Mit anderen Worten: Wenn ich etwas wirklich nicht haben will, dann ist es ganz einfach, nichts dafür zu bezahlen.** Aber wenn wir nun folgendes etablieren: a) Es handelt sich bei den ideellen Objekten, um die der Streit zu gehen scheint, um geldwerte Produkte und b) es sind Produkte, die wir haben wollen, dann stellt sich die Frage doch so:
Warum soll ich Geld für ein Produkt bezahlen, das ich haben will?
Die Antwort dürfte klar sein.
Ach, es geht gar nicht darum, dass kein Geld für keine Leistung bezahlt werden soll, sondern wieviel Leistung für wieviel Geld zu kriegen sein muss? Das ist erst mal wieder ganz simpel: So lange eine Leistung erbracht wird, steht es dem Leistungsanbieter zu, dafür einen Lohn zu verlangen. Und es steht dem Leistungsnehmer zu, zu entscheiden, ob er diese Leistung zu diesem Preis haben will oder nicht (Betonung liegt auf “oder nicht”). Aber hier muss mal kurz über die Besonderheiten vieler solcher ideeller Güter diskutiert werden: Als Bäcker oder Metzger muss ich mir um die Angemessenheit des Preises keine großen Gedanken machen – das Brötchen, die Wurst kann immer nur einmal gegessen werden. Wer mehr davon will, muss mehr kaufen – kein Problem.
Aber die Produkte kreativer Arbeit, wie beispielsweise Musik, Literatur oder Kunst, werden beim Konsum nicht verbraucht, und im Gegensatz zu Fahrrädern, Autos (siehe oben) oder Fernsehapparaten lassen sie sich ganz ohne jeden Aufwand praktisch unbegrenzt vervielfältigen – vor allem, seit sie in digitaler Form angefertigt werden. Aber nur weil man es kann, bedeutet es nicht automatisch, dass man es darf.
Gehen wir noch enmal zurück zu Wurst und Brötchen. Angenommen, die gibt’s bei einem Schnellimbiss zu kaufen, und der macht als Sonderwerbeaktion ein “all you can eat”-Angebot: Für einen Pauschalpreis kann man so viele Wurstbrötchen essen wie man will. Heißt das, ich kann damit dann generös die ganze Stadt verpflegen? Natürlich nicht, denn der Nutzen dieses “all you can eat”-Angebots ist auf einen Esser beschränkt. Das sind die Spielregeln, und ich bin mir sicher, dass jeder, der schon einmal an einem Buffet gegessen hat, mit diesen Regeln vertraut ist. Der Preis ist (wenn der Wirt es richtig macht) so kalkuliert, dass die Wenigesser die Vielesser “subventionieren” – aber so lange alle ihren Spaß dabei haben, stört’s keinen, und jeder ist’s zufrieden.
So ähnlich waren die (sauteuren) Plattenpreise – ja, ich bin mit Vinylplatten groß geworden, was meinen Wortschatz geprägt hat – in meiner Jugendzeit kalkuliert, und das galt im Prinzip wohl auch für CDs: Das “all you can copy” war im Preis schon mit enthalten; die Mehrfachnutzung durch das Überspielen auf Cassetten und Tonbänder mit einkalkuliert. Aber wie viele Kopien wurden von so einem Album schon gemacht? Zwei? Vier? Zehn? Selbst wenn’s 50 gewesen wären, was ich bezweifeln mag (Platten wurden nur ungern verliehen), ist dies noch nicht mal im Ansatz die Größenordnung von Kopien, die Webseiten wie Napster “geschaffen” haben.
Und da haben wir halt das Problem: Das Geschäftsmodell ist nicht dadurch überflüssig geworden, dass das Angebot nicht mehr erwünscht ist, wie es beispielsweise den Herstellern von Grammophonnadeln oder Floppydisketten ergangen sein dürfte. Das Geschäftsmodell wurde dadurch ausgehebelt, dass das bisherige “Gleichgewicht” zwischen Nutzungsrechten und Entgelt nicht mehr existiert.
Ja, diese Situation muss irgendwie gelöst werden. Wenn alte Geschäftsmodelle nicht funktionieren, dann baucht man natürlich neue (und ein strengerer Kopierschutz ist erst mal ein neues Geschäftsmodell – auch wenn’s uns allen nicht passt. Mir übrigens auch nicht, falls es jemanden interessiert). Dass mehr Nutzungsrechte einen höheren Preis nach sich ziehen sollten, erscheint mir eigentlich ganz logisch – die Dauerkarte fürs Schwimmbad kostet ja auch mehr als der einmalige Eintritt. Wieviel mehr Nutzung, und wieviel mehr Geld, das ist gewiss eine Verhandlungssache. Wenn’s darum geht, dann verhandelt bitte. Aber tragt es nicht auf meinem Rücken und den Rücken meiner Freunde aus!
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