Nachdem ich feststellen musste, wie schnell die Debatte um geistiges Eigentum und Urheberrecht in Unsachlichkeiten und ad hominem-Attacken abgleitet, hatte ich eigentlich die Lust darauf verloren, meine Position hier weiter auszuführen. Aber warum eigentlich? Dies ist mein Blog, und wenn ich mich einschüchtern ließe, meine Meinung zu verschweigen, nur weil sie manchen Mit-Lesern nicht passt, dann hätte damit so ziemlich jedes Argument, warum wir ein offeneres Web brauchen, Harakiri begangen …

Dies hier ist kein Manifest, keine auch nur ansatzweise als abschließend betrachtete Analyse des Problems. Es sind – wieder einmal – ein paar Beobachtungen aus der Sicht eines Betroffenen. Denn ja, ich habe ein Vierteljahrhundert ein den “alten” Medien gearbeitet, aber ich war auch mit dabei, als das Internet als “Medium” entdeckt und erschlossen wurde. Und jetzt bin ich Blogger …

Was ich an dieser Diskussion pro oder contra ACTA/SOPA/PIPA (oder wie immer die Buchstabensuppe heißt, die uns da vorgesetzt und in den Schlund gewürgt werden soll) zum Kotzen finde (ja, zum Kotzen, das war kein Tippfehler) ist doch, dass so oder so erst mal die Interessen von Multimilliardären bedient werden – und die eigentlich Betroffenen, die ich als das Content-Proletariat bezeichnen möchte (und zu dem ich mich zähle) interessieren keine Sau. Sicher, wenn vom Tisch der Reichen was abfällt, dann wird auch das eine oder andere Ferkel mal was zu beißen kriegen – aber ist es das, was wir uns unter einem gerechteren Internet, einem freieren Zugriff auf geistige Leistungen und kreative Schöpfungen vorstellen?

Fangen wir mal mit den “alten” Medien an, also jener Gruppe, die auch massiv hinter dem pro-ACTA/PIPA/SOPA-Lobbying steht. Das Vermögen, das man aus dem Vermarkten der geistigen Arbeit anderer schlagen kann, ist schon ziemlich enorm – nicht ganz zufällig zählen die Verleger und Eigentümer von Multimediakonzernen weltweit zu den Reichsten ihrer jeweiligen Gesellschaften. Und wenn man Software dazu zählt, dann sind globale Spitzenplätze nicht unerreichbar. Klar, deren Geschäftsmodell beruht darauf, von ihren Lesern/Zuschauern/Zuhörern kräftig Gebühren für den Konsum ihrer ideellen Produkte, in Form von Eintrittsgelderm, Abo- oder Kioskpreisen und so weiter, zu kassieren.

Auf der anderen Seite sind die Googles und Facebooks, die selbst keinen Content generieren, sondern sich eine goldene Nase damit verdienen, den Content, den andere produziert haben, zu bündeln. Und muss ich noch darauf hinweisen, dass auch die Personen hinter Google und Facebook Multimilliardäre sind? Was die Verleger wurmt, ist doch nicht, dass diese Bündler mit “ihrem” Content klotzig verdienen – sie sind nur sauer, weil sie nichts davon abkriegen.

Klingt das polemisch? Nö, das ist sogar ganz unumwunden hier nachzulesen. Es geht doch ganz offensichtlich nicht darum, dass irgend welche neuen Freiheiten im Internet geschaffen oder etabliert werden sollen – es geht nur darum, wie der große Kuchen verteilt werden soll. Und egal wie, für das Content-Proletariat wird’s immer nur Krümel geben. Wenn überhaupt. Denn wozu für etwas bezahlen, was ich auch umsonst kriegen kann? Ironischer Weise ist dies genau das Argument, mit dem auch die ACTA-Gegner ihre Ablehnung begründen. Und damit stehen sie, ob sie es wollen oder nicht, den Interessen jener näher, die sie scheinbar bekämpfen. Letztlich nützt auch ein “freieres” Internet vor allem jenen, die schon jetzt mit Content, den andere generiert haben, reich werden – und wir, das Content-Proletariat, das schon jetzt für ein paar Pennies (wenn überhaupt) arbeitet, sind die Idioten, die sich dann von beiden Seiten anhören müssen, dass sie sich halt einen anderen Job suchen sollen, wenn sie davon nicht leben können.

