Ungarn liegt ja ein wenig abseits meiner täglichen Wege, und darum hat mich diese Nachricht, die in der aktuellen Ausgabe von nature zu lesen ist, doch ziemlich verblüfft: Genome test slammed for assessing ‘racial purity’ – das (laut nature) angesehene genetische Institut Nagy Gén ist unter Beschuss geraten, weil es einem Abgeordneten der rechtsextremen

i-b340d7dc89ba5ba3480568ac4c8277de-genetikai_lelet-thumb-275x427.jpg

Jobbik-Partei ein Zertifikat* ausgestellt (siehe Abb.), das ihm bescheinigt, weder jüdische noch Roma-Vorfahren zu haben. nature benutzt dabei die Formulierung, dass dies eine Bescheinigung “rassischer Reinheit” sei – was, wenn tatsächlich diese Worte gewählt wurden, ein echter Atavismus in die dunkelsten Zeiten des europäischen Rassismus wäre. Der Haken ist nur, dass es tatsächlich auf die genaue Formulierung ankommt – “A genetikai vizsgálat során … esetében nem találtunk roma – és zsidó népcsoportra jellemzö genetikai génváltozatot” steht da, was ich mangels ungarischer Sprachkenntnisse via Google Translate übersetzen musste, und dabei kam raus “Eine genetische Untersuchung … Roma sind nicht gefunden worden – das jüdische Volk und Gruppen spezifische genetische génváltozatot” (am letzten Wort ist das Übersetzungsprogramm gescheitert – vielleicht war ein Tippfehler in dem Zertifikat).

*Quelle: Petöfi utca


Das klingt schon sehr stark nach “Rassenreinheitszertifikat” (obwohl ich dies hier vor dem Hintergrund einer Gesellschaft schreibe, die diese Form des Rassismus – wenn auch auf freiwilliger Basis – mit großer Selbstverständlichkeit praktiziert; nahezu jedes offizielle Formular in den USA enthält einen Passus, in dem sich der Anstragsteller durch Angaben zu race identifizieren kann). Dies sei “professionell falsch, ethisch inakzeptabel – und illegal”, erklärte Jószef Mandl von der Budapester Semmelweis-Universität. Die berufs- und allgemeinethische Entrüstung kann ich nachvollziehen. die jursitische Bewertung hat mich überrascht – tatsächlich ist die Rechtslage für die Verwendung solcher genetischer Gutachten in Ungarn ziemlich eindeutig (sofern) nature hier die korrekten Informationen berichtet hat): Sie sind per Gesetz aus dem Jahr 2008 ausschließich für diagnostische Zwecke erlaubt.

flattr this!

Kommentare (24)

  1. #1 rolak
    15. Juni 2012

    Die schlechte Nachricht: Dein System ist gefräßig und knabbert alle Enden ab;-) Es sei Dir der fehlende Rahmen gegönnt: ‘<a href=”https://de.wikipedia.org%1</a>’ um ‘/wiki/Jobbik>Jobbik-Partei”‘ herum ergibt nen schönen link ins weite wiki.

    Die gute Nachricht: ‘Génváltozatot’ scheint ‘Allel’ zu bedeuten.

    Die traurige Nachricht hast Du in dem post ja schon geblogt.

  2. #2 Wolfgang
    15. Juni 2012

    Die Angabe race in US-Dokumenten ist doch ganz eindeutig zu beantworten: schreib “HUMAN” hinein.
    Man sollte über seine Gegner ja informiert sein, deswegen habe ich zu Hause den “Rassengünter” liegen- Rassenkunde des deutschen Volkes. Furchtbar. Ein dickes Buch aus der Nazi Zeit- nur zu einer Definition was den nun Rasse sein- das haben sie nicht zusammengebracht.
    Und dann hab ich noch ein kleines Buch eines Herrn von Siemens- wo er auch über Erblichkeit schwadroniert- im übrigen verblüffende Ähnlichkeiten mit Sarazins erstem Buch.- da haben die Nazis geschrieben dass sie praktisch alles über Genetik wissen- und haben abgebildet dass der Mensch 48 Chromoomen hat (sie nennen das Erbkörperchen). Nur ist selbst das falsch weil der Mensch 46 Chromosomen hat- beim Schimpansen wären sie richtig, der hat 48.

