Ich hatte ja eine Vorwahl-Nachlese für die republikanische Präsidentschaftskandidatenkür Teil 1 in New Hampshire angekündigt, aber so richtig spannend fand ich die Resultate dann gar nicht: Der haushohe Favorit Mitt Romney, der einen Wochenendwohnsitz in New Hampshire besitzt und daher ein de-facto-Heimspiel hatte, gewann – nach bisherigen Auszählungen – zwar mit deutlichem Vorsprung vor dem Zweitplatzierten Ron Paul. Aber eigentlich ist das trotzdem eher ein “gerade-mal-so”-Resultat: Vor vier Jahren hatte der (spätere Kandidat) John McCain aus Arizona hier schon 38 Prozent der Stimmen abgeräumt. Das hätte Romneys gut geölte und gut auf New Hampshire eingespielte Wahlkampfmaschine diesmal eigentlich mit Leichtigkeit deutlich übertreffen müssen. Andererseits ist ihm hier auch kein neuer Gegner erwachsen: Newt Gingrich und Rick Santorum spielten keine große Rolle (was sich natürlich in diesem wechselhaften Wahlkampf schon beim nächsten Match in South Carolina wieder ändern kann), der zweitplatzierte Ron Paul kann sich zwar über die Anerkennung der libertären Wähler in New Hampshire (von denen es dort reichlich gibt) freuen, aber niemand rechnet ernsthaft damit, dass er einen Wahlmarathon durch 50 Staaten finanziell und thematisch durchstehen kann. Und John Huntsman, der immer noch von der Außenseiterposition einschwenken kann, ist zwar noch in die “Medaillenränge” gekommen und will daher weitermachen – aber vorerst kann er an Romney nicht kratzen.
Was nicht heißen soll, dass sich in diesem Wahlkampfdurchgang nichts Bemerkenswertes ereignet hätte hätte. Vor allem der Schlagabtausch zwischen Gingrich und Romney war gelegentlich erheiternd – zum Beispiel, als der ehemalige Sprecher des Abgeordnetenhauses dem ehemaligen Gouverneur von Massachusetts, der sich gerade mal wieder als Businessmann mit politischen Ambitionen (im Gegensatz zum eingefleischten Politiker Gingrich, versteht sich) präsentieren wollte, über den Mund fuhr: “Can we drop a little bit of the pious baloney – können wir den scheinheiligen Quatsch mal ein bisschen sein lassen?” (ab Minute 2:45 im verlinkten Video)
Aber noch verblüffender war der unerwartet antikapitalistische Ton, den Gingrich hier anschlägt:
Ein reicher Republikaner, der einem anderen reichen Republikaner vorwirft, durch Kapitalgeschäfte – bei denen geradezu naturgemäß andere Firmen aufgekauft, ausgeschlachtet und die Mitarbeiter entlassen werden – reich geworden zu sein? Sensationell. Und dass der texanische Gouverneur Rick Perry, seinerseits auch nicht gerade ein armer Mann, dann noch eins draufsetzt und Kapitalmanager im Stil von Mitt Romney (er war früher CEO der Investmentfirma Bain Capital) als “Geier” bezeichnet, die auf den Bäumen lauern – das hat echten Unterhaltungswert.
Romneys einzige Chance, diesem Vorwurf – der bei knapp zehn Prozent amtlich bezifferter Arbeitslosigkeit durchaus brisant sein kann – vor dem eventuellen späteren Einsatz der Demokraten (die ihn ja dann ungestraft nutzen können, schließlich ist er ja aus republikanischer Fertigung) gegen ihn zu entschärfen, liegt vermutlich darin, das Thema nun tot zu reiten: Bei Republikanern wird ihm der Vorwurf, reich geworden zu sein, gewiss weniger schaden, solange er das Thema also selbst am köcheln hält, wird es bis zum eigentlichen Wahlkampf dann so verkocht und abgestanden ist, dass niemand mehr dran lecken will. So gesehen hat Gingrich seinem Rivalen vielleicht sogar einen Gefallen getan. Ungewollt, vielleicht … aber am Ende doch hilfreich.
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