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Kommentare (26)

  1. #1 Sash
    24. April 2012

    Naja.
    Ich zähle mich auch zum Content-Proletariat, denn auch ich möchte in Zukunft mal von meinen Texten leben können. Ich stimme auch zu, dass die Diskussion von beiden Seiten extrem flach geführt wird und eigentlich oftmals am Thema an sich vorbeigeht.

    Aber mal ehrlich: Natürlich ist es Schwachsinn, dass z.B. Google Geld für Snippets zahlen soll, wo das doch erst Einnahmen generiert.
    Und ebenso wie die klassischen Verwerter im Prinzip nur Content bündeln, tun das nun auch Firmen wie Google oder Facebook.

    Es ist zweifelsohne schwierig, ein vernünftiges Urheberrecht im Netz durchzusetzen. Und ich bin auch der Meinung, dass Künstler, Journalisten und all die sonst noch betroffenen Leute ein Anrecht darauf haben, ihre Werke fair vergütet zu bekommen. Das alleine kann aber doch nicht ernsthaft als Begründung herhalten, irgendwelche Teenies abzumahnen, weil sie einen Schnappschuss von einer Katze mit einem lustigen Kommentar versehen haben und den verbreitet haben.
    Oder eine Totalüberwachung mit Generalverdacht einzuführen.

    Ohne die Verwerter per se als nutzlose Abzocker bezeichnen zu wollen (denn natürlich bieten Verlage und Plattenfirmen einen Mehrwert für die Urheber), muss man doch zugeben, dass das Netz auch Möglichkeiten bietet, diese zu umgehen.

    Den Stein der Weisen hat offensichtlich noch keiner gefunden in dieser oft enervierenden Debatte, aber bisher hatte jede Idee in Form von Buchstabenkürzeln den Nachteil, dass nebenbei eine Menge Kultur (vielleicht vielfach seltsame und unbekannte) vernichtet werden würde. Und das kann doch nicht ernsthaft die Lösung sein…

  2. #2 Sven Türpe
    24. April 2012

    Auf der anderen Seite sind die Googles und Facebooks, die selbst keinen Content generieren, sondern sich eine goldene Nase damit verdienen, den Content, den andere produziert haben, zu bündeln.

    Gibt es dafür Belege? Facebook kenne ich nur vom Hörensagen; Googles Geschäftsmodell stützt sich meines Wissens darauf, Werbung in eigenen Diensten zu verkaufen sowie Werbung an andere Dienste zu vermitteln. Ihr könntet hier Werbeplätze an Google vermieten und würdet dafür Geld bekommen. Und das soll eine Sauerei sein? Ist es nicht eher eine Chance für das Content-Proletariat, sich aus Abhängigkeiten zu befreien, die Du hier mit schlechter Propaganda zu bekämpfen suchst?

  3. #3 libertador
    24. April 2012

    @ Sven Türpe

    Ja, der Blogger macht totale Propaganda, ich fühle mich direkt gezwungen seiner Meinung zu sein, die er so manipulativ unter’s Volk bringt. Ganz alleine, ohne starke Institution. So sieht Propaganda aus

  4. #4 Dr. Webbaer
    24. April 2012

    Es geht doch ganz offensichtlich nicht darum, dass irgend welche neuen Freiheiten im Internet geschaffen oder etabliert werden sollen – es geht nur darum, wie der große Kuchen verteilt werden soll.

