Damit nicht der Eindruck entsteht, die Debatte um Beschneidung sei halt was typisch Deutsches und damit inhärent Antisemitisches: Auch die Stadt New York – die man zu Recht als die größte jüdische Stadt außerhalb Israels bezeichnet hat (hier leben knapp zwei Millionen Juden) – wird nun wegen des Versuchs attackiert, das Beschneidungsritual zu regulieren. Im konkreten Fall geht es um eine primär von orthodoxen Juden gepflegte Variante des Beschneidungsrituals, die Metzitza P’peh genannt wird und bei dem der beschneidende Mohel das Blut vom Penis des Säuglings mit dem Mund “absaugt”:
Denouncing City’s Move to Regulate Circumcision, und ergänzend dazu die Entscheidung der Behörde: City Health Board, Citing Disease Risk, Decides to Regulate a Circumcision Ritual.

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Kommentare (12)

  1. #1 Ulrich P.
    14. September 2012

    Ich habe davon gelesen. Ich finde das einfach nur ekelhaft. Sorry, aber das ist etwas, wo mir…

  2. #2 Wolf
    14. September 2012

    Das ist übrigens auch der Hauptübertragungsweg für Herpes auf den Säugling. Und für Säuglinge kann Herpes durchaus tödlich verlaufen.
    https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/grossbritannien-baby-stirbt-durch-herpes-infektion-a-610231.html

  3. #3 Wolf
    14. September 2012

    Sorry, Hauptübertragungsweg ist natürlich Blödsinn. Ein Übertragungsweg.
    Kommt davon, wenn man anders anfangen will…

  4. #4 Stefan W.
    17. September 2012

    Inwiefern ist alles, was typisch deutsch ist, inhärent antisemitsch?

    Als Ergänzungsfragen: Bist Du typisch deutsch? Hälst Du mich für typisch deutsch?

  5. #5 threepoints...
    17. September 2012

    @ Stefan W. 17/09/2012

    -> Der Schönstein lebt nicht in Deutschland. Deswegen wird er etwas besser wissen, was ihn als deutscher typisch von den anderen unterscheidet.
    Ausserdem ist hier mal wieder eine sogenannte Selbstbezichtigung am Werk, die eine emotionale reaktion auf einen beliebigen Sachverhalt aufgrund des hohen Tellerrandes gleich als typisch deutsch erklärt und zur Untermauerrung in die uns allen bekannte Geschichte eines ehemaligen Deutschlands greift.
    Man kann einen Sachverhalt auch mal ohne Schuldgefühle betrachten (dürfen) – zumal nicht alles immer in einem historschen Gesamtkontext geschmissen werden muß.

  6. #6 Jürgen Schönstein
    17. September 2012

    @Stefan W. @threepoints
    Stimmt, “der Schönstein” lebt nicht in Deutschland. Seine Bemerkung “typisch deutsch = inhärent antisemitisch” bezog sich auf ein leider immer noch sehr oft in den USA anzutreffendes Stereotyp, und ganz konkret auf die Reflexion des Beschneidungsurteils auch in Deutschland. Lest doch mal die Kommentare der einschlägigen Artikel, bei ScienceBlogs und anderswo – dort werden sehr konsistent zwei Kritikpunkte am Beschneidungsurteil genannt: 1. Dass es sich um eine (wag’ ich’s zu sagen – typisch deutsche?) Einmischung in die privaten Angelegenheiten einer Familie handelt und 2. dass sich dieses Urteil gegen die jüdischen Traditionen richtet. Es wurde sogar mit dem Holocaust verglichen.

  7. #7 threepoints...
    18. September 2012

    Die allgemein vernehmbaren Kommentarinhalte sind mir bekannt.
    Würde es nur jüdische Traditionen betreffen, könnte man solche Aussagen noch nachvollziehen oder nicht ausblenden. Es betrifft aber zudem noch (theoretisch) die gesamte muslimische Kultur und einen Teil “westlicher” Zivilisation ohne konkret religiöses Motiv.
    Wenn hier etwas “typisch Deutsch” dran sei, müsste man vielleicht sogar auch einen Stolz dabei empfinden können. zumindest, wenn man davon ausgeht, dass das Hauptargument (die stattfindene Verstümmelung und seine Verhinderung) die eigendliche Intension wäre – was sie möglicherweise ist … auf jeden Fall sein sollte.

