Komische Frage, die ich allein schon durch die – rein anekdotische – Tatsache widerlegt weiß, dass mich niemand besser zum Lachen bringt als meine Frau. Und außerdem, etwas weniger anekdotisch, hätte ich eine lange Liste von Frauen anzubieten, die eindeutig komisch sind – von Mae West über Betty White und Tina Fey, Jane Lynch, Kristen Wiig, Maya Rudolph, Sarah Silverman, bis hin zu Zooey Deschanel und ich-weiß-nicht-wievielen, deren namen mir gerade nicht einfallen (bin zu lange aus Deutschland weg, um eine einigermaßen aktuelle Liste hier bieten zu können – Gisela Schneeberger und Lore Lorentz fielen mir spontan noch ein). Wie kann es also sein, dass ich Schlagzeilen lesen muss wie Why women’s jokes fall flat in the boardroom, Study Says Women Can’t Get A Laugh In The Boardroom, But Men Are Hilarious, Female bosses ‘less funny in the boardroom’?
Wie einige Titelzeilen schon andeuten, berufen sie sich dabei auf eine wissenschaftliche Studie. Durchgeführt wurde sie, wie ich all diesen Berichten entnehmen kann, von der Linguistin Dr. Judith Baxter an der britischen Aston University; da ich bisher keine Publikation dieser Studie finden kann (auch auf Dr. Baxters eigener Website gibt es keinen Hinweis darauf), muss ich annehmen, dass dieser (bereits verlinkte) Artikel im Guardian die primäre Quelle war. Steht da wirklich, dass Frauen weniger komisch sind, oder – um konkreter bei der Businesswelt-Situation zu bleiben, um die es geht – weniger gute Witze bei Meetings auf der Vorstandsetage machen?
Wie gesagt, die Studie selbst, die eineinhalb Jahre lang gedauert hat, finde ich trotz einiger Suche (noch) nirgendwo*, aber bereits im Guardian selbst präsentiert sich ein etwas anderes Bild: Es geht nicht darum, um Frauen weniger witzig sind, sondern dass die überwiegend männlichen Kollegen (das ist leider noch der Normalfall auf den Führungsetagen) den weiblichen Humor nicht zu schätzen wissen. Was offenbar gleich zwei Gründe hat: Erstens halten sie Humor und Witzemachen für eine Männersache, und wollen Frauen daher nicht komisch finden, und zweitens ist der Humor der Frauen, so sie sich nicht von der Humorlosigkeit ihrer Kollegen einschüchtern lassen und selbigen dennoch zeigen, ganz anders gestrickt als der von Männern: Sie bevorzugen, was man im Englischen “self-deprecating humor” nennt – die Zielscheibe sind nicht Andere und Schwächere, sondern in erster Linie sie selbst. Und da haben Männer vermutlich ein echtes Problem: Sie trauen sich einfach nicht, über eine Frau zu lachen. Und darum ernten, wie der Guardian schreibt, 80 Prozent aller von Frauen in Vorstandssitzungen gemachten Witze eisiges Schweigen, während 90 Prozent aller Männerwitze (was nicht das gleiche ist wie “Herrenwitze, hoffe ich) mit spontanem (?) Gelächter quittiert werden.
*Bestimmt findet jetzt jemand gleich auf Anhieb den Artikel – aber ich versichere, dass zum Zeitpunkt meiner Suche nix online zu sehen war.
Wie gesagt, der Humor, den Frauen bevorzugen, mag weniger zu Lasten anderer gehen – aber dass er deswegen wenige komisch wäre, halte ich für zweifelhaft (dies hat auch schon den SPIEGEL beschäftigt). Und die genannten Schlagzeilen bestätigen eher die Existenz eines Vorurteils als ein weibliches Humordefizit. Die Studie selbst belegt dies jedenfalls, wie es scheint, erst mal nicht – wäre ja auch lachhaft.
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