    Es geht auch darum wie die ‘Verteilung des großen Kuchens’ vollziehbar bleibt im Internet. Natürlich ist das Recht auf geistiges Eigentum nachvollziehbar, aber ist es heute noch vollziehbar? . Und wenn es nicht voillziehbar wäre auf Grund exorbitant hoher sozialer Kosten oder gar auf Grund eines erfoderlich werdenden kulturellen Rückbaus, was macht man denn dann?

    Idealerweise zeichnen sich die diesbezüglichen Positionen der PIRATEN denn auch nicht durch eine Freibier-Mentalität aus, sondern durch eine Betrachtung dessen, was rechtsphilosophisch und aus aktuellem Anlass stark an Interesse gewonnen hat. Dass es bei den real existierenden PIRATEN diesbezüglich auch einmal mau ausschauen kann, ist klar, ändert aber nichts an der eigentlichen Problematik (die auch andere Parteien langsam erkennen und aufgreifen).

    MFG
    Dr. Webbaer

  5. #5 Dr. Webbaer
    24. April 2012

    Auf der anderen Seite sind die Googles und Facebooks, die selbst keinen Content generieren, sondern sich eine goldene Nase damit verdienen, den Content, den andere produziert haben, zu bündeln.

    Gibt es dafür Belege?

    Es gibt die beschriebenen Aggregatoren, die leicht kommentiert fremde Inhalte weiterverbreiten. Es gab dazu auch schon rechtliche Verfahren, die nach Kenntnis dieses Schreibers diesem Vorgehen keine handfesten Grenzen zogen.

  6. #6 tom
    24. April 2012

    “Auf der anderen Seite sind die Googles und Facebooks, die selbst keinen Content generieren…” widerspricht irgendwie “…wenn man Software dazu zählt…”.

  7. #7 Jürgen Schönstein
    24. April 2012

    @tom
    Die Software wurde hier zu den “Medien” gezaehlt. Und die Medien-Milliardaere habe ich mal grob in jene unterteilt, die Content generieren (dazu gehoert auch Software, die vertrieben wird), und jene, die Content aggregieren, was ja immer noch das Hauptgeschaeft von Google et al. ist.

  8. #8 Jürgen Schönstein
    24. April 2012

    @Sven Türpe
    Sie wollten doch fürderhin nur noch auf Bestellung – und gegen Bezahlung, versteht sich – hier kommentieren. Haben Sie das schon wieder vergessen? Tss, tss, tss…

  9. #9 Sven Türpe
    24. April 2012

    In Wirklichkeit wollte ich wissen, wie die Rahmenbedingungen aussehen müssten, damit Kommentare verkäuflich würden.

    Zurück zum Thema: Kann mir jemand einen konkreten Dienst bzw. eine konkrete Funktion von Google und Facebook nennen, mit der diese Firmen zum Beispiel an den Inhalten von scienceblogs.de verdienen? Außerdem würde mich noch interessieren, welchen Vorteil es für Inhaltsproduzenten hätte, wenn anstelle der Personen hinter Google und Facebook die Personen hinter Verlagen Multimilliardäre wären. Sofern sie das nicht schon sind, meine ich.

  10. #10 JamesT
    25. April 2012

    Google ist nicht ACTA (sogar einer der schärfsten Gegner) und schon gar kein Facebook. Es ist ja aber auch soviel einfacher die Welt in ein unsoziales und gemeines Schwarz-Weiß einzuteilen. Leider auch vom Autor.