    Das andere “typisch deutsche” (Antisemitismus) sollte man immer ausreichend überprüfen, ob es tatsächlich vorhanden sei, damit es nicht zur Phrase verkommt.

  8. #8 s.s.t.
    19. September 2012

    @Jürgen Schönstein

    wag’ ich’s zu sagen – typisch deutsche?

    Wag es lieber nicht, das GG ist schon sehr gut und das ist gut so.

    und damit inhärent Antisemitisches:

    Die übliche Nazi-Keule, wenn einem Argumente ausgehen. Offensichtlich hast Du die unheilige Dreieinfältigkeit der drei Buchreligionen in dieser Frage verpasst.

    Nein, eine Verneinung des GG kommt für mich nicht in Frage, egal, was man irgendwo in dem Rest der (beleidigten) Welt darüber denkt.

  9. #9 Jürgen Schönstein
    19. September 2012

    @s.s.t.

    Offensichtlich hast Du die unheilige Dreieinfältigkeit der drei Buchreligionen in dieser Frage verpasst.

    Nee. Aber diese Aussage bezieht sich auf sowas wie das hier: “Die Entscheidung in Köln ist vielleicht eine der schwersten Attacken auf jüdisches Leben in Europa in der Post-Holocaust-Welt.”

  10. #10 Stefan W.
    19. September 2012

    Lest doch mal die Kommentare der einschlägigen Artikel, bei ScienceBlogs und anderswo

    Brauch ich nicht zu lesen – die meisten habe ich ja selbst geschrieben. 😉

    Nein – in den meisten Threads habe ich selbst was geschrieben und anfangs, als es das noch gab, alle anderen Antworten als Mail bekommen und gelesen. Jetzt versuche ich so Antworten zu erhaschen.

    Und bei den Scienceblogs sind keine Antisemitismusvorwürfe laut geworden, und auch in der Presse wenig – von FAZ über Süddeutsche zur Zeit – und Fernsehdebatten habe ich auch verfolgt.

    Was es gab, dass waren Versuchsballons, ob man damit argumentieren kann, aber alles was ich wahrgenommen habe war, dass es in Deutschland als dummes Eigentor ankam, dass der, der es benutzen wollte, sich selbst und seine Position beschädigt hat.

    Es genügt nicht primitive Argumente zu vermeiden – man darf auch primitive Argumente nicht primitiv auszunutzen versuchen.

    Wir scheinen aber unterschiedliche Quellen zu verfolgen. Wo etwa konzentrierte sich die Diskussion auf:

    1. Dass es sich um eine (wag’ ich’s zu sagen – typisch deutsche?) Einmischung in die privaten Angelegenheiten einer Familie handelt und

    2. dass sich dieses Urteil gegen die jüdischen Traditionen richtet. Es wurde sogar mit dem Holocaust verglichen.

    Hier verstehe ich das “sogar” nicht. Soll dass heißen, dass der Holocaust sich besonders gegen jüdische Traditionen gerichtet hat? Betonung auf Traditionen.

  11. #11 Jürgen Schönstein
    20. September 2012

    @ Stefan W. @s.s.t.
    Das “typisch Deutsch” als Vorwurf gegen das Kölner Gericht findet Ihr beispielsweise hier. Und @Stefan W.: Das “sogar” drückt meine Überraschung aus, dass selbst dieser Vergleich hier angestellt wird – der generell als tabu gilt: Holocaust-Vergleiche stehen den Versuchen, den Holocaust zu relativieren, einfach zu nahe, als dass sie gemacht werden sollten – und niemand weiß (und postuliert) das besser als die Vertreter jüdischer Organisationen. Jetzt klar?

  12. #12 Aend
    @Jürgen Schönstein
    28. September 2012

    Danke für diesen Artikel!
    Das mit dem Saugen am blutenden Babypenis hab ich vorher nicht gewusst und ich bin überzeugt, viele Menschen wären weniger indifferent gegenüber der Beschneidungsdebatte, wenn sie davon wüßten.
    Daher hab ich versucht, im Forum von tagesschau.de auf deinen / Ihren Artikel hinzuweisen. Sachlich, ohne wertenden Kommentar. Leider bin ich an der Zensoren dieses Forums zweimal gescheitert. Für mich ist das echt ein Skandal. Offensichtlich wird diese Information – trotz Grundgesetzlich garantierter Meinungs- und Informationsfreiheit – lieber totgeschwiegen.

    Nochmals danke für Deinen / Ihren Artikel!