wie in den USA?

    Möglich. In den USA gibt es ziemlich umfangreiche Gesetze zur Informations-Offenlegung.

  4. #4 Stefan W.
    5. Dezember 2011

    Post hoc, ergo propter hoc.

  5. #5 miesepeter3
    6. Dezember 2011

    Wenn`s im Keller brennt, geht oben das Licht aus!

    Denken is da im Moment nich mehr.