  11. #11 Jürgen Schönstein
    25. April 2012

    @JamesT
    Schwarz auf Weiß wäre hier ein besseres Stichwort. Was habe ich geschrieben: “Fangen wir mal mit den “alten” Medien an, also jener Gruppe, die auch massiv hinter dem pro-ACTA/PIPA/SOPA-Lobbying steht.” Soweit noch alles klar? Der nächste Absatz beginnt dann mit “Auf der anderen Seite sind die Googles und Facebooks,…” Alles klar? Na gut, lieber noch enmal mit Hervorhebungen: “Fangen wir mal mit den “alten” Medien an, also jener Gruppe, die auch massiv hinter dem pro-ACTA/PIPA/SOPA-Lobbying steht. (…) Auf der anderen Seite sind die Googles und Facebooks, …” Gemerkt? Dies heißt: alte Medien pro ACTA/PIPA/SOPA, Google/Facebook etc contra. Kritik am Autor ist immer berechtigt, aber bitte nur für das, was er auch geschrieben hat.

  12. #12 Dr. Webbaer
    25. April 2012

    Kann mir jemand einen konkreten Dienst bzw. eine konkrete Funktion von Google und Facebook nennen, mit der diese Firmen zum Beispiel an den Inhalten von scienceblogs.de verdienen?

    Google-Analytics? Google-Ads? -> https://www.scienceblogs.de/datenschutz.php

    Aber auch andere Firmen (Perlentaucher etc.) zitieren aus den Scienceblogs.

    MFG
    Dr. Webbaer

  13. #13 Dr. Webbaer
    25. April 2012

    Außerdem würde mich noch interessieren, welchen Vorteil es für Inhaltsproduzenten hätte, wenn anstelle der Personen hinter Google und Facebook die Personen hinter Verlagen Multimilliardäre wären.

    Man könnte sich auf den Standpunkt stellen, dass es “unetheisch” ist, wenn Aggregatoren des Internets durch die Bereitstellung oder Verlinkung geistigen Eigentums anderer reich werden und stattdessen eine gemeinnützige “Non-Profit”-Organisation fordern wollen, die wiederum gemeinnützig (hier könnte man hellhörig werden) Inhalte aggregiert und so verteilt.

    Wobei dieser Schreibär natürlich diesen Standpunkt nicht teilt und freundlich darauf hinweist, dass das Bereitstellen von fremden Inhalten selbst ein Inhalt ist, sogar geistiges Eigentum, wenn man einmal die ausgefeilten Algorithmen berücksichtigt, die den hier thematisch behandelten selektiven Webzugriff erst möglich machen.

    HTH
    Dr. Webbaer

  14. #14 jitpleecheep
    25. April 2012

    @Jürgen Schönstein:

    Bezüglich deines Kommentars hier: “Wenn ich ein Video einbette, es also lediglich verlinke, aber nicht auf meinen Server oder Privatrechner runterlade, dann habe ich nix kopiert.”

    Richtig, du begehst trotzdem eine Urheberrechtsverletzung. Disc.-Channel möchte nicht, dass ihr Content ausserhalb des USA frei verfügbar ist, weil wir keine Gebühren dafür bezahlen.

    Da frage ich mich dann schon, wie du das gerne reformieren möchtest, so dass Disc.-Channel ihre Verwertungsrechte geltend machen können…

    “Aber wogegen ich mich wehre ist die Annahme, dass “kostenlos” dann ungehend mit “wertlos” gleichgesetzt wird (was auch schon sachlich falsch ist), und den Erstellern solcher ideellen Werte generell auch das Recht abgesprochen wird, Ansprueche aus den von ihnen erbrachten leistungen ableiten zu duerfen.”

    Du brennst weiter fröhlich einen Strohmann ab.
    Zum wiederholten Mal: Es geht _nicht_ darum, dass den Urhebern abgesprochen wird irgendwelche Ansprüche ableiten dürfen. Es geht darum, dass diese Ansprüche einfach nicht mehr _durchsetzbar_ sind.

    Du machst mit deinen Links zur BBC-Doku _exakt_ dasselbe, was du den “Piraten und Freinutzungs-Idealisten” vorwirfst.

    Verstehst du das _wirklich_ nicht?

    @a+ übrigens: Klar bist du damit ein Raubmordkopierer. Disc.-Channel will nicht, dass du das hier sehen kannst. Ein VPN ist also ähnlich wie einen Kopierschutz umgehen.