  3. #3 Bullet
    15. Juni 2012

    … was wiederum ein Hinweis sein könnte, daß Nazis Schimpansen sind???

    SCNR

  4. #4 rolak
    15. Juni 2012

    Das fand ich etwas unverschämt, Bullet – tut den Schimpansen auch weh.

  5. #5 Jürgen Schönstein
    15. Juni 2012

    @rolak
    Hmmm..Nussecken! Danke für den Hinweis; die Befehlszeile für die Abbildung war in die Link-URL reingerutscht und hatte sie zerschossen. Jetzt passt’s wieder.

  6. #6 noch'n Flo
    15. Juni 2012

    Ich hätte gerne ein Zertifikat, dass ich Nazi-frei bin.

  7. #7 Johannes
    15. Juni 2012

    Was ist so schlimm daran, wenn jemand eine simple Auskunft möchte? Es kann einem Institut doch freilich egal sein, welcher politischer Gesinnung ein Zeitgenosse ist. Sonst läuft man Gefahr, selbst ein Scherge des Diskriminierens zu werden. Ganz gleich, welche Meinung oder Einstellung jemand hat, man muss diese ebenso akzeptieren, wie man erwartet, dass die eigene auch akzeptiert wird. Die Nazi-Keule auszupacken ist einfach nur stumpf. Und nein, ich bin kein Rechter. Aber auch kein Linker. Man sollte die Dinge nüchtern betrachten.

  8. #8 Scotty
    15. Juni 2012

    Weder Romas noch Juden als Vorfahre? Damit kann sich jeder Affe brüsten!

  9. #9 weyoun
    15. Juni 2012

    @johannes: nüchtern betrachtet hast du nix, aber auch gar nix verstanden.

  10. #10 BreitSide
    15. Juni 2012

    @Johannes: Bist Du so naiv oder tust Du nur so?

    Diese “Man wird doch wohl noch fragen dürfen”- oder hier “Was ist denn schon groß dabei”- Unverschämtheiten zeigen nur Eins: unglaubliche Gedankenlosigkeit oder unglaubliche Dreistigkeit.

    “Nazi-Keule”? Ging die Sache nicht von Neonazis aus? Oder las ich da was falsch? Also pack mal ruhig Deinen Nazi-Einschleimer wieder ein.

  11. #11 Thilo
    15. Juni 2012

    @Johannes:
    Nur mal als nicht ganz abwegiges Szenario: Wenn es Institute gibt, die solche Dienstleistungen anbieten, dann konte es z.B. auch Arbeitgeber geben, die dann von Bewerbern erwarten, ein solches Zertifikat mit ihren Bewerbungsunterlagen einzureichen. (Ob man bei einem Arbeitgeber uberhaupt arbeiten wollte steht naturlich noch auf einem anderen Blatt)

  12. #12 Schmidts Katze
    15. Juni 2012

    Bullet· 15.06.12 · 11:47 Uhr

    “… was wiederum ein Hinweis sein könnte, daß Nazis Schimpansen sind???”

    Haben nicht Kartoffeln auch 48 Chromosomen?

  13. #13 Super3
    16. Juni 2012

    Mich würde eher interessieren, wie viel der Spaß kostet, welches Labor solche Untersuchungen durchführt und nicht irgendwelche gutmenschlichen bedenken.

  14. #14 Thilo
    16. Juni 2012

    @Super3: Haben Sie etwa Zweifel an der Reinheit ihres Bluts?

