Nur ein kurzer Denkanstoß, denn dann muss ich mich wieder anderen (bezahlten) Tätigkeiten widmen: Eines der Merkmale, durch die Männer sich als Männer definiert fühlen, ist ja das geschlechtsspezifische Chromosom, das – ob seiner Form – als Y-Chromosom bezeichnet wird und dessen Gene ausschließlich über die männliche Linie weiter gegeben werden. Wie hier schon mal (im Interview) angesprochen wurde, scheint sich dieses Chromosom in evolutiver Auflösung zu befinden: Seit “Erfindung” der Männer vor etwa 320 Millionen Jahren hat es, laut diesem Beitrag in der aktuellen New York Times, über 98 Prozent seiner Gene eingebüßt, ist also nur noch ein Schatten seiner selbst. Was die (im oben verlinkten Interview auch angeschnittene) Frage aufwirft: Sterben Männer langsam aus?
Die gute (aus männlicher Sicht jedenfalls) Nachricht: Offenbar nein! Davon abgesehen, dass Männlichkeit in der Natur nicht unbedingt nur durch ein eigenes Chromosom etabliert wird – Insektenmännchen zeichnen sich beispielsweise dadurch aus, dass sie nur den halben Chromosomensatz der Weibchen besitzem – scheint der Schrumpfungsprozess des Y-Chromosoms zum Stillstand gekommen zu sein. Mit anderen Worten: Weniger als das, was jetzt schon da ist, wird es voraussichtlich nicht geben. Mehr dazu in der aktuellen Ausgabe von nature; zumindest dieser Beitrag ist auch nicht-Abonnenten frei zugänglich.
Doch auf eines sollte man auch an dieser Stelle hinweisen: Auf dem männlichen Chromosom finden sich nur noch bescheidene 19 Gene. Na gut, wird sich der eingefleischte Sexist sagen, das beweist ja nur, dass man selbst mit so einem Bisschen an genetischem “Startkapital” eine überlegene Position erreichen kann. Doch die vermutlich realistischere Sichtweise wäre: Das, was uns Maennern so wichtig und definitiv erscheint, ist ganz offenbar nur eine genetisch abgekupferte Variante dessen, was Frauen entwickelt haben. Das Y-Chromosom mag für Männer charakteristisch sein, aber ohne das beigegebene X-Chromosom wären wir – nichts.
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