  15. #15 Jürgen Schönstein
    26. April 2012

    @jitpleecheep
    Wer fackelt hier Strohmänner ab? Den Discovery-Clip hat Discovery (mit eigenem Markenlogo) in YouTube eingestellt, und es bietet dort ausdrücklich die Einbettung an – in diesem Fall tue ich also nichts, wozu der Rechteinhaber nicht ausdrücklich seine Erlaubnis gegeben hatte. Das führte leider – weil die Europarechte bei BBC liegen – zu dem Ergebnis, dass einige LeserInnen diesen Clip nicht sehen konnten, weshalb ich auch den Clip der BBC (gleiches Spiel, aber diesmal in Europa zugänglich) eingebetten hatte. Ich habe also alle Rechtsanprüche respektiert und eben nicht versucht, sie zu unterlaufen, beispielsweise indem ich irgend eine illegale Methode verwende, den Originalclip zu kopieren und dann als meinen in YouTube zu platzieren. Mach’ Dich also erst mal über die Sachlage schlau, ehe Du hier den großen Hammer schwingst.

    Und Dein Argument

    Es geht _nicht_ darum, dass den Urhebern abgesprochen wird irgendwelche Ansprüche ableiten dürfen

    ist, mit Verlaub, absurd und unwahr: Diese Ansprüche bestehen nach der bisherigen Rechtslage und sie sind auch durchsetzbar. Genau deswegen gibt es ja eine Bewegung, selbige abzuschaffen. Laut der Homepage der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechten sind derzeit 747 Verfahren wegen Urheberrechtsverletzungen anhängig, 300 wurden bereits entschieden und – hier zitiere ich mal die Coverstory der deutschen Ausgabe von WIRED – mehr als 200.000 Euro an Strafgeldern verhängt. Gefällt mir das? Absolut nicht. Aber ich finde es auch grotesk, dass ich als erklärter ACTA/SOPA/PIPA-Gegner mir ständig anhören muss, dass ich als Autor keine Rechte hätte. Was meinst Du wohl, warum die Idee zu solchen weit übers Ziel hinaus schießenden Gesetzesmonstern geboren wurde? Na, dämmert’s? Ja, weil zu viele Deine Meinung vertreten, dass es im Internet nun mal keine Rechte gäbe (auf das läuft das Argument der nicht-Durchsetzbarkeit – das, wie ich eben belegt habe, zudem falsch ist – ja hinaus). Und übrigens, nur zur Klarheit: Wenn ich “Piraten” sage oder schreibe, dann meine ich Piraten im ursprünglichen Sinn – jene, die sich nehmen, was ihnen nicht gehört, weil sie glauben, damit durchzukommen. Dass es in Deutschland nun eine Partei gibt, die sich diesen Namen gegeben hat, ist deren eigenes nomenklatorisches Problem – deswegen werde ich nicht aufhören, den Begriff der Piraterie in ihrem alten Sinn zu verwenden.

  16. #16 Regina
    26. April 2012

    Zum Thema Kuchen verteilen fällt mir ein altes Sprichwort ein:
    “Die Reichen leben von den Dummen und die Dummen vom Arbeiten!”

  17. #17 Sven Türpe
    26. April 2012

    Das führte leider – weil die Europarechte bei BBC liegen – zu dem Ergebnis, dass einige LeserInnen diesen Clip nicht sehen konnten, weshalb ich auch den Clip der BBC (gleiches Spiel, aber diesmal in Europa zugänglich) eingebetten hatte.

    Anscheinend lassen sich Rechte an Immaterialgütern durchaus im Internet durchsetzen, nicht wahr? Warum entgegnest Du das nicht einfach mal, wenn jemand Deine Rechte bestreitet?

  18. #18 Dr. Webbaer
    26. April 2012

    Geolocation funktioniert ja nicht wirklich.

  19. #19 jitpleecheep
    26. April 2012

    @Jürgen Schönstein:

    Den Discovery-Clip hat Discovery (mit eigenem Markenlogo) in YouTube eingestellt, und es bietet dort ausdrücklich die Einbettung an – in diesem Fall tue ich also nichts, wozu der Rechteinhaber nicht ausdrücklich seine Erlaubnis gegeben hatte.

    Das bestreite ich nicht.

    Das führte leider – weil die Europarechte bei BBC liegen – zu dem Ergebnis, dass einige LeserInnen diesen Clip nicht sehen konnten, weshalb ich auch den Clip der BBC (gleiches Spiel, aber diesmal in Europa zugänglich) eingebetten hatte. Ich habe also alle Rechtsanprüche respektiert und eben nicht versucht, sie zu unterlaufen, beispielsweise indem ich irgend eine illegale Methode verwende, den Originalclip zu kopieren und dann als meinen in YouTube zu platzieren.

    Tja. Du verlinkst nur leider im zweiten Video keinen “Clip der BBC”, du verlinkst einen Clip mit BBC-Logo, den der User “repunto911” offensichtlich eigenmächtig dort eingestellt hat, denn auf dem offiziellen BBC-Youtube-Channel ist er augenscheinlich nicht zu finden. Du hast also überhaupt keine Rechtsansprüche respektiert, du hast dir einfach das nächste Youtube-Video geschnappt, das dir unter die Finger gekommen ist.

    Diese Ansprüche bestehen nach der bisherigen Rechtslage und sie sind auch durchsetzbar. Genau deswegen gibt es ja eine Bewegung, selbige abzuschaffen. Laut der Homepage der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechten sind derzeit 747 Verfahren wegen Urheberrechtsverletzungen anhängig, 300 wurden bereits entschieden

    Äh, bist du dir im Klaren, wer da verfolgt wird? Das sind Betreiber von Portalen & Torrent-Trackern. Wenn dir selbst der Unterschied nicht klar ist, dann Nacht Matthes… Um einmal kurz Markus Kompa (seines Zeichens übrigens ausgewiesener Fachanwalt für Medienrecht) zu zitieren: “Im Gegensatz zum Ladendiebstahl, der regelmäßig zu einem Strafermittlungsverfahren führt, werden Urheberrechtsverletzungen im privaten Bereich praktisch nicht mehr verfolgt und als Kavaliersdelikte behandelt. Auch Staatsanwälte möchten ihren Kindern, Freunden und Eltern in die Augen sehen können und nutzen ihre Zeit lieber sinnvoller. Die Filesharingfälle haben für Privatleute praktisch nur zivilrechtliche Bedeutung”. Angesichts von lediglich 747 Verfahren von “Durchsetzbarkeit” zu reden ist also, um das dankend zurückzugeben, absurd und lächerlich.

    Was meinst Du wohl, warum die Idee zu solchen weit übers Ziel hinaus schießenden Gesetzesmonstern geboren wurde? Na, dämmert’s?

    Hmmm… Lass mich kurz nachdenken… Nicht zufällig, weil die Verwerter inzwischen mitbekommen haben, dass sich ihre Ansprüche mit den Methoden eines gesunden Rechtsstaates nicht mehr durchsetzen lassen?

    Und übrigens, nur zur Klarheit: Wenn ich “Piraten” sage oder schreibe, dann meine ich Piraten im ursprünglichen Sinn – jene, die sich nehmen, was ihnen nicht gehört, weil sie glauben, damit durchzukommen. Dass es in Deutschland nun eine Partei gibt, die sich diesen Namen gegeben hat, ist deren eigenes nomenklatorisches Problem – deswegen werde ich nicht aufhören, den Begriff der Piraterie in ihrem alten Sinn zu verwenden.