  15. #15 noch'n Flo
    16. Juni 2012

    @ Thilo:

    Ich würde mir ja wünschen, dass Typen (“Menschen mag ich da nicht so recht schreiben) wie “Super3” mal eine Bluttransfusion (oder noch besser: Organtransplantation) zur Lebensrettung bekommen, und später erfahren, dass der Spender ein Schwarzer war…

  16. #16 Roland Tluk
    17. Juni 2012

    Wie eine Glaubensfrage genetisch sein soll, ist in jeder Hinsicht abwegig.

    Noch abwegiger ist, dass dieser “Glauben” durch die Mütter weitergetragen wird. Gentiker wissen was ich meine.

  17. #17 doublemoth
    17. Juni 2012

    Ich sehe das in etwa wie Johannes. Und Thilos Argument mit den Arbeitgebern: So what? Wenn diese Aufgrund genetischer Abstammungen auf qualifiziertes Personal verzichten können, dann ist das schlecht für das Unternehmen und sie schießen sich ins eigene Bein.
    Ach warte wir haben ja eine soziale Marktwirtschaft. Da werden Unternehmen natürlich oft vom Staat aufgefangen und es gibt Subventionen oder künstliche Veränderungen von Produktlebenszyklen. Da brauchen wir dann natürlich auch einen Eingriff bei solchen Instituten.

  18. #18 BreitSide
    17. Juni 2012

    Was uns hoffnungsfroh stimmen könnte, ist, dass “genetische Reinheit” im Endeffekt zu Inzucht führt (was man an einigen abgelegenen Gebieten schon beobachten konnte) und damit zur Selbstausrottung solcher Schlechtmensch-Kumpane wie Jo, S3 oder RT. [/Sarkasmus]

  19. #19 ProfSchlau
    17. Juni 2012

    Na und? Wieso darf er sich derartiges nicht bescheinigen lassen? EInfach lächerlich ihr “Deutschen”!

  20. #20 Dagda
    17. Juni 2012

    Ach herje was schlagen den hier für Spinner auf.
    @ den hier
    Niemand sagt das man sich soetwas nicht bescheinigen lassen darf, sondern dass das Institut das solche Bescheinigungen ausstellt unwissenschaftlich und unethisch handelt. Daher auch z.B. die Semmelweis Universität nicht mehr mit diesem Institut zusammenarbeiten wird. Wenn sie lesen könnten wüssten sie das.

    Das selbe gilt für Johannes und DM. Natürlich kann es dem Institut egal sein, was für eine Politische Gesinnung der Jobbik Abgeordnete hat. Da es ja ein medizinisches Institut ist und damit auch einer ärztlichen/medizinischen Ethik verschrieben sein sollte ist es sogar richtig nicht auf die politische Gesinnung zu schauen. Das Problem ist das die Untersuchung selber unwissenschaftlich und unethisch ist.
    Und @DM
    [Sarcasm]Auch in liberalen Wirtschaften gibt es Diskriminierung gegen z.B. Farbige oder Frauen daher ist es natürlich total unvorstellbar das es eine Diskriminierung aufgrund von genetischen Tests gibt [/Sarcasm]

  21. #21 Wolfgang
    18. Juni 2012

    So ein Genetikinstitut könnte ja auch bescheinigen wieviel % der DNA des Einsenders homolog mit Schimpansen-DNA ist – wär doch viel lustiger. Und das machen wir mit der ganzen Jobbik Parteiführung- und dann können wir endlich sagen- solche Affen

  22. #22 neulich
    22. Juni 2012

    “So ein Genetikinstitut könnte ja auch bescheinigen wieviel % der DNA des Einsenders homolog mit Schimpansen-DNA ist”

    Geht, viele wollen das wissen, so z.B. hier:

    Sind Sie Jude?
    Haben Sie jüdische Wurzeln? Sind Sie Aschkenase oder Sepharde? Sind Sie ein Levi oder ein Cohen?

