Leider ist in diesen Semesterwochen “crunch time” – alles passiert auf einmal, und zwischen Notenkonferenzen, Studentenreferaten und mehreren Dutzend zu bewertenden Arbeiten bleibt kaum die Luft zum Bloggen. Doch auf den Artikel Economics and genetics meet in uneasy union
(gratis zugänglich) in nature hinzuweisen, das wollte ich dann doch nicht versäumen: Denn erstens finde ich es schon ziemlich aufregend (in jeder Hinsicht des Wortes), wenn sich Genetik und Ökonomik zu Genoeconomics* vereinen, dann kann das zwar ein weites und fruchtbares Feld erschließen – aber auch furchtbare Fehlschlüsses generieren. Und als ein solcher scheint sich eine Studie von Oded Galor, der übrigens auch dem Bonner Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit angehört und Qamrul Ashraf (Williams College) zu entpuppen, die – wie ich dem nature-Artikel entnehme – schon seit zwei Jahren durch Wirtschaftskreise zirkuliert (einen Link auf das Paper habe ich hier gefunden). Die Idee, dass die Fähigkeit zum erfolgreichen Wirtschaften im Lauf der Evolution geschärft und daher auch genetisch verankert ist, hat sicher ihre Reize; und vielleicht ist der Widerstand dagegen auch eher sozio-politisch motiviert. Aber andererseits sind die Gefahren, aus einer Korrelation eine Kausation abzulesen, die in Wirklichkeit gar nicht existiert, hier wohl besonders groß. Eine Meinung dazu werde ich mir erst bilden können, wenn ich die 100 Seiten durchgelesen – und hoffentlich verstanden – habe (und wer sich noch an meinen Eingangssatz erinnert weiß, dass das ein wenig dauern wird). Aber andererseits fand ich den Einwand der Kritiker in nature, dass sich mit der gleichen methodischen Begründung auch eine genetische Ursache für das Essen mit Stäbchen finden ließe, zu schlagfertig, um ihn nicht zu erwähnen.
* Und ich hatte mal gedacht, die Kombination von Wirtschaft und Geographie wäre was Exotisches …
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