    O_o
    Diese Rhetorik erinnert mich irgendwie fatal an die ganzen Esoterik-Trolle die hier dauernd rumschwirren und einem erklären wollen, dass man den Begriff “Esoterik” ja in seiner ursprünglichen Definition verwenden muss…
    Also sorry, aber hier hört’s wirklich auf. Wenn du im Kontext von Urheberrechten von “Piraten” sprichst, dann möchtest du bitte ausdrücklich klarstellen, dass du “echten” Piraten, und nicht die Piratenpartei meinst. Alles andere ist mutwillige Augenwischerei… *kopfschüttel*

  20. #20 jitpleecheep
    26. April 2012

    Addendum: Ich sehe grad, dass ich in meinem ursprünglichen Post tatsächlich lediglich vom Discovery-Channel sprach.
    Okay, wenn das dein einziger Aufhänger ist, bitte schön. Mea culpa.
    Es ändert nichts daran, das der BBC-Clip offensichtlich nicht von der BBC eingestellt worden ist.

  21. #21 Jürgen Schönstein
    26. April 2012

    @jitpleecheep
    Ich sehe, dass es wenig Sinn hat, mit Dir zu diskutieren – Du bist viel zu sehr beschaeftigt damit, einen Strohmann nach dem anderen aufzustellen. Und nein, die Muehe, die jetzt einzeln abzuarbeiten, mache ich mir nicht mehr – sie stehen ja offen da. Dies ist eine offene Diskussion, jede(r) kann mitlesen und sich eine eigene Meinung zu den Argumenten bilden. Mir genuegt das, und ich muss nicht jedesmall aktiv werden wenn jemand nicht meiner Meinung ist (siwoti).

  22. #22 rolak
    26. April 2012

    wer da verfolgt wird? Das sind Betreiber von Portalen & Torrent-Trackern.

    werden Urheberrechtsverletzungen im privaten Bereich praktisch nicht mehr verfolgt und als Kavaliersdelikte behandelt

    Ja klar doch, jitpleecheep

  23. #23 rolak
    26. April 2012

    (sorry for double) …Augenklappe vergessen.

  24. #24 jitpleecheep
    26. April 2012

    @Jürgen Schönstein: Wo ich da jetzt Strohmänner aufstelle, entgeht mir zwar, aber: weiterhin viel Spaß beim unreflektierten Einstellen von Youtube-Videos.

    @rolak: Wie meinen?
    Das ist… genau das, was Kompa sagt?
    Bei den von JS genannten GVU-Verfahren geht es strafrechtlich gegen Betreiber zur Sache.
    Bei deinem Link mit der alten Frau geht es um ein zivilrechtliches Verfahren aufgrund einer Abmahnung. Warum auch immer das bis dahin gekommen ist, denn: die sind die Ausnahme. Allein 90% der Abmahnungen werden durch Unterzeichnung einer modifizierten Unterlassungserklärung erledigt. Die Einzigen, die da Geld sehen, sind die Anwälte der Abgemahnten.

  25. #25 Thomas Vollmer
    6. Mai 2012

    Man braucht erst mal ein Konzept, was als aller erstes vom Kunden getragen wird und dann auch die Künstler fair entlohnt – und wenn wir das haben, schafft man einen neuen gesetzlichen Rahmen dazu. In jedem Fall sollten die ContentErsteller Interesse an einer Neuregelung haben, anstatt alte Geschäftsmodelle verteidigen zu wollen. Dabei bietet sich entsprechend die Möglichkeit von der Content-Industrie hin zu den Künstlern zu verschieben. Fangen wir einfach mal damit an, dass wir per Gesetz festschreiben, dass nicht mehr als 50% der Rechte an einem Werk verkauft werden können und die andere Hälfte beim Autor bleibt!