    Ein DNA-Test kann Ihnen helfen, Ihre jüdischen Wurzeln zu erforschen. Es gibt bestimmte Haplogruppen, die auf eine jüdische Herkunft hinweisen, so dass solche Vermutungen bestätigt werden können. Zudem kann Ihr Profil genetische Treffer mit Personen jüdischer Herkunft aufweisen, mit denen Sie in Kontakt treten und Ihre Forschung vertiefen können.

    Ausserdem wird ein bestimmtes DNA-Profil “Cohen Modal-Haplotyp” genannt, weil es vermehrt in der jüdischen Untergruppe der Cohanim vorkommt. Dieser Haplotyp weist deutlich auf eine jüdische Herkunft innerhalb der väterlichen Linie hin.

    Das jüdische Volk ist aber nicht rein genetisch abtrennbar, so dass ein DNA-Test nicht einen eindeutigen Beweis liefern kann. Ein DNA-Test kann aber eine jüdische Herkunft mit grosser Wahrscheinlichkeit bestätigen.

    Auch wenn Sie keine typisch jüdische Haplogruppe haben, können Sie trotzdem jüdische Wurzeln haben. Durch den Vergleich Ihres DNA-Profils mit allen anderen Profilen in unserer Datenbank (über 350’000), finden Sie Personen, die mit Ihnen genetisch übereinstimmen (“genetische Vettern”). Wenn viele Ihrer genetischen Vettern Juden sind, dann haben Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit auch jüdische Wurzeln.

    Ist das Judentum mehr als eine Religion? Gibt es ein jüdisches Gen?

    Volksgruppen, die über Generationen unter sich heiraten und sich fortpflanzen sind genetisch “verknüpft”. Es ist wissenschaftlich unbestritten, dass es genetische Muster gibt, die bei Juden gehäuft vorkommen. Über die Jahrhunderte hat sich eine gewisse genetische Homogenität entwickelt, die durch einen DNA-Test sichtbar wird.

    Test-Empfehlung für die Erforschung Ihrer jüdischen Herkunft

    Für die Erforschung Ihrer jüdischen Herkunft in Ihrer mütterlichen Linie empfehlen wir Ihnen den mtDNA premium Test. Um mehr über Ihre jüdische Herkunft in väterlicher Linie zu erfahren, empfehlen wir Ihnen den Y-DNA premium Test. Wir führen auch kombinierte Tests durch, welche sowohl die väterliche, als auch die mütterliche Linie untersuchen. Hierfür empfehlen wir Ihnen den Kombi premium Test. Zusätzlich empfehlen wir Ihnen einen FamilyFinder Test, der den Anteil jüdischer Herkunft in Prozenten anzeigt. Der FamilyFinder Test ist besonders zu empfehlen, wenn die jüdische Herkunft nicht in der rein väterlicher oder rein mütterlicher Linie ist.

    Erforschen Sie Ihre jüdische Herkunft!
    Jetzt bestellen
    ab € 179.-
    https://www.igenea.com/index.php?c=40

  23. #23 Wolfgang
    22. Juni 2012

    anstatt das mit Religion zu verknüpfen wärs doch interessanter zu schauen wann unsere Vorfahren aus Afrika eingewandert sind, wieviel% Genanteil vom Neanderthaler sind etc pp. Es ist doch hinreichend bekannt, dass genetische Unterschiede zwischen benachbarten Ethnien in Afrika größer sein können als zwischen Sub-Sahara Afrikanern und Europäern.

    Die Geschichte von ingenia ist doch nur reine Geschäftemacherei und ein Einfallstor für Rassismus (und kommerzeille Werbung)

  24. #24 Lorenz
    25. Juni 2012

    “A genetikai vizsgálat során … esetében nem találtunk roma – és zsidó népcsoportra jellemzö genetikai génváltozatot”
    Frei übersetzt:
    “Der genetischen Untersuchung zufolge … in Ihrem Fall haben wir keine auf Roma- oder Jüdische Volksgruppen hinweisende Allele gefunden.”

    Zu häuslichen Ungarisch-Deutsch/Ungarisch-Englisch Übersetzungen bin ich gerne bereit (: