Der Startschuss der grünen Bewegung wird – so etwas ist natürlich immer subjektiv, aber plausibel – mit dem Erscheinen des Buches Der stumme Frühling von Rachel Carson identifiziert. Genau genommen gab es ja zwei Startschüsse: Die Vorab-Veröffentlichung des Buches, das die drastischen Auswirkungen von Pestiziden auf unsere Umwelt thematisiert, im Magazin New Yorker (darüber habe ich hier schon ein paar Zeilen geschrieben), und dann das Erscheinen des Buches selbst am 27. September 1962. Das US-Magazin LIFE hatte dem “stummen Frühling” immerhin den Rang 70 unter den 100 Top-Ereignissen und Personen der vergangenen 1000 Jahre eingeräumt. Direkte Folgen des Buches waren die Gründung der amerikanischen Umweltbehörde EPA und das Verbot des Insektizids Dichlordiphenytrichlrethan (DDT).
Ich bin mit der Umweltbewegung erwachsen geworden, und ich bin fest davon überzeugt, dass unsere Welt eine schlimmere wäre ohne sie. Ist ein bisschen wie mit den Gewerkschaften. Aber ich vermute hier mal, dass das Wort “Umweltbewegung” in einem wissenschaftlichen Umfeld nicht nur Beifall findet; die Assoziation mit Antiwissenschaftlichem und Esoterischem ist sicher nicht völlig unbegründet. Aber andererseits besteht Forschung ja nicht nur in der Entwicklung irgendwelcher Chemikalien, und ein geschärftes Umweltbewusstsein hat unserem sinnvolleren Umgang mit den Ressourcen sicher nicht geschadet.
Ausgerechnet – aber wohl auch rein zufällig – um dieses (den meisten vermutlich völlig unbekannte) “Jubiläum” herum ist gerade eine französische Studie publiziert worden, die sich nicht nur mit einem Pestizid, sondern auch noch mit der Gentechnik befasst: Long term toxicity of a Roundup herbicide and a Roundup-tolerant genetically modified maize, ein Paper, das im Journal Food and Chemical Toxicology erschienen ist und das eine krebserregende Wirkung bei Ratten durch den Genuss von Mais postuliert, der gentechnisch so verändert wurde, dass er gegen das Monsanto-Herbizid Roundup resistent ist. Lars Fischer hat dieses Paper bei Spektrum.de bereits ausreichend zerlegt; die methodischen Schwächen scheinen so groß zu sein, dass man das Paper eigentlich nur in die Tonne kloppen kann. Dass die Mainstream-Medien diese Warnung nicht befolgt haben, ist natürlich klar …
Ich persönlich finde die Diskussion um transgenen Mais ja durchaus angebracht und habe sie – hier zum Beispiel – auch selbst schon gerne mal angezettelt. Und sich um die Sicherheit unserer Nahrungsmittel Sorgen zu machen ist auch nicht per se eine schlechte Idee; schade nur, wenn dann die methodische Sauberkeit (und damit letztlich der raison d’etre einer solchen Studie) auf der Strecke bleibt.
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