Dass das angebliche Mammut in Sibirien, das im Internet – und auch auf den Seiten von BILD.de – die Runde machte, nicht das ist, was es zu sein vorgibt, hatte ich hier ja schon geschrieben. Aber die Sache ist doch noch ein bisschen härter: Während ich bisher nur angenommen hatte, dass es sich um einen Scherz handelt, bei dem ein zweideutig interpretierbares Video (ich hatte auf einen Bären mit einem Lachs im Maul getippt) durch bewusste Ausschnitts-Auswahl und gezielt nachbearbeitete Unschärfe “umgedeutet” wurde, scheint es sich doch um einen handfesten Schwindel zu handeln. Die Huffington Post hat hier den Urheber des Original-Flussvideos ausfindig gemacht – und erstens ist das Video, wie man es von heutiger Aufnahmetechnik erwarten kann, gut fokussiert, zweitens ist kein Bär oder Mammut oder sonst eine Kreatur in diesem Video zu sehen (die also nachträglich einkopiert worden sein musste). Und drittens wurde diese Aufnahme von dem angeblichen “Experten für paranormale Phänomene” Michael Cohen schlichtweg geklaut. Hier erst mal die beiden Videoclips zum Vergleich:
Der Dokumentarfilmer Lou Petho hatte die (stille) Szene im Sajangebirge fur eine Doku ueber seinen Grossvater gemacht, der 1915 aus einem russischen Kriegsgefangenenlager entflohen war. Wie Michael Cohen an den Ausschnitt gekommen war, ist nicht erklärt, aber er selbst hat gegenüber der HuffPost nur eine hahnebüchene Erklärung bereit:
“I just looked at this footage and all it proves is that someone filmed the same spot at another time. While this new revelation does open up the prospect that this might well be a hoax at this stage, it is not conclusive and might simply be a case of the same spot being filmed twice. I was only given sketchy details regarding this footage. And it is interesting to note that if, indeed, a mammoth was filmed, it occurred in the Irkutsk region — an area of intense paranormal activity.
Ich habe mir die Aufnahme gerade angesehen und sie beweist nur, dass jemand den gleichen Standort zu einem anderen Zeitpunkt gefilmt hat. Auch wenn diese neue Enthüllung die Möglichkeit eröffnet, dass es sich um einen Schwindel handelt, ist es zu diesem Zeitpunkt nicht schlüssig und könnte einfach nur ein Fall sein, in dem der gleiche Ort zweimal gefilmt wurde. Ich habe nur skizzenhafte Details hinsichtlich der Aufnahmen enthalten. Und es ist interessant festzustellen, dass für den Fall, dass doch ein Mammut gefilmt wurde, dies in der Irkutsk-Region geschah – einer Region mit intensiver paranormaler Aktivität.“
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Angeblich hat er nur ganz unklare Angaben über das Video und dessen Herkunft – ist sich aber sicher genug, dass er seinen eigenen Copyright-Stempel draufpacken kann. Und die Wahrscheinlichkeit, dass die Videos zu zwei verschiedenen Zeitpunkten, bei exakt den gleichen Wasserständen und Lichtverhältnissen von zentimetergenau dem gleichen Standort und in exakt gleicher Objektivausrichtung und -Höhe gemacht wurden, ist – das kann man wohl auch ohne weitere statistische Analyse schon mal feststellen – exakt Null.
Den Bären hat Cohen möglicherweise aus diesem Clip geklaut (ich bin kein Videoexperte, aber es gibt ein paar Momentaufnahmen, die – geklont, verkleinert und verzerrt – sehr gut passen würden):
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