    Man sollte sich nicht die Kundschaft vergraulen! Unterstellungen der Alles-Umsonst-Schiene sind NICHT hilfreich! Die breite Masse der Kundschaft ist bereit zu zahlen, aber bitte a) angemessen b) bequem
    Kulturflatratemodelle kann ich mir gut vorstellen, aber ich will mich bestimmt nicht bei jedem einzelnen Newsportal anmelden, für jeden Artikel einzeln zahlen und möglichst noch von jedem Portal eine eigene Rechnung bekommen. Und wenn bei fairen Preisen und wohl genährten Erstellern 50% der Contentverwalter pleite gehen, dann ist das eben so! Als würden die Leute dann weniger lesen, oder weniger Musik hören…Und wenn Sony und Co. Pleite sind, werden ganz schnell andere die Lücke schließen. Die Contentmafia trägt NICHT zur kulturellen Vielfalt bei, sondern fördert im Gegenteil Konzentration auf massenkompatible Antikunst!
    Weiterhin basteln wir vielleicht ein digitales Wasserzeichen, mit dem wir bei den den Contentaggregatoren und Verteilern (und nur dort) den Fluss eines Werkes erfassen können und anhand dessen wir dann aus dem Kultflatpool die Entlohnung der Künstler organisieren. Außerdem können wir damit auch direkt bei den Kollegen von Google und Co. einen angemessenen Obulus für deren partiellen Nutzen der geflossenen Dokumente organisieren. Weiterhin lernen wir aus der Vergangenheit und nehmen bei dem Wasserzeichen lieber 10% Ausfälle o.ä. in Kauf, als dem Kunden irgendwelche wie auch immer gearteten Nachteile dadurch aufzubürden (beispielsweise Einschränkung der Kopiermöglichkeit).

    Nur meine unsortierten fuffzig Pfennig zum Thema…

    P.s.: Piraten sind Räuber und keine Diebe und das Entscheidende dabei ist ganz klar die Ausübung von Gewalt, was wir entsprechend härter bestrafen als Diebstahl. Das trifft hier aber nicht zu und entsprechende Rhetorik ist bestenfalls unglücklich, aus gewissen Kreisen der Industrie unterstelle ich aber gezielte sprachliche Dämonisierung (was auch dazu führt, dass ich diversen Contentverwaltern schlicht die Pleite an den Hals wünsche!)

  26. #26 Tomtom
    6. Mai 2012

    Beiden Seiten (pro und contra PIPA/ACTA etc) würde mal ein Reality Check gut tun. Die eine Seite muss lernen, dass nichts umsonst ist. Auch der scienceblogs Server braucht Strom und die Kosten muss irgendwer bezahlen.
    There ain’t no such thing as a free lunch. Get over it.

    Der Gegenseite sei gesagt, dass content, wenn er denn mal digital ist, kopiert werden kann und im Zweifel auch wird. Das kann man gut oder schlecht finden, oder moralisch diskutieren. Aber es hilft nichts: Es IST so und auch ACTA wird an diesem Fakt nichts grundlegendes etwas ändern.

    Konsumenten, die das akzeptiert haben, spenden für Wikipedia und nehmen an Crowdfunding teil. Sie gehen auch mehr ins Kino, Kabaret und Live Konzerte. Für $5000 kann man einer der Bar Besucher in Larry Laffer’s neuen Abenteuern werden 🙂
    https://www.kickstarter.com/projects/leisuresuitlarry/make-leisure-suit-larry-come-again

    Der Content Erzeuger muss ebenfalls diesen Fakten Rechnung tragen. Weinen, wenn digitaler Content kopiert wird, wird nicht zum Ziel führen. Einige machen es vor: Mehr Live, mehr Mechandizing, Crowdfunding etc. Das Geld muss verdient sein, bevor es digital wird. Die Konzepte entstehen.

    Das behagt den Verwaltern/Zwischenhandel gar nicht – verliert er seine Lebensgrundlage. Wie die Weber vor 200 Jahren, die gegen die Dampfmaschinen vorgingen. Genutzt hat es ihnen nichts. Ihr Handwerk wurde überflüssig und sie verschwanden.

    Tomtom